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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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gefunden«, erklärte Askelanda.
    »Ihr mögt es nicht, wenn wir Teile aus den verlassenen Städten eurer Urahnen holen, aber wir sollen uns das gefallen lassen?«
    Bandicut konnte es nicht mehr ertragen, ihnen zuzuhören. Mit größter Wahrscheinlichkeit war gar nichts damit gewonnen, ihnen zu erklären, dass beide Seiten genau dieselben Probleme hatten und es für sie besser sei, nicht gegeneinander zu arbeiten, sondern sich lieber zusammenzutun. Statt sich also vergeblich einzumischen, wanderte er hinüber zur durchsichtigen Kuppelwand, um hinauszusehen. Die Unterwasserwelt wirkte so friedlich; draußen verlief das Leben in ruhigen, alles andere als geschäftigen Bahnen. Während er den Ausblick genoss, entdeckte er tierisches Leben, das sich hier und da regte, immer gerade am Rande seines Wahrnehmungsfeldes. Als Bandicut einen Schwarm von länglichen, silbrigen Fischen mit leuchtend bunten Schwanzflossen entdeckte, der zwischen den Habitatkuppeln hin und her schwamm, stellte er sich vor, einer von ihnen zu sein – frei zu sein dort draußen in der Stille des Ozeans, einherzuschwimmen in einer fremdartigen, geisterhaften Stadt aus riesigen, beleuchteten Kuppeln. Er wünschte sich, weit weg zu sein von den Dingen, die jene miteinander auszutragen hatten, mit denen er dieses Habitat teilte.
    Das Gefühl der Ruhe verschwand, als er in der Ferne etwas Aufleuchten sah, irgendwo zu seiner Linken, nahe am Horizont – Blitze in tief hängenden Gewitterwolken, so kam es Bandicut vor: Dort lag der Todesschlund, regte sich. Bandicut fragte sich, wie vielen schlimmen Schlund-Eruptionen die Unterwasserstadt noch würde widerstehen können.
    ///Glaubst du nicht,
die da hinten könnten ein bisschen
diplomatische Unterstützung gebrauchen? ///
    Bandicut warf einen Blick über seine Schulter zurück auf die Gruppe, die nach wie vor diskutierte. Mehrere Neri umschwärmten hin und her wandernd den ziemlich irritierten Festländer, die Roboter und die anderen, die vom Weltenschiff hierher gekommen waren. Iks Blick begegnete Bandicuts, und ohne auch nur einen Muskel in seinem Gesicht zu verziehen, gelang es dem Hraachee’aner, Bandicut sein Mitgefühl zu vermitteln. Bandicut schüttelte den Kopf. /Wir können das nicht für sie ausdiskutieren und entscheiden. Sie müssen selbst herausfinden, wie das Problem zu lösen ist./
    Während mehr und mehr Zeit verstrich, bemerkte Bandicut, dass sich Hardings Haltung ganz allmählich änderte. Der Astari bestand immer weniger darauf, dass das gesunkene Raumschiff seinem Volk gehöre, und betonte zunehmend, man müsse etwas gegen den Todesschlund unternehmen. »Ich weiß nicht«, sagte Harding gerade, »wie viele meines Volkes darauf eingehen würden, etwas Derartiges zu versuchen. Sie wissen so gut wie nichts über das Neri-Volk. Doch sollte es wirklich eine Möglichkeit geben, weitere Eruptionen zu verhindern …«
    Das Gespräch wurde noch eine ganze Weile fortgesetzt.
    Am folgenden Morgen, während das Frühstück serviert wurde, stellte Antares fest, dass sich Hardings und Askelandas Haltung dem jeweils anderen gegenüber grundlegend geändert hatte. Sie diskutierten ernsthaft über die Vorteile bestimmter Nahrung aus dem Meer. Der Astari bevorzugte eher frischen Fisch, der Neri Unterwasserfrüchte. Die Unterhaltung, die die beiden führten, gab Antares Hoffnung. Sie verhielten sich zwar nicht, als seien sie einander in Freundschaft verbunden, die Härte aber war aus ihren Worten gewichen. Sie begannen, sich konstruktiv über Kooperationsmöglichkeiten der beiden Völker zu unterhalten. Doch noch war nichts entschieden. Antares allerdings hoffte zum ersten Mal, die Neri würden Harding zum Meeresspiegel hinaufreisen lassen – als Boten zumindest.
    Sie wusste, wie sehr der Anblick der sterbenden Neri Harding bewegt hatte. Sie hatte sein Entsetzen, seine Angst und sein Bedauern empfunden – und seinen tiefen Wunsch zu helfen. Und dann, nachdem Askelanda sein Angebot so harsch zurückgewiesen hatte, hatte Antares gespürt, wie daraus plötzlich Zorn geworden war. Doch Hardings Zorn war mindestens ebenso plötzlich wieder verschwunden, kaum dass er im Meer die ersten Lichtblitze aus dem Tiefseegraben des Todesschlundes hervorbrechen sah und die ersten Erschütterungen die Kuppel ganz schwach vibrieren ließen.
    Askelanda war der Gesinnungswandel schwerer gefallen als Harding. Einer der Neri hatte allerdings letztlich schlüssig darlegen können, dass es ebenso auch die Neri selbst

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