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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das vielleicht wünschen mochte.

13

Die Gezeitenfrau
    Gemeinsam mit Eljazokad vertiefte Rodraeg sich im Rathaus noch einmal in unterschiedliche Dokumente. Inzwischen hatte er das Gefühl, daß das Kjeerhemd ihn eher beengte als erleichterte. Der Anblick des hemdlosen Eljazokad half auch nicht gerade. Vielleicht gehörte das Kleidungsstück des Kjeer auch einfach in die fürsorglichen Hände der Wäscherinnen von Wandry, denn es fühlte sich stickig und aufgeladen an.
    Der Leuchtturm war seinerzeit nicht wieder aufgebaut worden, weil Yrmenlaf, der damals schon seit drei Jahren Stadtkapitän war, sich dagegen gesperrt hatte. Er war es leid, sich von den Skerbern verspotten zu lassen als ein »Kind, das ein Nachtlicht benötigte«. Auch Skerb hatte keinen Leuchtturm. Nur »handzahme Häfen« wie Fairai, Pelma und Josega hatten welche. In einem unabhängigen Bericht fand Rodraeg sogar die Vermutung, daß Yrmenlaf die Zerstörung des Turmes selbst angeordnet hatte, mit einer Sturmflut als willkommenem Deckmantel.
    Rodraeg diskutierte mit Eljazokad darüber. Yrmenlaf war ein Mann, der Tarnungen zu nutzen verstand; der seinen Willen durchsetzte, auch mit ungewöhnlichen Mitteln. Würden die Wale hier stranden, würde man dies als weitere Bestätigung dafür werten, daß Yrmenlafs Amtszeit eine wohlstandsbringende und mühelose war. Er konnte also profitieren von diesem Massaker, auch ohne vorher prophetische Prahlreden zu halten. Um so besser: Das Geschehnis würde wie ein Unfall dummer Fische aussehen, und die königlichen Kontrolleure würden womöglich gar nicht auf den Gedanken kommen, daß hier manipuliert worden war.
    Aber gab es überhaupt eine Manipulation? Wie – wenn keinerlei Magie im Spiel war?
    Ein Unfall konnte es jedoch auch nicht sein, sonst hätten die Seemagier den Kreis nicht schon vor Wochen über den Bestimmungsort der Buckelwalherde in Kenntnis setzen können.
    Zähneknirschend mußte Rodraeg sich eingestehen, daß Hellas wahrscheinlich recht hatte. Die Magie wirkte von anderswo in Richtung Wandry. Gut möglich, daß sie aus Skerb kam. Die Magie zu stoppen war dem Mammut nicht mehr möglich. Eine effektive Gegenmagie aufzubauen allerdings auch nicht, weil es einfach zu wenig nennenswerte Magier im von königlichen Kontrollen gebeutelten Wandry gab. Eine Meeresengenblockade schien tatsächlich die einzige Lösung zu sein. Aber was für eine furchtbare, das Leben vieler unschuldiger Seeleute aufs Spiel setzende Lösung!
    In einem anderen Dokument fand Eljazokad noch eine Notiz über eine vierstellige Zahlung, die unter dem Stichwort »Kriegskasse Glut« über einen Aldavaer Mittelsmann in Richtung Königspalast geflossen war. Vier Seiten in dem Aktenordner später wurde die Ausgabe »Kriegskasse Glut« als »Kriegskasse Glut/ Herbst« bezeichnet. Es gab also regelmäßige Zahlungen aus Wandry in Richtung Aldava. Regelmäßig und beträchtlich. Seit Jahren schon.
    Rodraeg schaute ihm über die Schulter, als die Funde immer eindeutiger wurden. Gemeinsam blätterten sie weiter.
    Â»Unglaublich, was für Akten die hier der Öffentlichkeit zugänglich machen«, sagte Eljazokad tonlos.
    Â»Die fühlen sich sicher«, bestätigte Rodraeg. »Niemand in Wandry interessiert sich für das Rathaus und die Dokumente, die hier liegen. Außerdem ist nichts Ungesetzliches dabei, Zahlungen an den Thron zu leisten. Ich denke, daß Skerb genauso vorgeht. Beide Städte bezahlen die Königin dafür, daß sie die Stadtgarde kleinhält und bei dem schwelenden Seekrieg mehr als nur ein Auge zudrückt. So kann die Königin sich eine kostspielige militärische Einmischung sparen und noch an der Streitlust ihrer Hafenstädte mitverdienen.«
    Â»Und weil die Garde so unbeträchtlich ist, florieren in beiden Städten das Bandenwesen und das Rotleuchtengewerbe. Jetzt verstehe ich endlich, warum das hier so reibungslos abläuft.«
    Â»Ob die Königin überhaupt darüber informiert ist?« dachte Rodraeg laut nach. »Das System wurde offensichtlich von ihrem Vorgänger etabliert. Möglicherweise sind der jetzigen Throninhaberin in ihrer erst vierjährigen Amtszeit noch gar nicht alle Mechanismen klargeworden, die den Kontinent am Laufen halten.«
    Â»Sie weiß es, vertrau mir, sie weiß es«, sagte Eljazokad mit bitterem

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