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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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engsten Zusammenhange mit der Magie stund der Gottesdienst der Isis, und die egyptische Religion war das Mittel, wodurch sich der Glaube an das egyptische Zauberwesen verbreitete. Die Theurgie oder weiße (gutartige) Magie, sowie die Goëtie, oder schwarze (bösartige) Zauberkunst, waren im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung gleich stark im Ansehen, und die Wunder eines Faust halten keinen Vergleich aus mit denen des Apollonius. [Fußnote: Während der ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung war die heidnische Philosophie, insbesondere die des Pythagoreas und des Plato, nicht nur durch den wildesten Mysticismus, sondern auch durch die vernunftlosesten Träumereien der Magie entwürdigt und verfälscht worden. Pythagoreas verdiente in der That kaum ein besseres Schicksal; denn obwohl er ein überaus geistvoller Mann, war er doch im höchsten Grade Marktschreier und ganz dazu geschaffen, der Vater einer Schule von Magiern zu werden. Er befaßte sich entweder selbst mit der Magie oder maßte sich wenigstens ihre Attribute an, und seine Jünger erzählten sich wunderbare Geschichten, wie er auf die Mondscheibe geschrieben, und an mehren Orten zu gleicher Zeit sich gezeigt habe. Seine goldenen Regeln genossen in Großgriechenland besondere Verehrung, und aus seiner Lehre von den geheimen Zahlen zogen seine Schüler eine Menge anderer geheimer Lehren. Der merkwürdigste der Betrüger, die auf ihn nachfolgten, war der im Texte erwähnte Apollonius von Tyana; alle Arten von Wundern begleiteten diesen Herrn. Proteus, der egyptische Gott, verkündete seiner Mutter vor ihrer Niederkunft, daß er selbst (Proteus) durch ihre Vermittlung von Neuem in der Welt erscheinen werde, wornach man allerdings dem Proteus die Gabe der Verwandlung zugestehen müßte. Apollonius kannte die Sprache der Vögel, las die Gedanken von Menschen in ihrer Brust und verkehrte mit einem Spiritus familiaris . Er ward an einem vom Teufel besessenen Burschen zum Teufel und veranlaßte einst den Pöbel, einen armen Dämon von ehrbarem und bettelhaften Aussehen, der sich nach dieser Operation in einen großen Hund verwandelte, zu steinigen. Er weckte Todte auf, verbrachte eine Nacht bei Achilles, und als Domitian ermordet wurde, rief er, obgleich er sich in jenem Augenblicke zu Ephesus befand, mit lauter Stimme: »Nieder mit dem Tyrannen!« Das Ende eines so großen Mannes war seines Lebens würdig. Er scheint in den Himmel gefahren zu sein. Was ließ sich auch Geringeres erwarten von einem Manne, der den Teufel gesteinigt hatte? Sollte ein englischer Schriftsteller einen neuen Faust schreiben wollen, so empfehle ich ihm den Apollonius. ] Könige, Hofleute und Weise, Alles zitterte vor den Meistern der gefürchteten Wissenschaft. Und keineswegs der berühmteste seines Stammes war der fürchterliche, tiefe Arbaces. Sein Ruf und seine Entdeckungen waren Allen, die Magie trieben, bekannt, und sie überlebten ihn sogar; doch nicht unter seinem wirklichen und weltlichen Namen wurde er von den Zauberern wie von den Weisen geehrt. Ihre Huldigung gab ihm einen geheimnisvolleren Namen, und lange lebte er in Großgriechenland und in den Ebenen des Morgenlandes unter dem Titel: »Hermes, der Herr des flammenden Gürtels,« im Andenken fort. Seine spitzfindigen Forschungen und seine gepriesenen, in mehren Werken mitgetheilten Entdeckungen befanden sich unter jenen Abhandlungen über die geheimen Künste, welche die neubekehrten Christen zwar freudig, aber nicht ohne Furcht in Ephesus verbrannten, und so der Nachwelt die Zeugnisse von der List des höllischen Feindes entzogen.
    Das Gewissen des Arbaces war durchaus nur das Gewissen des Verstandes; es wurde durch keine moralischen Gesetze zurückgeschreckt. Er glaubte, wenn der Mensch solche Schranken der Masse setze, so könne er sich auch durch eine höhere Weisheit über dieselben erheben. »Wenn ich,« so folgerte er, »Geist genug besitze, um Gesetze aufzulegen, habe ich da nicht auch das Recht, über meine eigenen Schöpfungen zu gebieten? Noch mehr, habe ich nicht das Recht, die Gegengriffe von niedrigen Geistern zu beherrschen, zu umgeben, zu verachten?« Wenn er somit ein Bösewicht war, so rechtfertigte er seine Schlechtigkeit gerade durch das, was ihn hätte tugendhaft machen sollen, nämlich durch das Übergewicht seiner Intelligenz.
    Wie alle Menschen mehr oder weniger eine leidenschaftliche Neigung nach Macht in sich tragen, so entsprach diese Neigung in Arbaces seinem übrigen

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