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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Nun schüttelte er den Kopf über sein Verhalten. Ein guter Jäger musste immer auf der Hut sein. Der Wald war freundlich und licht, doch nicht ungefährlich. Gerade er sollte das eigentlich am Besten wissen. War es nicht Unachtsamkeit gewesen, die seinem Vater das Leben gekostet hatte? Thistle verdrängte den schmerzhaften Gedanken und konzentrierte sich. Der Wald war ungewöhnlich still. Warum hörte er keine Vögel zwitschern? Im Geist ging er die möglichen Ursachen durch, die ihm dafür einfielen. Nach der Reihe verwarf er sie alle und das beunruhigte ihn. Der einzige Schluss, der ihm noch blieb war, dass sich die kleinen Tiere fürchteten. Doch wovor? Thistle schlich weiter, bei jedem Schritt bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Er berührte den Stamm einer Eiche. Irgendetwas hatte die Rinde verletzt. Zu hoch oben, als dass es ein Hirsch gewesen sein könnte, der sein Geweih gewetzt hatte, zu hoch für jedes Tier, das Thistle kannte. Es sei denn… Thistles Herz klopfte mit einem Mal schmerzhaft in seiner Brust. Er hoffte inständig, dass seine Freunde seiner Anweisung gehorchten und sich ruhig verhielten. Er hoffte, dass er sich täuschte. Lautlos lies er sich auf die Knie sinken und untersuchte die braune, feuchte Erde. Da! Thistle grinste zufrieden. Er hatte eine Spur entdeckt. Gebückt lief er weiter, blieb im Schatten von Büschen und Hecken, duckte sich an dicke Stämme und folgte der Spur, die immer weiter Richtung Westen führte. Dann sah er den anderen Jäger. Auch er schlich durchs Unterholz und suchte offenbar nach Spuren. Allerdings war er auf Grund seines Körperbaus nicht ganz so leise wie Thistle. Zum Glück, dachte dieser. Ich hab keine Lust allein einem Fort´mai entgegen zu treten. Thistle fragte sich, was er hier suchte. War er alleine, oder warteten Andere ganz in der Nähe? Kurz entschlossen entschied er sich dafür, der Kreatur zu folgen. Er hielt so viel Abstand wie möglich, gerade so viel, dass er nicht Gefahr lief, den Fort`mai aus den Augen zu verlieren. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Was er hier tat, war ganz schön riskant, doch irgendwie fühlte es sich richtig an. Beruhigender zu wissen, wo der Feind stand, als einfach Weiterzuziehen und keine Ahnung zu haben. Irgendwann hörte er aus der Ferne Geräusche. Stimmen? Der Gedanke, dass vielleicht ein Jägertrupp durch den Wald reiste, der keine Ahnung von der Gefahr hatte, in der sie schwebten ließ Thistle das Blut in den Adern gefrieren. Er zögerte kurz, dann stieß er den Pfiff seiner Sippe aus. Thistle konnte den Schrei des Raben so täuschend echt nachmachen, dass er nicht fürchtete dadurch die Aufmerksamkeit des Fort`mai zu erregen. Er wartete, doch der Wald blieb still. Also keine Auenbewohner. Seine Aufmerksamkeit war kurz abgelenkt gewesen und der Fort`mai im Unterholz verschwunden. Thistle fluchte leise und schlich zu der Stelle, an der er ihn zuletzt gesehen hatte. Das Buschwerk war hier dichter und die Spuren, die er hinterlassen hatte, deutlich zu erkennen. Thistle folgte ihnen und blieb dann ruckartig stehen. Das war ein ganzes Lager! Um drei kleine Feuer saßen Fort`mai in Grüppchen zusammen, unterhielten sich in ihrer Sprache aus Grunzlauten, polierten ihre Waffen oder brieten Essen über einem der Feuer. Der Gedanke was passiert wäre, wenn sie unabsichtlich in dieses Lager gestolpert wären raubte ihm einen Moment lang den Atem. Dreiundzwanzig Fort`mai zählte er. Noch nie hatte er so viele auf einmal gesehen. Thistle schloss kurz die Augen und dankte dem Falken, dass er ihn einmal mehr vor Schaden bewahrt hatte.
    Vorsichtig bewegte er sich zu der Stelle zurück, an der die Anderen immer noch standen und, wie Thistle zufrieden feststellte, leise auf ihn gewartet hatten. Er hatte nicht erst zur Sumpfwache gehen müssen um zu lernen, wie wichtig es war, dass man sich auf seine Gefährten verlassen konnte und es war gut zu sehen, dass er auf seine mittelländischen Freunde zählen konnte. In knappen Worten schilderte er, was er gesehen hatte.
    „ Wir müssen sie töten.“ Das gefährliche Glitzern war in Dawns Augen zurückgekehrt.
    „ Das können wir nicht. Sie sind uns zahlenmäßig weit überlegen.“
    „ Angsthase.“ Dawns Stimme hatte einen herausfordernden Klang und Thistle ballte wütend die Hände zu Fäusten. Das hatte er nicht verdient, dass ihn eine kleine, zierliche Frau als Angsthase beschimpfte. Er würde ihr zeigen, dass…
    Crystals legte ihm beruhigend eine Hand auf den Oberarm

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