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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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schoß ihm einen Pfeil ins Fell. Grollend drohte der Wolf mit hochgezogenen Lefzen ins Leere. Eljazokad ließ es ein viertes Mal blitzen: »Baahm!« Der Wolf jaulte eine anklagende Melodie und folgte dann seinem Gefährten durch das Fenster. Sofort huschten Rodraeg und Hellas, der bereits einen neuen Pfeil aufgelegt hatte, ins Zimmer, hin zu Harpa. Eljazokad hielt sich am Türrahmen fest und zog sich mühsam in die Höhe. »Mist«, ächzte er benommen, »viermal hintereinander ist eigentlich dreimal zu viel. Mir ist schwindlig.«
    Â»Aber eine erstklassige Aktion«, lobte ihn Rodraeg, während er Terenz Harpa tätschelte. »He, Terenz, komm zu dir! Was ist passiert?«
    Hellas entzündete ein kleines Licht. Aus dem großen Wohnraum drang Gepolter. Bestar war mitsamt dem Wolf gestürzt und rollte sich nun mit ihm wie balgend über die Teppichmatten. »Ich hab ihn gleich«, knurrte er mit dem Tier um die Wette. »Gleich hab ich ihn.« Hellas verzog mißbilligend das Gesicht.
    Terenz Harpa fand das Bewußtsein wieder. Er hatte Kratzer im Gesicht und eine beachtliche Beule an der Stirn. Ein Hemdsärmel hing in Fetzen herunter, und seine rechte Hand blutete, aber er schien nicht lebensbedrohlich verletzt zu sein. »Adena«, brachte er mühsam hervor. »Sie ist ihm nach.«
    Â»Was genau ist passiert?«
    Â»Adena … hatte eine Ahnung. Mit so vielen Fremden im Haus … und dem Kinderhasser irgendwo dort draußen sind wir heute beide in Adenis Zimmer schlafen gegangen. Alles war ruhig. Plötzlich splitterte das Fenster nach drinnen. Ich sprang auf, konnte aber nur einen haarigen Schemen sehen, der mich zu Boden schlug und sich mein Kind griff. Adena ist flink aus dem Raum gehuscht und mit ihrem Schwert in der Hand wieder zurückgekommen. Der Schatten ist durchs Fenster raus, das Kind im Arm. Adena hinterher, obwohl ihr immer mehr Wölfe entgegenkamen. Als ich ihr dann auch nachwollte, sprang ein Wolf mich an und schleuderte mich wieder zu Boden. Was für ein Wahnsinn!«
    Â»Der Schemen hat sich das Kind gegriffen? Du meinst, er hat es mit den Zähnen gepackt?«
    Â»Nein, mit den Händen. Mit Händen. Krallen. Ich weiß nicht, was es war. Kein Wolf, aber auch kein Mensch. Riesig groß. Ein Monster. Ich hatte keine Chance. Ihr … ihr müßt Adena helfen! Sie hat auch keine Chance … allein gegen dieses Ding.«
    Â»Wir kümmern uns drum«, versicherte Rodraeg.
    Â»Klar«, bemerkte Hellas sarkastisch. »Wir haben ja auch sonst nichts zu tun.«
    Â»Wie geht es Bestar?« fragte ihn Rodraeg.
    Hellas schaute zweimal hin und sagte dann: »Die beiden werden noch dicke Freunde.«
    Â»Dann gehen wir alleine. Eljazokad, ich fürchte, wir können dein Baahm da draußen gut gebrauchen.«
    Â»Ich komme mit, aber ich weiß nicht, ob ich es unter der Anspannung noch mal hinkriege. Ich bin leider kein Meistermagier.«
    Â»Vielleicht reicht es, daß Hellas ein Meisterschütze ist. Kommt, Jungs.«
    Â»Und was mache ich?« fragte Alins Haldemuel schüchtern.
    Â»Du und Terenz, ihr könntet nach den Pferden sehen. Es treiben sich verdammt viele Wölfe da draußen rum – nicht, daß uns die Gäule noch durchdrehen.«
    Â»Ja. Gut. Richtig. Machen wir.«
    Rodraeg, Eljazokad und Hellas schlüpften nacheinander vorsichtig durch die scharfkantig geborstene Fensterscheibe in die warme, dunstige Nacht hinaus.
    Der Regen hatte aufgehört, aber die Dunkelheit war von einer Sprühfeuchtigkeit durchwirkt, die ihre Gesichter naß glänzen ließ. Die düstere Luft war von Geräuschen erfüllt. Wölfe heulten und strichen durchs Gebüsch. Überall war Rascheln und Kratzen. Bäume knarrten. Wind ließ Blätter aneinander -schaben. Tropfen zerplatzten ploppend in Pfützen. An mehreren Orten war schnelle, rennende Bewegung. Harpas Hof war vollständig umzingelt.
    Hellas drehte sich um sich selbst und zeigte mit seiner aufgelegten Pfeilspitze in alle denkbaren Richtungen, auch aufwärts ins Astwerk. Rodraeg suchte am feuchten Grund nach Spuren, aber das war sinnlos. Es gab zu viele, und es war zu dunkel, um eine unter anderen herauszufinden. Er legte die Hände zu Trichtern an den Mund: »Adena! Adena Harpa! Wo steckst du?«
    Kaum zu hören, eine Antwort, die weit entfernte Stimme Adenas: »Ich bin hieeeeer! Kommt schnell!«
    Â»Ist das

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