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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Kapitel.
Das heitere Leben des pompejanischen Müßiggängers – Ein Miniatur-Bild der römischen Bäder.
    Als Glaukus Ione verließ, kam es ihm vor, als ob er durch die Luft dahinzöge. Bei der Unterredung, mit der er soeben beglückt worden war, hatte er zum erstenmale deutlich bemerkt, daß seine Liebe ihr nicht unangenehm sei und er Erwiderung hoffen dürfe. Diese Hoffnung erfüllte ihn mit einem Entzücken, dem die Erde und der Himmel zu eng erschienen. Ohne zu wissen, welchen Feind er sich eben gemacht und zurückgelassen, vergaß Glaukus nicht nur seine Sticheleien, sondern sogar dessen ganzes Dasein. Er durchwandelte die muntern Straßen, indem er im Freudentaumel die Musik des milden Liedes wiederholte, das Ione mit so großem Vergnügen angehört hatte. Jetzt trat er in die Straße der Fortuna, mit ihrem erhöhten Fußpfade und ihren von außen bemalten Häusern, durch deren offene Thüren man die glänzenden Festtagsgemälde im Innern erblickte. An jedem Ende der Straße befand sich ein Triumphbogen, und als Glaukus nun vor den Fortunatempel kam, verlieh die vorspringende Säulenhalle dieses schönen Gebäudes, das von einem Gliede der Familie Cicero's, vielleicht von dem Redner selbst, erbaut worden sein soll, der Scene, deren Charakter sonst mehr glänzend als erhaben war, etwas Edles und Verehrungswürdiges. Dieser Tempel war eines der anmuthigsten Werke römischer Baukunst. Er erhob sich auf einem etwas hohen Podium, und zwischen zwei Treppenfluchten, die zu einer Plattform führten, stand der Altar der Göttin. Von dieser Plattform führte eine dritte Flucht von breiten Treppen zu dem Portikus, von dessen geriefelten Seiten reiche Blumenkränze herabhingen. An den beiden Enden des Tempels stunden von griechischen Künstlern verfertigte Bildsäulen, und in geringer Entfernung erhob sich ein kleiner Triumphbogen, mit der Reiterstatue des Kaligula, zu deren beiden Seiten bronzene Trophäen angebracht waren. In dem Raume vor dem Tempel war eine lebhafte Volksmenge versammelt; die Einen saßen auf Bänken und unterhielten sich über Staatsangelegenheiten; die Andern sprachen von den bevorstehenden Schauspielen im Amphitheater. Eine Gruppe junger Männer lobte eine neue Schönheit und eine andere stritt über den Werth des neuesten Lustspiels; eine dritte, aus bejahrten Personen bestehende Gruppe, besprach die Wechselfälle des Handels mit Alexandria. Hiebei sah man viele Kaufleute in morgenländischer Tracht, deren eigenthümliche, weite Gewänder, farbige und mit Edelsteinen besetzte Pantoffeln, ruhige und ernste Gesichter zu den Tuniken und dem lebhaften Geberdenspiel der Italiener einen auffallenden Gegensatz bildeten. Dieses lebhafte und ungeduldige Volk nämlich hatte damals schon noch eine andere als die mündliche Sprache – eine Sprache durch sprechende und überaus lebhafte Zeichen. Ihre Nachkommen haben sie beibehalten, und der gelehrte Jorio hat über diese Art hieroglyphischer Gestikulation ein sehr unterhaltendes Werk geschrieben.
    Glaukus schritt heiter durch die Menge hindurch und befand sich bald unter einem Haufen seiner lustigen und ausgelassenen Freunde.
    »Ah!« sagte Sallust, »ich habe Dich seit einem Lustrum nicht mehr gesehen.«
    »Und wie hast Du dieses Lustrum zugebracht? hast Du einige neue Gerichte erfunden?«
    »Ich beschäftigte mich mit den Wissenschaften,« versetzte Sallust, »und manche Versuche über die Lampretenfütterung; ich gestehe übrigens, daß ich daran verzweifle, sie zu der Vollkommenheit zu bringen, die unsere Vorfahren erreichten.«
    »Unglücklicher! und warum?«
    »Weil,« antwortete Sallust mit einem Seufzer, »es nicht mehr erlaubt ist, ihnen Sklaven zur Speise vorzuwerfen. Schon mehr als einmal fühlte ich mich versucht, meinen fetten Kellermeister in den Fischbehälter zu werfen. Er würde den Fischen einen sehr öligen Geschmack verleihen. Aber Sklaven sind heutzutage keine Sklaven mehr, und haben kein Mitgefühl für die Interessen ihrer Herren, sonst würde sich Davus mir zu gefallen selbst umbringen.«
    »Was gibt es Neues aus Rom?« fragte Lepidus, als er sich der Gruppe langsamen Schrittes näherte.
    »Der Kaiser hat den Senatoren ein prächtiges Abendessen gegeben,« antwortete Sallust.
    »Er ist ein gutes Geschöpf,« fiel Lepidus ein; »man versichert, er lasse Niemand von sich, ohne ihm seine Bitte zu gewähren.«
    »Vielleicht würde er mir erlauben, einen Sklaven für meinen Fischbehälter zu tödten,« entgegnete Sallust lebhaft.
    »Es

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