Die letzten Worte des Wolfs
Wohnort Kuellen zu erreichen. Aber Kuellen lag nicht auf dem Weg.
Bestar lehnte sich immer wieder weit aus dem Fenster, um den Pferden beim Galoppieren zuzusehen. Die Kutsche krängte dadurch zu einer Seite über, und Alins Haldemuel bat ihn am Nachmittag zu sich auf den Bock, damit die Räder nicht einseitig belastet wurden. Dadurch wurde es wiederum zu dritt zu eng auf der Kutschersitzbank, weshalb Dasco von den anderen nach drinnen gebeten wurde. Während nun also Bestar mit groÃer Begeisterung von Haldemuel in die Grundzüge des Gespannlenkens eingeführt wurde, schwiegen sich im Inneren der Kutsche Rodraeg, Eljazokad, Hellas und Dasco gegenseitig an. Zwei Stunden später war der Spuk vorüber und Bestar und Dasco wechselten wieder die Plätze.
Hellas wand sich unbehaglich auf dem Sitzpolster. »Ich würde auch gerne mal drauÃen sitzen und den Fahrtwind im Gesicht spüren. Hier drinnen komme ich mir vor wie in einem rollenden Sarg.«
Rodraeg, der Hellasâ Unbehagen angesichts beengter Räume kannte, versprach ihm, daà er den nächsten Tag auf den Kutschbock dürfe.
Eljazokad stützte die Ellenbogen auf die Knie und sein Kinn auf die Fingerspitzen. »Was haltet ihr eigentlich von diesem Dasco?«
»Ich werde nicht schlau aus ihm«, gab Rodraeg zu. »Irgend etwas an ihm beunruhigt mich, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, was. Er wirkt einnehmender als so mancher andere, aber ⦠ich weià es nicht.«
»Von ihm geht etwas aus. Eine magische Präsenz.«
»Echt? Verdammt.« Das gefiel Rodraeg überhaupt nicht. »Wollen wir ihn besser loswerden? Ich gebe ihm das Geld zurück und die Sache ist erledigt.«
»Vielleicht wäre das ein Fehler«, machte Hellas sich bemerkbar. »Mir ist gerade ein Gedanke gekommen. Was, wenn er ein Fängermagier ist? Es ist doch ein seltsamer Zufall, daà er ausgerechnet jetzt nach Wandry möchte. Falls er ein Fängermagier ist, sollten wir ihn besser im Auge behalten, anstatt uns von ihm zu trennen.«
»Aber ⦠in dem Brief stand, daà die Fängermagie bereits wirkt, und zwar von Wandry aus«, gab Rodraeg zu bedenken. »Das kann also nicht sein.«
Eljazokad schaute die beiden fragend an. Sein Mund verbarg sich hinter seiner Hand. »Vielleicht solltet ihr mich mal so langsam in unseren Auftrag einweihen, sonst weià ich nicht, worauf ich eigentlich achten soll.«
»Du hast recht.« Mit knappen Worten erzählte ihm Rodraeg von dem zweiten Brief, den Seemagiern, der in Wandry vermuteten Fängermagie, den Buckelwalen und dem Zeitrahmen, in dem sich alles abspielen sollte. Er gab auch wieder, was Naenn über Fängermagie erläutert hatte und was in der Bibliothek zu diesem Thema und zu Buckelwalen zu finden gewesen war.
Auch Bestar und Hellas hörten aufmerksam zu und lieÃen sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. DrauÃen zog die Landschaft vorbei, fruchtbares Flachland linker Hand und der Larnus mit all seinen wechselnden Farben und FlieÃgeschwindigkeiten rechter Hand.
»Noch etwas ist denkbar«, sagte Eljazokad nach einer Weile. »Die Anwendung von Fängermagie ist verboten. Irgend jemand muà dafür sorgen, daà Verbote eingehalten werden. Möglicherweise ist Dasco nach Wandry unterwegs, weil dort Fängermagie angewendet wird und er den Auftrag hat, das abzustellen.«
»Was ihn zu unserem Verbündeten machen würde«, vollendete Rodraeg den Gedanken.
»Richtig«, bestätigte Hellas. »Nur daà er nichts von uns weià und besser auch nicht wissen sollte, falls er für die Königin arbeitet. Wie ich schon sagte: Wir sollten ihn im Auge behalten, statt ihn fortzujagen. Das kann eigentlich nur von Vorteil für uns ein.«
»Und wenn er gar nichts mit der ganzen Sache zu tun hat?« fragte Bestar.
»Dann ist es auch kein Nachteil«, schloà Rodraeg.
Am Abend suchten sie sich einen Rastplatz am FluÃufer. Dasco ging mit nichts weiter als seinem Tuchbeutel über der Schulter auf die Jagd. Hellas raunte den anderen zu, daà es ein mittleres Wunder wäre, falls Dasco hier in der FluÃebene etwas GröÃeres als eine Feldmaus fangen würde.
Rodraeg und Eljazokad legten sich zum Schlafen in der Kutsche auf die Sitzbänke, Bestar und Hellas bevorzugten das offene Sternenzelt. Alins Haldemuel streckte sich oben auf dem Dach seiner Kutsche aus, während
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