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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ganze Ding.«
    Â»Na, vielen Dank. Eigentlich wollte ich vermeiden, da an Bord zu müssen.«
    Â»Wie auch immer«, schloß Rodraeg. »Wir müssen auf alles gefaßt sein. Eljazokads Ankunft in unserer kleinen erlauchten Runde ist entweder nur Zufall oder ein dunkles Rätsel in einem Irrgarten. Ich gehe jetzt zu Rigurds Stall und sage dem Kutscher Bescheid, daß wir in wenigen Stunden aufbrechen. Eljazokad, du begleitest mich. Ihr anderen macht euch in der Zwischenzeit Gedanken darüber, ob unsere Ausrüstung vollständig ist oder noch irgend etwas fehlt.«
    Beim allgemeinen Aufbruch fragte Bestar Eljazokad: »Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?«
    Â»Ich habe keinen Nachnamen.«
    Â»Keinen Nachnamen? Aber warum nicht?«
    Â»Weil ich keinen Vater habe. Ganz einfach.«
    Â»Aber jeder hat einen Vater. Sonst kann man doch nicht auf der Welt sein, oder?«
    Â»Ich denke schon«, sagte der junge Magier freundlich. »Ich denke schon, daß es auch ohne geht.«
    Bestar dachte noch Stunden später darüber nach.
    Die Kutsche, die man in Rigurds Stall untergebracht hatte, war nicht zu übersehen. Aus dunklem Holz, stabil überdacht, geräumig genug für sechs Reisende im mit dunkelgrünen Polstern ausgeschlagenen Innenraum, die Deichsel lang und massiv genug für ein Vierergespann, an den Türen das Wappen von Slaarden Edolarde, einem der ältesten Betriebe des Kontinents. Der legendäre Edolarde war zu Zeiten eines noch nicht vereinigten und von Kriegen zerrissenen Landes mit seiner Kutsche von Küste zu Küste gerast, hatte Briefe, Fahrgäste, Alkohol und auch Waffen transportiert und sein Leben mehr als ein Dutzend Mal mit der Peitsche in der Hand verteidigen müssen. Sein Beispiel hatte König Rinwe nach der Vereinigung auf den Gedanken gebracht, ein königliches Postreiternetz aufzubauen, dem heute wiederum von privaten Kurierdiensten wie Carhard & Bernsten Konkurrenz gemacht wurde. Dies alles ging jedoch auf den Mut und die Tatkraft von Slaarden Edolarde zurück. Rodraeg berührte das Wappen mit den verschlungenen Buchstaben S und E mit großem Respekt.
    Von Rigurd erfuhren sie, daß sich der Kutscher Alins Haldemuel ein Zimmer im nur vier Häuser entfernt befindlichen Würfelbecher genommen hatte, um möglichst schnell erreichbar zu sein. Die vier Pferde seien bestens in Form und innerhalb einer halben Stunde angeschirrt.
    Â»Das mit den Pferden wird Bestar begeistern«, prophezeite Rodraeg, als er mit Eljazokad zum Würfelbecher hinüberging. Dort flogen trotz der noch vormittäglichen Stunde bereits Wurfpfeile durch die rauchige Luft, und Spieler ließen seltsame zwanzigseitige Würfel in Lederbechern klappern und rissen anschließend entweder jubelnd die Arme hoch oder sanken leise weinend in sich zusammen.
    Alins Haldemuel entpuppte sich als dicker, gemütlich wirkender Mittfünfziger, der eine Weste mit aufgesticktem Slaarden-Edolarde-Wappen trug und an einer langstieligen Pfeife schmauchte.
    Â»Freut mich, daß es endlich losgeht«, lachte er, als er Rodraegs Hand drückte. »Ich sitze hier schon seit zwei Tagen herum und verspiele mein Gehalt. Wieviel Gäste werde ich denn nun kutschieren dürfen?«
    Â»Wir sind zu viert.«
    Â»Dann gibt es ja gar keine Platzprobleme. Was den Reiseproviant angeht, müßt ihr euch allerdings selbst versorgen. Ihr braucht aber erst einmal nur für sechs Tage einzukaufen, denn dann werden wir in Harpas Hof am Westrand des Larn haltmachen und uns dort neu ausrüsten. Am neunten Tag kommen wir durch Tyrngan und können dort noch mal einkaufen, und am zwölften erreichen wir Wandry.«
    Â»Die Bezahlung ist bereits geregelt?« erkundigte sich Rodraeg eher aus Höflichkeit, als daß er an Ribans Organisationstalent gezweifelt hätte.
    Â»Die Bezahlung ist bereits im voraus erfolgt. Für jeden Tag, den ich länger brauche als zwölf, erhalte ich empfindliche Abzüge von meinem Gehalt. Ich werde also auf eventuell im Weg stehende Straßenräuber keine Rücksicht nehmen können.«
    Â»Gut so«, lachte Rodraeg. »Wir sind in zwei Stunden soweit und treffen Euch dann vor Rigurds Stall. Abgemacht?«
    Â»Abgemacht. Die Pferde können es kaum erwarten, wieder Straße unter die Hufe zu bekommen.«
    Â»Also bis nachher.«
    Die letzten beiden Stunden vergingen wie im Flug.
    Cajin und Naenn besorgten

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