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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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es?«
    Der Fremde war unauffällig gekleidet, trug einen Tuchbeutel über der Schulter, hatte halblange dunkle Haare, ein hageres Gesicht und einen ungepflegt wirkenden Vollbart. »Könntet Ihr mich vielleicht mitnehmen? Der Kutscher hat mir gesagt, daß Ihr nach Wandry aufbrecht. Das würde auch mir gut passen.«
    Soviel zur Geheimhaltung unseres Zieles, dachte Rodraeg resigniert. Jetzt wissen die Garde, Rigurd und alle Passanten, wohin wir aufbrechen. Aber er hatte dem Kutscher nichts dergleichen eingeschärft, also war es seine eigene Schuld.
    Rodraeg musterte den Bärtigen. Er hatte das eigenartige Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben, aber er konnte die Erinnerung nicht dingfest machen. »Was führt Euch nach Wandry?« fragte er freundlich.
    Â»Ich war noch nie im Nordwesten«, gab der Fremde Auskunft. »Hier habe ich alles erledigt, was es zu erledigen gab. Die Klippenwälder scheinen mir ein lohnendes Ziel zu sein.«
    Â»Wie ist Euer Name?«
    Â»Dasco.«
    Rodraeg hoffte immer, über den Namen eines Menschen auf seine Herkunft und ein Stück weit auf seine Geschichte schließen zu können, aber Dasco sagte ihm gar nichts. Das Wort klang südländisch, vielleicht diamandanisch, doch der Mann sah nicht wie ein Südländer aus. Seine bleiche Haut schien eher in den Norden und in einen der großen Wälder, Thost oder Larn, zu passen.
    Rodraeg fühlte sich nicht wohl in seiner Nähe. »Es tut mir sehr leid, Dasco, aber wir sind eine Reisegruppe, die schon seit längerem aufeinander eingespielt ist. Es wäre eine Unannehmlichkeit für uns, einen Fremden dabeizuhaben. Ich bin zuversichtlich, daß es Euch möglich sein wird, eine andere Passage in den Nordwesten zu finden.«
    Â»Ich bin bereit, Euch gut zu bezahlen. Sagen wir: dreißig Taler?«
    Dreißig Taler! Bei der Rückkehr von dieser Mission würde das Mammutke in Geld mehr besitzen, wenn nicht unterdessen eine neue Geldlieferung vom Kreis eintraf. So knapp, wie der Kreis das Mammut finanziell immer hielt, war eigentlich jegliches zusätzliche Einkommen hochwillkommen.
    Dennoch hatte Rodraeg ein dermaßen schlechtes Gefühl beim Gedanken daran, diesen Mann in ihrer Kutsche mitreisen zu lassen, daß er beschloß, es darauf ankommen zu lassen.
    Â»Fünfzig Taler«, trieb er den Preis geradezu unverfroren in die Höhe.
    Ohne mit der Wimper zu zucken antwortete Dasco: »Abgemacht. Ich bezahle Euch sogar im voraus. Hier.« Tatsächlich holte er fünf massive Goldtaler aus seinem Tuchbeutel und reichte sie Rodraeg. Der nahm sie staunend an. Seine Barschaft hatte sich soeben beinahe verdoppelt.
    Â»Es macht mir auch nichts aus, neben dem Kutscher auf dem Bock zu sitzen, falls ihr lieber unter euch bleiben wollt. Ich habe dafür vollstes Verständnis.« Mit diesen Worten schwang Dasco sich hinauf auf den Kutschbock. Er trug keinerlei Waffe. Wie Eljazokad. Ein Magier? Zwei Magier, mit Eljazokad ? Drei Magier, mit dem Heimlichgeher von heute nacht? Rodraegs Gedanken rasten ungezügelt dahin und verirrten sich im Dickicht der Unwahrscheinlichkeit.
    Â»Muß er Euch auch noch etwas bezahlen?« fragte er den Kutscher.
    Â»Nein. Die Kutsche ist komplett für Euch angemietet. Wie viele Leute Ihr mitnehmt ist höchstens ein Platzproblem, aber ich habe Platz für sieben Gäste, also habt Ihr noch zwei frei.«
    Â»Aber …« Rodraeg suchte immer noch nach einem Haar in der Suppe. »Ihr habt keinen Reiseproviant, Dasco, und wir werden erst in sechs Tagen haltmachen, um uns zu versorgen.«
    Â»Ich werde jagen gehen, wenn wir ein Nachtlager aufschlagen. Ich gehe davon aus, daß die Pferde sich irgendwann einmal ausruhen müssen.«
    Â»Jagen? Ohne Waffen?«
    Â»Ich habe ein paar Schlingen dabei. Ich werde Euch keine Umstände machen.«
    Â»Ja, dann … gehabt Euch wohl, da oben.«
    Â»Danke, ebenfalls.«
    Die Reise ging los, nachdem Alins Haldemuel Bestar davon überzeugt hatte, daß er die Pferde noch oft genug zu sehen bekommen würde.
    Sie fuhren nach Süden aus der Stadt hinaus, um den Larnus gleich auf der großen Holzbrücke zu queren und dann in nordwestlicher Richtung am Ufer entlangzurasen. Das Tempo, das die vier Pferde machten, war wirklich erstaunlich. Rodraeg rechnete aus, daß man in dieser Geschwindigkeit wohl nur fünf Tage benötigen würde, um seinen langjährigen

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