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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ich denke, dieser Raukar war Nummer eins. Und er war nicht für uns. Nummer zwei muß es also sein.«
    Â»Ich bleibe jetzt auch wach«, sagte Hellas. »Das ist ja richtig aufregend.«
    Â»Ich lege mich wieder hin«, sagte Naenn. »Die Nacht ist noch zu lang.«
    Sie hatte recht. Es vergingen vier Stunden, in denen auch denjenigen, die sich zum Wachbleiben zwingen wollten, mehrmals die Augen zufielen, bis es erneut klopfte. Als es endlich soweit war, war Hellas viel zu müde zum Aufstehen, und nur Cajin und Naenn huschten oben auf den Treppenabsatz, um möglichst viel mitzubekommen.
    Rodraeg war genauso ausgerüstet wie beim ersten Gast: Hose, Kjeerhemd, Kerze. Das Klopfen war diesmal zaghafter gewesen, ein Fingerknöchel anstatt der Unterseite einer Faust. Erneut öffnete Rodraeg mit einem Ruck und weit.
    Kein Nebel. Nur Nacht und ein etwa dreißigjähriger Mann, gekleidet ganz in Schwarz. Schwarze Hose, schwarzes Hemd mit schwarzer Weste, eine schwarze Jacke, die bis knapp zu den Schenkeln reichte und deren Ärmel in breite Manschetten mündeten. Kurze, störrisch wirkende schwarze Haare. Ein interessantes Gesicht mit einer markanten Nase und einem unrasierten Kinn. Der Mann trug keinerlei Waffe, das allein nahm Rodraeg schon für ihn ein.
    Â»Entschuldigt bitte die späte Störung«, lächelte der Fremde und zeigte seine leeren Hände vor. »Ich bin jetzt seit mittlerweile … zweiunddreißig Tagen auf der Suche nach euch und habe noch keine Bleibe zur Nacht gefunden. Ich wollte fragen, ob es möglich wäre, daß ich gleich hier übernachte.«
    Â»Auf der Suche nach uns?«
    Â»Ja. Ich will für euch arbeiten. Laßt ihr mich ein?«
    Rodraeg war einigermaßen sprachlos. Auf der Suche nach ihnen? Seit zweiunddreißig Tagen? Vor zweiunddreißig Tagen hatten sie noch als Gefangene in der Schwarzwachsmine bei Terrek Not gelitten, und dort war dieser Mann garantiert nicht gewesen. Es war wohl besser, solche Fragen im Haus zu erörtern, aber nach seiner Begegnung mit dem unheimlichen Heimlichgeher war Rodraeg vorsichtiger geworden.
    Â»Wartet einen Augenblick«, beschied er dem Fremden, schloß die Tür und eilte Naenn und Cajin entgegen.
    Cajin begann sofort seinen Bericht: »Er kam aus Richtung Innenstadt und betrachtete sämtliche Häuser und Türen so genau wie möglich. Vor unserer Tür blieb er stehen und sah sich das Mammut genau an. Dann hat er gleich geklopft.«
    Â»Naenn?«
    Â»Ich rate zur Umsicht. Ich kann eine leichte magische Aura wahrnehmen. Er ist nicht ganz so harmlos, wie er wirken mag.«
    Â»Kann ich ihn hereinbitten?«
    Â»Tu das. Ich werde dabeibleiben.«
    Â»Ich auch«, bekräftigte Cajin.
    Rodraeg nickte, ging zurück zur Tür und öffnete sie. Unterdessen trappelten Cajin und Naenn ins große Zimmer und entzündeten dort einige Lichter.
    Â»Kommt herein«, lud Rodraeg den Wartenden ein. »Wie ist Euer Name?«
    Â»Eljazokad.« Sie gaben sich die Hand. »Und deiner?«
    Â»Rodraeg. Rodraeg Delbane. Nehmt bitte Platz.«
    Mehrere Kerzen ließen den Raum und den Tisch nun golden schimmern. Cajin holte Trinkwasser für alle aus der Küche. Während Rodraeg die anderen kurz vorstellte, trank Eljazokad einen Becher sofort leer und goß sich dann gleich noch mal nach.
    Â»Entschuldigt bitte meine Unhöflichkeit. Meine Vorräte sind vorgestern zur Neige gegangen.«
    Â»Wollt Ihr etwas essen?« fragte Naenn. »Wir haben Brot und Käse da.«
    Â»Danke, nein. Ich möchte zuerst erklären, was mich hierherführt. Es ist nur … ziemlich schwierig zu erklären, ohne wie ein Verrückter zu wirken.« Er sah Naenn sehr tief in die Augen, bis sie ihre Augen niederschlug. »Du bist ein Schmetterlingsmensch, ist das wahr?«
    Â»Ja.«
    Â»Das ist gut. Ich denke, daß ich hier richtig bin. Genaugenommen folge ich nämlich einem Traum. Einem Traum von einem Mammut.«
    Rodraeg, der bislang an der Wand gelehnt hatte, um den Überblick zu behalten, angelte sich nun einen Stuhl und setzte sich. »Erzählt.«
    Â»Vor zweiunddreißig Tagen, am vierzehnten Blütenmond, hielt ich mich in Skerb auf, in einem Gasthaus unweit des Hafens. In jener Nacht hatte ich einen von diesen Träumen, über die meine Mutter mir auf den Lebensweg mitgab, daß man ihnen folgen müsse, denn sie könnten Botschaften der

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