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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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würdet Ihr dann auch für uns arbeiten wollen?« fragte Naenn argwöhnisch.
    Eljazokad lächelte. »Ich denke, daß das eine zum anderen führt. Das Ziel des Weges, den mein Traum mir vorgibt, ist die Heilung eines sterbenden Kindes. Wenn ich eurer Fährte folgen muß, um dieses Ziel zu erreichen, habt ihr entweder selbst mit Heilung zu tun, oder aber, was ich bei euch erfahre und lerne, wird mich auf diesen Weg führen. Wäret ihr Halsabschneider und Lumpen, so würde ich mich weigern, mit euch Hälse abzuschneiden und Lumpentaten zu begehen, aber ich würde bei euch bleiben und euch die Treue halten, um den Abzweig nicht zu verpassen, der mich zu diesem Kinde bringt.«
    Â»Ihr seid ein eigentümlicher Mensch, daß Ihr Euren Träumen so traut«, sagte Rodraeg.
    Â»Ihr seid ein Magier«, brachte Naenn es auf den Punkt.
    Eljazokad rieb sich verlegen den Hinterkopf. »Meine Mutter sagte, ich sei der Sohn eines Magiers, aber ich habe meinen Vater nie kennengelernt. Meine magischen Fähigkeiten beschränken sich darauf, kleine Kunststücke mit Licht vorzuführen.«
    Â»Kunststücke mit Licht?« Cajin war ganz Ohr und Auge.
    Â»Etwa so.« Eljazokad streckte den Zeigefinger der rechten Hand in Richtung einer Kerze aus, die vor Naenn auf dem Tisch stand. Eine Weile hielt er die Hand ruhig in dieser Haltung, dann führte er unter dem Zeigefinger Daumen und Mittelfinger zusammen und schnippte. Die Kerzenflamme veränderte sich nicht in ihrer Größe, aber für einen Augenblick, bis der letzte Nachhall des Schnippens verklungen war, leuchtete diese unscheinbare Flamme so hell, daß der ganze Raum in Weiß und Schwarz unterteilt wurde. Dann war es vorüber. Cajin und Rodraeg blinzelten verblüfft.
    Â»Das ist schon alles«, entschuldigte sich Eljazokad. »Ich kann keine Leute durch die Luft schweben lassen, keine Brände entfachen, keine Blitze aus den Augen schießen. Ich kann Helligkeit und Dunkel verstärken und abschwächen, und selbst das kostet mich schon Konzentration und Anstrengung. Nichts Atemberaubendes also. Nette Kunststückchen, um Angetrunkene in einer Wirtsstube dazu zu bringen, mir einen auszugeben.«
    Â»Ihr seid ein Lichtmagier!« hauchte Cajin begeistert. Rodraeg war ebenfalls beeindruckt, auch von der Bescheidenheit des Magiers.
    Â»Wenn Ihr nicht wißt, was wir tun«, fragte er vorsichtig, »was stellt Ihr Euch denn vor? Worauf laßt Ihr Euch ein, wenn Ihr für uns arbeitet?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich müßte raten.«
    Â»Ratet.«
    Â»Ihr habt eine Schmetterlingsfrau dabei, einen Jungen, der fast noch ein Knabe ist, ein Haus in Warchaim. Der Anschlag am Rathaus sprach von den vier Elementen und daß sie Hilfe brauchen. Ihr forscht, würde ich vermuten. Vielleicht handelt ihr auch mit Kräutern und medizinischem Wissen.«
    Rodraeg räusperte sich. Naenn sagte: »Ihr verwechselt uns mit Eurem Traum.«
    Â»Was macht ihr dann?« Eljazokad fragte offen und freundlich. Es war erstaunlich wenig Argwohn an ihm.
    Â»Ihr … tragt keine Waffe?« stellte Rodraeg eine Gegenfrage und wechselte einen Blick mit Naenn, die fast unmerklich nickte.
    Â»Nein«, gab der Magier unumwunden zu. »Waffen bringen Unglück. Wo Waffen sind, werden sie auch eingesetzt. Wenn keine da sind, kann weniger passieren.«
    Â»Nun gut, aber was ist, wenn die Gegenseite Waffen einsetzt?« fragte Rodraeg weiter. »Ist es dann nicht falsch, sich nicht zur Wehr zu setzen?«
    Eljazokad kaute auf seiner Unterlippe. »Gegenseite. Ich habe es bislang eher vermieden, mir Feinde zu machen.«
    Â»Seid Ihr noch nie überfallen worden?« fragte Naenn. Wieder ein Blickwechsel mit Rodraeg.
    Â»Doch. Zweimal. Aber ich hatte nichts, also hatte ich Glück.«
    Â»Skerb ist ein übles Pflaster«, sagte Rodraeg. »Die gewalttätigste und verkommenste Stadt, die ich je gesehen habe. Wie schlägt man sich dort durch ohne Waffe?«
    Eljazokad zuckte die Schultern wie einer, der tatsächlich nicht verstand, warum dieses Thema so wichtig sein sollte. »Ganz normal. Man ißt und schläft, man arbeitet und redet. Ich habe keine Waffe gebraucht.«
    Â»Wir haben noch zwei Mitglieder.« Rodraeg entschloß sich zu einer Erklärung. »Beide schlafen oben. Der eine ist ein Schwertkämpfer aus den Klippenwäldern, der andere ist ein Bogenschütze. In meinem

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