Die letzten Worte des Wolfs
Ãbelste an allem jedoch war, daà das von uns gerettete Liebespärchen auf keinen Fall zurück wollte zu ihren Müttern und Vätern. Was soll man in so einer Situation machen? Die beiden beschworen uns, ihren Eltern zu sagen, daà sie umgekommen seien. Wir aber wurden von ihren Eltern bezahlt, und man kann ja wohl kaum einer Mutter ins Gesicht lügen, ihr Kind sei tot.« Terenz seufzte. »Das Leben als Abenteurer besteht aus vielen fragwürdigen Entscheidungen. Habt ihr Das Schwert im Baum gelesen?«
»Mein Lieblingsbuch«, sagte Rodraeg.
Terenz Harpa nickte. »Meins auch, in meiner Jugend. Mit nichts als einem Schwert in der Hand losziehen und sich das Schicksal unterwerfen, in einem wilden und gefährlichen Land. Aber das meiste, was dort steht, gilt schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Das Land ist nicht mehr wild, sondern eher kompliziert. Und ein Schwert in der Hand bringt einem nur Scherereien, die einen eigentlich gar nichts angehen. Erst wenn man es lange genug geführt hat, findet man hoffentlich die Stärke, es wieder abzulegen. Ein Schwert hilft ein Stück weit bei der Entscheidung, auf wen man sich im Leben verlassen kann und auf wen nicht, aber die eigentliche Wahl muà man dann ohne eine Waffe treffen.« Seine Hand suchte die Hand seiner Frau. Beide Hände fanden sich auf der Tischplatte und hielten einander fest.
Rodraeg und Eljazokad wechselten einen Blick.
»Wie ging es aus mit dem Liebespaar?« fragte Bestar.
»Oh, wir konnten sie überzeugen, einen Brief zu schreiben, daà es ihnen gut geht, aber daà sie gemeinsam unterwegs sind nach weit, weit weg und es keinen Sinn mehr hat, sie zu verfolgen«, antwortete Adena. »Diesen Brief brachten wir den Eltern und bekamen so immerhin noch einen Teil des Lohnes, den wir für das Zurückholen der Kinder erhalten hätten.«
»Ende gut, alles gut«, grollte Dasco. »Zum Kotzen eigentlich, diese biedere Gemütlichkeit samt Allerweltsweisheiten. Jeden Moment wird jetzt noch der Balg anfangen zu krähen. Ich werde lieber drauÃen nächtigen, im Wald.« Er erhob sich gruÃlos und ging hinaus.
»Was hat er denn plötzlich?« fragte Alins Haldemuel erschrocken.
»Keine Ahnung«, sagte Eljazokad nachdenklich. »Er wirkt angespannt und unruhig, seit wir hier sind. Das ganze Essen über zitterten seine Beine unter dem Tisch. Gibt es hier irgend etwas Ungewöhnliches? Etwas Magisches?«
»Nein«, sagte Terenz aufrichtig. »Nichts.«
»Wenn ich doch nur wüÃte, wo ich ihn schon mal gesehen habe«, sinnierte Rodraeg leise vor sich hin. »Aber es kann in Aldava, in Kuellen oder in Warchaim gewesen sein. Ihr seid weitgereiste Leute«, wandte er sich an die Harpas. »Kam er euch irgendwie bekannt vor?«
»Wir reisen seit zwei Jahren nicht mehr«, lächelte Adena. »Aber eines weià ich über ihn: Er ist mir unheimlich. Habt ihr gesehen, wie er Messer und Gabel benutzt hat? Als würde es ihn Mühe kosten. Als hätte er keinerlei Ãbung darin.«
»Das allein macht ihn nicht zu einem bösen Menschen«, versuchte Eljazokad zu vermitteln.
»Das nicht. Aber er scheint Kinder zu verabscheuen. Das macht ihn mir nicht gerade angenehm.«
Nach dem Abräumen wuschen sich die Reisenden gründlich in den dafür bereitgestellten Bottichen. AnschlieÃend bezogen sie ihr Nachtquartier, einen flachen Anbau mit Lagerstätten für bis zu zehn Leute.
Mitten in der Nacht wurde Rodraeg von Eljazokad geweckt. »Stell ihn dir ohne Bart vor.«
»Ohne Bart?« nuschelte Rodraeg verschlafen. »Wen? Harpa?«
»Nein: Dasco.«
Rodraeg überlegte angestrengt. Allmählich entstand ein Bild, eine Erinnerung, aber sie war immer noch schemenhaft und nicht richtig greifbar.
»Jetzt nimm die Körperlichkeit raus«, wies Eljazokad ihn beschwörend an. »Mach ihn flach wie ein Bild.«
»Wie ein Bild ⦠wie ein Bild â¦Â« Rodraeg fuhr auf. »Du hast recht: ein Steckbrief. Ich habe ihn in Warchaim gesehen, als ich das Gesuch zur Gründung der Mammutgruppe ans Rathaus gehängt habe. Wie war noch mal der Name â¦?«
»Skandor Rigan. Ich habe den Steckbrief auch gesehen, in mehreren Städten, aber ich habe die Verbindung nicht ziehen können, bis du vorhin gesagt hast, daà du Dasco in irgendeiner Stadt schon mal gesehen hast.«
»Was hat er
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