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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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echt? Oder eine Falle?« argwöhnte Hellas.
    Â»Es ist erst mal ein Anhaltspunkt«, sagte Rodraeg. »Wir nähern uns vorsichtig. Vorsichtig, aber so schnell wie möglich.«
    Sie huschten los, von Deckung zu Deckung. Um sie herum war Bewegung. Schlanke, geduckte Leiber, die mit schmeckend -heraushängenden Zungen über den Grund schnürten.
    Â»Rodraeg, was ist hier überhaupt los?« fragte Eljazokad mit banger Stimme.
    Â»Ich wünschte, ich wüßte es. Als ich Anfang des Jahres aus Kuellen abreiste, ging dort gerade das Gerücht um, daß ein Werwolf über die Kjeerklippen nach Süden in den Larn vorgedrungen sei. Was Terenz uns beschrieben hat, könnte sehr gut ein Werwolf gewesen sein. Aber ich werde dennoch nicht schlau daraus. Der Waldläufer sagte mir damals, daß die Flechtenwölfe vor dem Werwolf auf der Flucht seien. Die hier aber scheinen mit ihm zusammenzuarbeiten. Ist Dasco dieser Werwolf? Wenn nicht, wo ist er abgeblieben? Und was hat es mit dem Wolf auf sich, der in Warchaim nachts an unserer Haustür schnupperte? Das sind für meinen Geschmack zu viele Wölfe, um ein Zufall zu sein.«
    Â»Vielleicht hat das irgend etwas mit unserem Auftrag zu tun«, vermutete der Magier.
    Â»Außer daß Wale, Wölfe und Werwölfe jeweils mit W anfängt, kann ich eigentlich keinen Zusammenhang entdecken«, murrte Hellas. Er schoß. Ein heller, struppiger Flechtenwolf, der aus einem Gebüsch hochgesprungen war, um sie anzufallen, wurde in die ungeschützte Brust getroffen und sackte winselnd zusammen. Hellas legte nach. Ein zweiter Wolf, kleiner und gelblicher, rannte knurrend auf sie zu. Der erste Pfeil traf, stoppte ihn jedoch nicht ganz. Der zweite Pfeil drang seitlich durch den Schädel, als Eljazokad die Zähne schon an seinem Bein spürte. Der Magier rutschte dennoch aus und rollte seitlich durchs nasse Gras. Rodraeg stellte sich neben ihn, um ihm Deckung zu geben. Zwei Wölfe kamen nebeneinander von vorne auf sie zugerannt. Sie sahen beinahe unwirklich tänzerisch aus. Die rollende Bewegung ihrer Rücken, das Aufsetzen und Hochschnellen ihrer Krallenpfoten, ihre tief gesenkten Köpfe mit den gelb glimmenden Augen – alles geschah in vollständiger Gleichzeitigkeit.
    Rodraeg hielt den Anderthalbhänder beidhändig hoch wie einen lächerlich schmalen Schild und hoffte, daß der eine Wolf, der genau auf ihn zulief, seinen Schwung verlangsamen würde, um sich nicht an der Klinge zu verletzen. Doch der Wolf sprang hoch, und Rodraeg riß das Schwert noch höher, bis das Tier mit dem Bauch gegen die flache Seite des Schwertes prallte. Rodraeg wurde so stark nach hinten umgerissen, daß er den Kontakt zum Boden verlor. Vor seinem Gesicht krallten Vorderpfoten durch die Luft, in Höhe seiner Schenkel Hinterpfoten. Er sah den Mond, der über die Galerie des Himmels raste. Hart schlug er auf. Heiß fahndete die Wolfsschnauze nach seiner Kehle. Der Atem des Tieres roch nach blutigem Fleisch. Ein Pfeil traf den Wolf. Der zuckte und bebte. Noch ein Pfeil. Zucken, Beben, Krallen, rasselndes Schnaufen. Benommen arbeitete Rodraeg sich unter dem haarigen Leib hervor, als ein dritter Pfeil das Leben des Wolfes beendete.
    Von weit her eine Frauenstimme: »Beeilt euch bitte! Hierher!«
    Hellas half Rodraeg auf die Beine. »Tut mir leid, ich habe gedacht, du kannst dich mit deinem Schwert besser verteidigen als Eljazokad ohne. Ich habe mich zuerst um seinen Wolf gekümmert.«
    Richtig, dachte Rodraeg, es waren ja zwei. Ihm drehte sich immer noch alles. Wie durch ein Wunder hatte er nicht einen Kratzer abbekommen, sämtliche Krallen hatten ihn eher nur gestreichelt als verletzt. Eljazokad lag auf dem Boden, über ihm ein ebenfalls mit drei Pfeilen durchbohrter Flechtenwolf. Der Magier war stärker in Mitleidenschaft gezogen worden, sein Gesicht und seine Handrücken waren blutiggeschürft. Hellas hatte schon wieder nachgeladen und sicherte mit unbewegtem Gesicht den Umkreis.
    Â»Ohne dich hätte es uns erwischt«, keuchte Rodraeg. »Mann, das war knapp.«
    Â»Ich verstehe das nicht«, gab Hellas leicht ungehalten zurück. »Du hast doch ein riesiges Schwert. Du mußt es nur mal richtig benutzen.«
    Â»Ja. Ich muß … noch viel lernen.« Rodraeg spürte Mitleid in sich aufsteigen mit diesen wilden und schönen Tieren. Er konnte Bestar verstehen, der sich geweigert

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