Die leuchtende Stadt
nicht richtig verloschen, sondern aus dieser Daseinsebene gezogen worden war, durch ein Portal, das er nicht sehen konnte. Das Licht hatte die Ebene ohne Bedauern verlassen, ja, es schien fast schon darauf erpicht gewesen zu sein.
Und dann wurde Bandicut von Dunkelheit und einer bis ins Mark dringenden Kälte umschlossen. Schweigend zog er sich zurück und sprach nicht einmal mit dem Quarx.
Müde starrte er L’Kell an. Er wusste, er brauchte nichts zu sagen. L’Kell hatte Thoreks Tod gespürt. Hinter L’Kell trat Ik beiseite, machte Platz für Askelanda. Bandicut wandte sich um und dachte: Wird er uns – mir – die Schuld für Thoreks Tod geben? Askelanda stand neben L’Kell und sah auf Thoreks Leiche hinab. Er murmelte etwas, das Bandicut nicht verstand. Worte des Zorns? Der Trauer? Erwies er dem Toten die letzte Ehre? Der alte Neri hob den Blick und sah Bandicut an. »Seine Seele ist in die See zurückgekehrt.«
»Ich konnte nichts tun«, meinte Bandicut. »Er war schon zu weit fort.« Und, dachte er, die Art, wie er aus dem Leben geschieden ist, war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Fast so, als hätte er den Tod begrüßt.
»Wir werden ihn vermissen. Doch nicht jedes Mal, wenn jemand von uns geht, ist dies ein Grund, um unglücklich zu sein«, entgegnete Askelanda, als habe er Bandicuts Gedanken gelesen. Der altehrwürdige Neri klang zwar nicht, als sei ihm nach Feiern zu Mute, aber immerhin so, als würde er den Tod seines Artgenossen akzeptieren.
Bandicut dachte unvermittelt an Charlie-Vier, und es kostete ihn einige Mühe, den Gedanken wieder zu verdrängen. »Dann glaubt ihr an ein Leben nach dem …«
»Er schwimmt jetzt in neuen Strömungen, auf neuen Wegen durch die Tiefe. Viele sind ihm vorausgegangen, und viele werden ihm folgen.« Askelanda sprach kurz mit Corono, dann wandte er sich wieder an Bandicut. »Folgt mir bitte in einen anderen Raum!«
Bandicut blinzelte und fragte sich, ob die Neri seine Anwesenheit als Störung der Totenruhe betrachteten. Er warf Ik einen Blick zu. Der Hraachee’aner trommelte sich verwirrt mit den Fingerspitzen auf den Brustkorb.
»Kommt!«, forderte Askelanda ihn nochmals, schon in schärferem Ton, wie Bandicut meinte, auf und ging voraus.
Bandicut seufzte. Nach dem vergeblichen Versuch, Thorek zu retten, fühlte er sich völlig ausgelaugt. War jetzt etwa auch noch Lako gestorben? Er trat durch den gleichen Vorhang wie Askelanda und sah ihn neben Lakos Koje stehen. Niemand sagte etwas. Verdammt, dachte Bandicut. Er trat neben das Oberhaupt der Neri.
Lako hatte die Augen geöffnet, die zwei schwarzen Tümpeln glichen, klar und lebendig. Er blickte zur Decke. Der Neri atmete, seine Nasenflügel bewegten sich im Rhythmus seines Atems, und auch seine Kiemenschlitze öffneten und schlossen sich. Bandicuts Herz setzte einen Schlag aus. Als er sich vorbeugte, richtete Lako die Augen langsam, aber eher ruckartig auf ihn. Sein Mund bewegte sich.
Mit einem Kopfschütteln gab Bandicut ihm zu verstehen, dass er ihn nicht hören konnte.
»Er fragt: ›Bist du derjenige?‹ Seid Ihr derjenige, der sein Leben gerettet hat?« Askelandas Stimme klang eindringlich und ausdruckslos zugleich.
Sein Leben gerettet, dachte Bandicut. Hatte es also wirklich funktioniert?
»Was soll ich ihm sagen?«, fragte Askelanda.
Bandicut glaubte, ein humorvolles Glitzern in Askelandas Augen zu sehen – was ihn sehr erstaunte. »Sagt ihm einfach«, erwiderte er heiser, »dass ich eine Menge Hilfe hatte. Von den Steinen.« Er rieb sich die Handgelenke und zeigte dann auf seine Schläfe. »Von jemandem, der in mir lebt.« Er drehte sich zu L’Kell um, der sich zu ihnen gesellt hatte, und nickte. »Und von L’Kell.«
L’Kell flatterte anmutig mit den Fingern. »Ich habe gar nichts getan. Ich habe nur zugesehen und gehofft.«
Bandicut schüttelte den Kopf. »Doch, du hast mir geholfen. Ich habe es gespürt, als ich in ihm war.«
Lako bewegte die Augen, die wie glänzende Bälle in einem Gummigesicht wirkten. Wieder bewegte er den Mund, und diesmal war ein zischendes Krächzen zu hören. Und Bandicut hörte die Worte: »Ich danke dir.«
Reglos stand er da, und Tränen traten ihm in die Augen.
///Sag ihm: Gern geschehen.///
»Gern geschehen«, flüsterte er.
»Ich glaube«, meldete sich Corono zu Wort, der auf der anderen Seite von Lakos Koje stand, »dass wir ihn jetzt allein lassen sollten. Er muss sich ausruhen.«
///Glaubst du, wir könnten
einfach nur mal …
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