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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nicht einmal bemerkt, wie eingesperrt ich mich gefühlt habe! Nicht bis zu diesem Anblick.« Sie warf ihr Haar, das ihr in die Stirn gefallen war, zurück und blickte sich um.
    Bandicut murmelte zustimmende Worte. Der Blick über die Leere des Wassers war eigentlich eintönig, die See ruhig bis auf eine sanfte, friedlich erscheinende Dünung. Nichts war zu sehen: nur das Meer, der Himmel und die sich ebenfalls sanft in der Dünung wiegende Plattform, die das Luk der größtenteils immer noch unter Wasser liegenden Habitatkuppel umgab.
    Bandicut trat hinaus an den Rand der Plattform und schaute über die niedrige Reling, die sie einfasste. Antares und er befanden sich etwa einen Meter über dem Meeresspiegel. Einige Leitern waren von außen an der Reling befestigt, vermutlich, damit sich die Neri-Schwimmer aus dem Wasser wieder hoch auf die Plattform ziehen konnten. Während Bandicut in die Fluten starrte, erkannte er die schattenhaft dunklen Silhouetten der Sonnenkollektoren, die sich vor dem klaren Blau des tiefen Ozeans abhoben. Der Anblick erinnert gar nicht so sehr an die Sargassosee, dachte er, aber vielleicht kann man die Dinger aus größerer Höhe gar nicht mehr erkennen. Vielleicht besaßen die Astari ja auch gar keine Flugzeuge.
    »Die Felder können je nach Bedarf abgesenkt oder dichter am Wasserspiegel positioniert werden«, erklärte S’Cali vom Luk aus. »Bei hoher See oder wenn die Sensoren etwas Verdächtiges in der Gegend ausgemacht haben, werden die Felder tiefer nach unten gezogen. Aber das braucht natürlich seine Zeit.«
    Bandicut wandte sich um und musste zweimal hinsehen, um S’Cali zu entdecken. Der Kopf des Neri befand sich gerade unterhalb des Lukenrands. »Willst du nicht raufkommen?«, erkundigte sich Bandicut.
    »Ich … weiß nicht, ob das nötig ist. Außer natürlich wenn ihr um Unterstützung bittet …«
    Aufgeschreckt, weil S’Calis Stimme so verzagt klang, rückte Bandicut näher zu ihm heran. »Nein, das geht schon.« In diesem Moment legte Antares ihm die Hand auf den Arm und sandte ihm ein deutliches: Nein, nicht! Fragend sah er sie an.
    ///Ich glaube, sie möchte,
dass du den armen S’Cali in Ruhe lässt.///
    /Den ›armen‹ S’Cali? Warum den ›armen‹ S’Cali?/
    ///Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock!
Er hat einfach Angst vor dem Himmel!///
    Bandicut blinzelte verdutzt, verstand dann aber plötzlich. Natürlich! S’Cali lebte unter Wasser, hatte sein ganzes Leben dort verbracht. An einem Tag mit außergewöhnlich klarem Wasser konnte er vielleicht ein paar hundert Meter weit sehen. Es musste ihn geradezu zu Tode erschrecken, unter der Weite des Himmels zu stehen. Er hatte keine Angst vor dem Meer oder den Wellen; er hatte Angst vor dem weiten Himmel!
    »Mit uns ist alles in Ordnung hier oben«, versicherte Antares dem Neri unten am Luk, ihre Stimme klang sanft. »Warum gehst du nicht einfach an die Arbeit, die du da unten zu erledigen hast? Wir kommen zu dir runter, wenn wir irgendetwas brauchen.«
    »Gut«, erwiderte S’Cali, dessen Erleichterung greifbar schien. Er zog sich in die Kuppel zurück.
    Bandicut blickte zu Antares hinüber. »Er muss sich hier oben fühlen wie Li-Jared unter Wasser.«
    Antares brummte zustimmend. »Ich wünschte, wir könnten Li-Jared hierher bringen! Es wäre eine Wohltat für ihn, glaube ich.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Und wir dürfen nicht vergessen, uns bei S’Cali zu bedanken.«
    »Hä?«
    »Weil er uns hierher gebracht hat. Ja, gut, er hat seine Kontrollaufgaben zu erledigen – und ja, wir sollen auf Festländer-Schiffe achten! Doch mir scheint, er ist nicht nur hierher gefahren, um seine Aufgaben zu erledigen. Er wollte uns auch einen Gefallen tun.« Sie verstummte. Eine Weile standen Bandicut und sie nebeneinander an der Reling und genossen es sehr, über das Meer bis zum Horizont schauen zu können. Plötzlich ging Antares zum Luk und rief hinunter: »S’Cali, gibt es in diesem Wasser etwas, das uns verletzen könnte, wenn wir darin schwimmen?«
    Bandicut konnte S’Calis Antwort nicht hören, doch Antares trat wieder an seine Seite und sagte: »S’Cali meint, es dürfte für uns ungefährlich sein. Die Pikarta schwämmen nicht so weit oben an der Oberfläche. Ich hätte Lust darauf, eine Runde zu schwimmen.« Sie blickte hinunter ins Wasser. »Würde es dich stören, wenn ich mich entkleide?«
    Mit Müh und Not gelang es ihm, ein paar Worte hervorzuwürgen. »Ehmm … nein, ich … äh, glaub

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