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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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verbrochen?«
    Â»Morde. Mehrere Morde. Er hat ganze Familien ausgelöscht.«
    Â»Na großartig. Und wir bringen ihn ausgerechnet hierher.«
    Â»Was tun wir?«
    Glas klirrte im Haupthaus. Ein schriller Schrei ertönte. Dann noch einer.
    Â»Wir reagieren auf das, was er tut.« Rodraeg riß den Anderthalbhänder an sich, den er immer noch nicht richtig zu führen verstand. Darüber hinaus war er nur mit Kjeerhemd und Lendenschurz bekleidet, Eljazokad kaum besser. Immerhin wurden Bestar und Hellas durch den Lärm ebenfalls wach.
    Rodraeg sah Eljazokad direkt an. »Du bleibst besser hier bei Alins. Ohne Waffe könnte es gefährlich werden.«
    Â»Ihr werdet doch wohl zu dritt mit einem einzigen Kerl fertigwerden. Ich will den Harpas helfen.«
    Â»Wir können uns aber nicht auch noch um dich kümmern.«
    Â»Mann, seid ihr langsam«, stöhnte Bestar und stürmte voran ins eigentliche Wohnhaus. Rodraeg folgte, dann Eljazokad. Hellas als vierter. »Laßt mich nicht allein«, jammerte der Kutscher und schloß sich ungefragt an.
    Die Geräusche kamen aus dem Nebenraum, in dem das Kind der Harpas schlief. Die Tür zu diesem Zimmer war nur angelehnt. Scherben klirrten, weil jemand sich auf ihnen bewegte. Keine Schreie mehr, auch nicht die eines Kleinkindes. Eines der beiden Wandschwerter fehlte.
    Bestar durchquerte den Hauptraum mit schnellen Schritten, erreichte die Tür zum Nebenzimmer und stieß sie mit der linken Hand auf. Was dann passierte, überraschte alle: Er wurde aus dem lichtlosen Zimmer heraus angesprungen, aber nicht von einem Menschen, sondern von einem ausgewachsenen Flechtenwolf.
    Das Tier war langgestreckt ebenso groß wie Bestar, der dennoch nicht nach hinten umgeworfen wurde, sondern standhielt. Klirrend ließ er sein Schwert fallen und hielt sich die schnappenden Fänge des Wolfes mit beiden Händen vom Leib.
    Â»Es ist ein Wolf!« rief er, als ob die anderen es nicht sehen konnten. »Es ist ein Wolf! Was soll ich nur machen?«
    Â»Halt ihn fest«, schlug Hellas vor, hängte sich seinen Bogen über die Schulter und zog seinen Degen.
    Â»Nein!« brüllte Bestar. »Nicht töten! Das ist doch nur ein Tier!«
    Â»Was soll ich denn sonst machen? Ihn in den Schlaf singen?«
    Â»Ich versuche ihn bewußtlos zu kriegen. Werden Wölfe bewußtlos?«
    Hellas wandte sich zu Rodraeg hin um und griff sich wieder seinen Bogen. »Bestar können wir erst mal vergessen. Der ist damit beschäftigt, einem wilden Wolf nicht weh zu tun.«
    Die Situation war so kurios, daß Rodraeg beinahe lachen mußte. »Bestar, du bist unvergleichlich. Los kommt, wir anderen sichern das Kinderzimmer.«
    Â»Da bewegt sich noch was«, zischte Eljazokad.
    Â»Ja«, bestätigte Rodraeg. »Nicht schießen, die Harpas müssen ja auch noch irgendwo stecken.«
    Â»Dann geh vor«, empfahl Hellas und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. Bestar rang weiterhin schnaufend mit dem geifernden Wolf und bewegte sich dabei stetig rückwärts, von den anderen weg.
    Rodraeg näherte sich dem Türrahmen, aus dem heraus Bestar von einer Bestie angesprungen worden war. Er verspürte Husten in seinem Inneren rumoren, wagte es aber nicht, auch nur laut zu atmen. Der Anderthalbhänder schmerzte in beiden Handgelenken, die den Griff umklammerten.
    Im Zimmer grollte etwas. Zweistimmig. Darunter, ganz dicht am Boden, stöhnte ein Mensch, als ob er schliefe und schlecht träumte.
    Rodraeg sah Eljazokad an, der erwiderte seinen Blick und nickte. Der junge Magier ging in der Tür in die Knie, hob beide Hände, spreizte alle Finger auseinander, konzentrierte sich, schloß dann die Finger zu Fäusten und öffnete sie wieder. Als er sie öffnete, sagte er: »Baahm!« Gleichzeitig flammte das Zimmer gleißend hell auf. Eljazokad schloß und öffnete die Hände noch zweimal. »Baahm! Baahm!« Noch zweimal blitzte der Raum auf, so daß Rodraeg die beiden Flechtenwölfe erkennen konnte, die inmitten von Fensterglasscherben kauerten und panisch aufblickten, als ihre Augen von dem plötzlichen Licht zu Spiegeln einer nicht vorhandenen Sonne wurden. Terenz Harpa lag am Boden, über der umgekippten, leeren Kinderwiege. Einer der Wölfe sprang elegant und schlank durch das Fenster nach draußen. Der andere zögerte noch, doch Hellas zuckte um die Türrahmenkante und

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