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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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um Liisatiina handelte. Sie stand an der gleichen Stelle, an der sie gestanden hatte, als sie vor ein paar Tagen zu den Inseln aufgebrochen waren. Stand sie noch immer dort, oder schon wieder?
    Unwillkürlich ruderte er schneller. Antworten. Er wollte Antworten. Nicht Liisatiina war für das verantwortlich was geschehen war und schon gar nicht Crystal, doch Lucianus hätte es besser wissen sollen. Hatte er geahnt, was geschehen würde? Hatte er sich nicht eindeutig dagegen ausgesprochen, dass Corus in die östlichen Wälder kam? Und warum hätte er das tun sollen, wenn er nicht geahnt hätte, was daraus erwachsen würde?
    Als sie dem Ufer schon nahe waren, erstarb Crystals Stimme schließlich und Lucthen wandte sich zu der jungen Bardin um. „Danke“, meinte er und sah wie Crystals Augen aufleuchteten. Er hätte sie nicht so lange allein lassen sollen, dachte er. Thistle saß knapp hinter ihr, eine Hand an ihren Rücken gelegt. Wenigstens er war bei ihr gewesen. Lucthen nickte dem Jäger knapp zu. Thistle erwiderte die Geste und Lucthen spürte, dass sich Erleichterung in ihm ausbreitete. Es schien ihnen gut zu gehen. Als sich Dawn regte drängte sich Crystal an ihm vorbei und kniete neben der jungen Frau nieder.
    „ Dawn?“ Crystal schob ihr den Umhang, in den sie sich gehüllt hatte, vom Gesicht und Lucthen erschrak, als er die junge Frau nun sah. Ihre Augen waren verquollen und immer noch strömten Tränen über ihr Gesicht. Irgendwie erinnerte sie Lucthen an ein wildes Tier, denn ihr gehetzter Blick glitt über Crystal ohne sie zu erkennen.
    „ Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“ Crystals schlang ihre Arme um Dawns Oberkörper. Sie hielt ihre Freundin fest als diese zu schreien begann. „Nein! Nein!“, brüllte sie wieder und wieder, stemmte sich gegen Crystals Umarmung und schrie ihre Wut in die Welt hinaus. Sie tobte immer mehr, bis das Boot schließlich bedenklich schaukelte und Lucthen sich fragte, ob Crystal wusste was sie tat. Diese redete beruhigend auf Dawn ein, streichelte über ihren Rücken und irgendwann beruhigte sich Dawn wieder, erschlaffte in Crystals Armen und ließ zu, dass Crystal sie hin und her wiegte, wie ein Kind. Lucthen sah den Schmerz in Dawns Gesicht, wie eine Narbe, die sie für immer tragen würde. Dann schluckte er hart. Er sollte besser aufhören ständig an den Schmerz zu denken, sonst würde er ihn nie bewältigen können- doch Lucthen wurde zum ersten Mal in seinem Mal in seinem Leben mit dem Tod konfrontiert. Als seine Mutter gestorben war, war er noch zu klein gewesen um ihren Verlust wirklich zu begreifen und als der Bruder seines Vaters vor ein paar Jahren gestorben war, hatte er keine wirkliche Trauer empfunden, dazu hatte er seinen Onkel zu wenig gekannt.
    Als Lucthen ans Ufer blickte, sah er, dass sich dort mittlerweile einige der Halbelfen eingefunden hatten. Er erkannte Lucianus hochgewachsene Gestalt, Vindarion und Nadjadira. Sie winkten ihnen, schienen sich zu freuen sie wieder zu sehen; doch dann schienen sie zu begreifen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sei es, weil sie nicht zurückwinkten, sei es weil ihnen auffiel, dass ihre Gruppe um ein Mitglied kleiner geworden war. Jedenfalls wurden sie still und warfen sich ratlose Blicke zu. Nur Lucianus stand so reglos wie zuvor und blickte ihnen mit ernster Mine entgegen. Vindarion half schließlich dabei das Boot an Land zu ziehen. Er warf einen Blick auf Dawn und dann auf Thistle, der leicht den Kopf schüttelte.
    „ Ihr habt die Harfe, wie ich sehe“, stellte Lucianus sachlich fest.
    Lucthen nickte. „Ja, doch es ist etwas Schreckliches geschehen. Corus er ist… Er wurde von den Trümmern des Gebäudes erschlagen.“
    Der Halbelf runzelte kurz die Brauen, warf einen Blick auf Dawn und meinte, „Lasst uns später darüber reden.“
    Crystal nickte und führte Dawn in Richtung der Hütten davon. Thistle blieb bei Vindarion stehen und erzählte ihm mit leisen Worten, was vorgefallen war. Lucthen stand unschlüssig bei Nadjadira und Lucianus, dann wandte er sich um und ging zu der Stelle, an der Liisatiina ganz alleine stand und ihm entgegenblickte.
    Als er schließlich vor ihr stand wusste er nicht, was er sagen sollte. Er sah die Trauer in ihrem Gesicht und begriff, dass sie es wusste.
    „ Es ist alles so schnell gegangen. Du hättest es nicht verhindern können.“
    Er hörte ein Schluchzen und begriff erst einige Augenblicke später, dass der Laut von ihm stammte. Dann lag Liisatiina

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