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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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mochte, zwei oder drei Schützen seien da am Werk. Die Wilden Jäger gingen in Deckung, dennoch wurden zwei von ihnen getroffen. Allzuviel schien ihnen das aber nicht auszumachen. Einer mit Hornzöpfen schleuderte sogar eine Fischerharpune nach dem Ruderboot. Zitternd blieb sie im Bug dicht neben Hellas stecken.
    Das Segelschiff machte keine Anstalten, den Kurs zu ändern. Mit seiner höheren Geschwindigkeit wollte es einfach am Ruderboot vorbeipreschen und der Walherde hinterher. Das Mammut lenkte seinen Nachen beinahe genau in den Kurs des mehr als doppelt so großen Einmasters. Bestar schleuderte den Haken, der sich an der Reling des Einmasters verfing, zerrte mit Gewalt das Ruderboot längsseits, bis es bockend gegen den höheren Schiffsrumpf krachte und wickelte rasend schnell das Seil um die Dolle. Hellas ging beinahe über Bord bei diesem Manöver, konnte sich aber gerade noch festhalten. Einer der Jäger – er trug einen Haarkamm – tauchte an der Reling auf, um das Enterseil zu kappen, doch Bestar drosch ihm frech von unten herauf sein Ruderblatt gegen den Schädel. Als der Jäger sich wieder gefangen hatte und einen zweiten Anlauf unternahm, schoß Hellas ihm aus dem Liegen einen Pfeil durch den Gaumen. Gurgelnd brach der in Felle gehüllte Hüne zusammen.
    Mit einem wilden Schrei ließ Bestar seine improvisierte Langwaffe fallen und packte die Reling des Einmasters. Schwungvoll zog er sich hoch und flankte über die Kante an Deck. Sofort sah er sich drei Gegnern gegenüber, die langsam auf ihn zukamen. Der Blauhaarige hatte zwei gesägte Krummsäbel, der mit den Hornzöpfen wog eine Doppelaxt in Händen, und der dritte, mit dem Spielbrettmuster auf dem Kopf, legte grinsend eine gewaltige und in sich wie ein Korkenzieher verzogene Armbrust auf Bestar an.
    Â»Fehler!« dachte Bestar noch und sprang irgendwohin. Die Armbrust klackte. Der Bolzen traf Bestar dermaßen hart im Oberschenkel, daß er im Sprung um seine Querachse gedreht wurde und mit dem Kopf dort aufschlug, wo gerade noch seine Beine gewesen waren.
    Rodraeg hatte Mühe, überhaupt an der gegnerischen Reling hochzukommen. Er mühte sich und schnaufte und rutschte immer wieder ab. Hellas war eher oben. Auch Eljazokad war schneller, hing schon halb über der Brüstung und brüllte sein »Jetzt!«.
    Rodraeg ließ los, plumpste ins Ruderboot zurück und bedeckte seine Augen wie ein Kind, das nicht gefunden werden möchte.
    Â»Baahm!«
    Der Lichtblitz, den Eljazokad entfesselte, fraß sich sogar noch durch Rodraegs Finger und Lider. Gleichzeitig wurde Rodraeg klar: Wenn dieser Blitz von Wandry aus gesehen wurde, würde man ihn sofort mit der Zerstörung des Sturmhauses in Verbindung bringen und möglicherweise Boote ausschicken, um der Übeltäter habhaft zu werden. Mit etwas Glück konnte das Mammut den Wilden Jägern alles in die Schuhe schieben.
    Grollend taumelten die Jäger durcheinander, faßten nach ihren erblindeten Augen. Hellas riß den Degen heraus und stach ihn dem Armbrustschützen quer durch den Leib, doch der schrie weder, noch brach er zusammen. Mit einer fahrigen Abwehrbewegung der Hand schleuderte er Hellas auf die Planken.
    Der Blauhaarige fand als erster die Orientierung wieder, aber mit den Worten »Ich habe es satt, dauernd durchlöchert zu werden« mühte Bestar sich hoch, hüpfte aberwitzig auf einem Bein über das schlingernde Deck und stellte sich dem Blauhaarigen mit gezogenem Schwert in den Weg. Eljazokad beugte sich über die Reling hinunter und half Rodraeg, der keine Luft mehr bekam, hinauf. Zum Dank schubste Rodraeg Eljazokad über die Kante ins Ruderboot zurück und richtete sich mit dem Anderthalbhänder in der Hand auf, so weit es sein schmerzender Brustkorb erlaubte.
    Zwei der drei Jäger waren immer noch geblendet. Der Blauhaarige kämpfte beidhändig gegen Bestar, der waghalsiges Können aufbot, um zwei Attacken parieren und darüber hinaus noch zurückschlagen zu können. Hellas sprang wieder auf und stach erneut auf den schon Verwundeten mit der Vierecksmusterfrisur ein. Der vierte Jäger zog sich stöhnend an der Reling hoch, obwohl ihm erschreckenderweise ein Pfeil vom Unterkiefer her im Kopf steckte.
    Rodraeg schauderte. Eile war geboten. Eljazokad hatte ihnen ein paar Sandstrichbruchteile erkauft. Wenn Rodraeg die nicht nutzte, war alles vorüber. Es ging jetzt

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