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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die Pferde am Ufer grasten.
    Mehrmals in der Nacht spähte Rodraeg durch die Fenster nach draußen, aber von Dasco war weit und breit nichts zu sehen.
    Am Morgen war ihr Mitreisender jedoch wieder da und weckte sie sogar, nachdem er über einem kleinen Feuerchen in einem Kessel aus der Kutschenausrüstung Wasser mit Thymian erhitzt hatte.
    Sie tranken gemeinsam.
    Â»Jagdglück gehabt?« fragte Hellas mit möglichst arglosem Gesichtsausdruck.
    Â»Ein Kaninchen. Tut mir leid, aber ich habe es gleich an Ort und Stelle zubereitet und verzehrt. Ich war hungrig. Aber vielleicht fällt in der kommenden Nacht etwas für euch mit ab.«
    Â»Wir haben genug«, versicherte Rodraeg kauend.
    Die folgenden fünf Reisetage verliefen alle nach demselben Muster.
    Hellas durfte neben Haldemuel draußen sitzen, dann kam Dasco nach innen, und es war nicht mehr aus ihm herauszubekommen, als daß er aus einem Dorf in der Provinz Hessely stammte und seine Eltern nicht mehr am Leben waren. Für Bestar erklärte das immerhin, weshalb Dasco keinen Nachnamen hatte.
    Auch der Klippenwälder durfte weiterhin ab und zu neben Haldemuel draußen sitzen und die Pferde führen; auch dann kam Dasco nach innen, und es war nicht mehr aus ihm herauszubekommen, als daß er aufgrund zweier persönlicher Verabredungen in Uderun und Warchaim gewesen war und nun die Klippenwälder bereisen wollte. Rodraeg hielt es nicht für klug, ihn direkt zu fragen, ob er ein Magier sei.
    Nachts verschwand Dasco jedesmal und kehrte erst im Morgengrauen wieder zurück. Einmal brachte er tatsächlich ein erlegtes und bereits zerteiltes Reh mit und gab den anderen großzügig davon ab. Hellas raunte Rodraeg zu: »Ein Reh? Mit einer Schlinge? Wie soll denn das gehen?« Aber das Fleisch war eine willkommene Abwechslung vom Einerlei des abgepackten Reiseproviants, und man briet und schmauste gemeinsam.
    Das Wetter wandelte sich, am vierten und fünften Tag regnete es sogar. In der Kutsche wurde es durch das Prasseln des Wassers auf dem Dach nur um so gemütlicher, und die Fenster konnten mit Planen abgedichtet werden. Alins Haldemuel saß unverzagt in eine Wachsdecke gehüllt auf dem Kutschbock und lenkte seine Pferde an allen unübersichtlichen Wegstellen vorbei und besonders vorsichtig durch große Pfützen.
    Rodraeg dachte viel nach in diesen Tagen der Reise und Ruhe.
    Ãœber Naenn und ihr Kind. Ein nicht enden wollender Aufruhr an Gedanken, Befürchtungen und Selbstvorwürfen, die alle darauf hinausliefen, daß Naenn nicht glücklich war. Ihrer zur Schau gestellten Selbstsicherheit, der von ihr behaupteten Bewußtheit zum Trotz hatte sie sich ohne gründlich zu überdenken in etwas hineingestürzt, sich preisgegeben, sich veräußert und verinnerlicht zugleich. Sie mußte schier zerrissen werden von der Spannung zwischen Pflicht und Sehnen. Hätte Rodraeg an diesem schicksalhaften Tag nur ein kleines bißchen anders agiert, wäre Naenn dies – zumindest vorerst – erspart geblieben.
    Ãœber seine Vergiftung. Das Hemd des Erdgottes schien seinen Husten, das kratzende, schabende, hämmernde Schwarzwachs in ihm, tatsächlich zu besänftigen und im Zaum zu halten. Drei- oder viermal am Tag bekam Rodraeg noch Hustenanfälle, aber sie dauerten höchstens einen Sandstrich. Er mußte nie die Kutsche anhalten lassen und nach draußen rennen, um sich am Rande des Übergebens seinem schmerzenden und zuckenden Leib zu überantworten. Der Husten wurde besser. Es gab Hoffnung, und in der Art, wie diese Hoffnung entstanden war, lag eine zarte, ihm fremde und dennoch kostbar anmutende Möglichkeit des Glaubens und Vertrauens.
    Ãœber Eljazokad. Der junge Magier fügte sich ausgezeichnet in das Mammut ein. Immer ruhig, immer gelassen, dabei aber nie abweisend oder hochmütig. Bestar nannte ihn immer noch »den Seebär«, Eljazokad wehrte sich nicht dagegen. Dafür zeigte er Bestar und Hellas eines frühstückbereitenden Morgens einen verblüffenden Zauber, bei dem er die Farbe und Form des Lagerfeuers veränderte, und seitdem waren die beiden von stillem Respekt erfüllt.
    Ãœber Dasco. Rodraeg fand zu keiner Lösung. Er hatte diesen Mann schon einmal gesehen, aber anders als jetzt. Tagsüber schlief oder döste Dasco viel, nachts schien er um so munterer, aber immer fern von ihnen. Dieser Mann verweigerte sich jeglicher

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