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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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dem havarierten Schiff lediglich wie durch einen Schleier fiel. Es muss etwa Mittag sein, dachte er.
    »Wie nah wirst du an das Schiff heranfahren?«, wollte Antares wissen.
    »Das kommt darauf an«, erwiderte S’Cali, senkte jedoch schon die Geschwindigkeit. »Wir wollen ja nicht die Postenlinie der Festländer durchbrechen, sofern sie überhaupt Wachen zurückgelassen haben. Falls die Festländer sich allerdings zurückgezogen haben, sollten wir besser nachsehen, was unsere Leute so machen.«
    Augenblicke später drosselte er die Maschine gänzlich und ließ das Boot zehn oder zwanzig Meter über dem Meeresboden dahintreiben. Er aktivierte ein Gerät auf der Steuerkonsole und sagte: »Ruhe jetzt, bitte!«
    Alle drei hörten still zu und beobachteten das Sonar. Zunächst blieb das Gerät stumm, und Bandicut sah nichts auf dem Bildschirm. Dann jedoch wurde er aufmerksam auf ferne, klickende Laute – vielleicht lose Ausrüstungsgegenstände, die aneinander oder gegen die Bordwände stießen, oder die Spanten des Bootes, die, von der Strömung geschaukelt, unter dem Druck des Wassers ächzten.
    Einen Lidschlag später hob S’Cali einen Finger seiner mit Schwimmhäuten versehenen Hand. Jetzt vernahm Bandicut ein fernes, schwirrendes Wimmern. Ein motorbetriebenes Fahrzeug in großer Entfernung. S’Cali deutete auf den Sonarschirm. Ein winziger Lichtpunkt wurde oberhalb des Schattenrisses sichtbar, der im Sonar die Lage des Wracks auf dem Meeresgrund markierte. »Es ist über uns«, erläuterte S’Cali, »aber auf dem Weg nach unten. Sie scheinen wohl doch noch eine Wache zurückgelassen zu haben.« Er justierte das Sonar, und weitere Lichtpünktchen erschienen ganz nah an der Silhouette des Wracks auf dem Schirm. »Da haben wir sie ja«, meinte er. »Viel bewegt sich da nicht! Was nicht das Schlechteste ist.«
    »Bist du besorgt, sie könnten uns entdecken?«, fragte Antares.
    »Mir ist es egal, ob sie wissen, dass wir hier sind. Es könnte sogar gut für uns sein, weil es sie hier in der Gegend hält. Aber ich möchte vermeiden, dass sie uns verfolgen.«
    »Kann man vom Boot ans Schallwellen nach draußen übertragen?«, erkundigte sich Bandicut, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    S’Calis sah ihn überrascht an. »Wenn es sein muss, schon.«
    »Können wir eine Durchsage übertragen? Ihnen ankündigen, dass Harding auf dem Weg zurück zur Oberfläche ist und sie auf ihn warten sollen?«
    »Sprichst du Astari?«, forschte Antares mit sanfter Stimme nach.
    Bandicut konzentrierte sich auf sein Denken und Fühlen.
    ///Recht ordentlich, meine ich jedenfalls.///
    »Selbstverständlich spreche ich Astari«, erklärte daraufhin Bandicut.
    »Nur, solange sie uns nicht verfolgen!«, sagte S’Cali, die Hand bereits auf die Antriebs- und die Ruderkontrolle des Tauchbootes gelegt.
    »Wir können ihnen mit unsrem Boot doch jederzeit entkommen«, beschwichtigte Bandicut den Neri.
    S’Cali dachte kurz über das Argument nach und schaltete dann das Außen-Com ein. Bandicut beugte sich dicht über das Mikro, überlegte einen Moment, wie er sich am besten verständlich machen konnte, und sagte dann langsam und mit klarer Stimme: »Hört zu! Hört zu! Wir sind die Neri, das Meeresvolk. Wir haben einen Astari namens Harding in unserer Obhut. Er kommt aus der Tiefe des Ozeans zurück an die Oberfläche – wegen Dekompression sehr langsam. Wir möchten, dass er zu euch zurückkehrt. Bitte wartet auf uns, damit wir euch noch einmal kontaktieren können.«
    Bandicut wiederholt die Botschaft zweimal – dann wartete er auf Antwort. Nichts geschah. S’Cali behielt die ganze Zeit über den Schirm aufmerksam im Auge. Das Sonarsignal des Festländers sank in der Nähe des Wracks immer weiter in die Tiefe. »Es kann sein, dass der Festländer kurz angehalten hat, als du gesprochen hast«, berichtete S’Cali. »Aber ich bin mir nicht sicher.« S’Cali bediente einige Kontrolleinrichtungen, und das Boot nahm wieder Fahrt auf. Der Neri-Pilot steuerte es in einem Zickzackkurs vom Wrack des Raumschiffes fort. Auch Minuten später gab es keine Anzeichen dafür, dass die Astari dem Neri-Tauchboot folgten. »Dann wollen wir mal einen Blick auf die Lichtfelder werfen«, meinte S’Cali befriedigt.
    Die Sonnenkollektoren waren ein gutes Stück vom Wrack entfernt. Größtenteils lagen die Felder mit den im Wasser treibenden Solarzellen genau über der Neri-Stadt. Sobald der Meeresboden steil in größere Tiefen abfiel, ließ S’Cali das

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