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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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schließlich akzeptiert? Sie hielt ihn nicht für die Sorte Mensch, die einen Triumph nur genoss, wenn man seinem Feind dabei ins Gesicht sehen konnte. Irgendetwas musste man ihm bieten können!
    »König Karl hat Euch die Häuser der Juden zugestanden«, sagte sie schroff. »Darin gibt es so viele Schätze, die sie auf einer Flucht gar nicht mitnehmen könnten, und die Eure Kassen füllen. Ist Euch das nicht genug? Wollt Ihr unbedingt Blut
fließen sehen?« Wie erwartet brachte sie die Männer damit zum Schweigen. »Ihr könntet Euch einen guten Namen in dieser Angelegenheit machen, indem Ihr dafür sorgt, dass die Juden aus der Stadt ausreisen können, ohne dass ihnen ein Leid geschieht. Ihre Güter gehören Euch doch ohnehin!«
    »Einen guten Namen?«, fragte Hosto stirnrunzelnd. »Bei wem? Den Juden? Denn bei den Nürnbergern ginge ich in die Geschichte ein als der Mann, der verhindert hat, dass die Verbrecher ihre gerechte Strafe erhalten! Stellt Euch mal vor, Frau Luzinde, Euch hätte ein Geldverleiher zu viel Wucher abgeknüpft. Wolltet Ihr dann nicht auch Euer Geld zurück? Und der Mann, dessen Frau oder Tochter vergewaltigt worden ist? Soll der ohne Genugtuung zusehen, wie die Schandtäter in die nächste Stadt ziehen, um dort ein anderes Weib zu schänden?«
    »Ihr sprecht von Zurückzahlungen, von Wucher und von Genugtuung. Wo es für andere um Seelenheil und gute Werke geht, dreht sich bei Euch immer nur alles um Geld. Selbst Euer König hat genug Respekt vor dem Höchsten, um die Juden nicht einfach dem Tode zu überantworten. Glaubt Ihr, er will, dass sich in Nürnberg Christen und Juden an die Kehle gehen?«
    Die Männer im Raum schwiegen.Wenzel hatte die Arme vor der Brust verschränkt – wie Luzinde vermutete, um dem infamen Patrizier nicht an die Kehle zu gehen. Und Ulman stand blass am Fenster, seine Blicke zwischen den Anwesenden schweifend. Nur Hosto Stromer lehnte auf seiner Bank und grinste. »Klug und direkt, was? Kein Wunder, dass Ihr König Karl beeindruckt habt. Ihr appelliert an das Höhere im Menschen, an seine Gottesfurcht, an das Leben nach dem Tode, gedrückt durch die Sündenlast. Aber soll ich Euch etwas verraten?«

    »Was?«, fragte Luzinde widerstrebend.
    Hosto Stromer beugte sich verschwörerisch vor und spreizte die leeren Finger. »Meine Familie handelt mit Stoffen, mit Wein, mit Waffen, neuerdings mit welschem Papier. Die Kirche feilscht ihrerseits mit den Gütern, die sie besitzt. Ablässe, Totenmessen,Vikarien – das alles sind Güter, die man nicht anfassen kann.Viele Leute bezahlen horrende Preise dafür. Schaut Euch Konrad Groß an – er verschenkt Höfe mit weiten Ländereien an fromme Schwesternorden und lässt ganze Spitäler bauen, damit in seinem Namen ewig die Totenmesse gelesen wird!« Hosto schüttelte den Kopf. »Ich investiere mein Geld lieber in etwas, dessen Ertrag ich noch in diesem Leben ernten kann.« Er lehnte sich schnaufend wieder zurück und griff nach seinem Weinkelch. Doch Luzinde wunderte sich. Hatte sie Ulman Stromer nicht dabei beobachtet, wie er dem Klarissenkloster eine große Spende übergeben hatte?
    »Fürchtet Ihr Euch denn gar nicht vor dem Gericht Gottes?«, fragte Wenzel angewidert.
    »Fürchten? Kann ich nicht sagen. Wir werden sehen, wer dort besser fährt. Aber selbst wenn Ihr Recht habt«, meinte Hosto, »und ich brenne in jenem Leben für alle meine schlimmen Taten, dann habe ich doch die Gewissheit, für meine Kinder und Kindeskinder ein Nürnberg hinterlassen zu haben, das für die nächsten Jahrhunderte auf sicheren Pfeilern ruht. Den sichersten, die es in diesem Reich gibt, um ehrlich zu sein.« Er grinste breit. »Dafür opfere ich meine Seele gern.«
    WederWenzel noch Mose fanden darauf eine Antwort. Doch Luzinde wusste, wie der Mann zu packen war. »Wie viel wollt Ihr?«
    »Wie viel will ich für was?«, fragte Hosto überrascht.
    »Ihr lasst Euch nicht beim Gewissen packen und redet nur von Geld. Also wie viel wollt Ihr dafür, dass die Juden aus
Nürnberg ausziehen können, ohne dass ihnen ein Leid geschieht?«
    Ulrich Stromer nickte anerkennend. »Ihr lernt schnell. Aber könnt Ihr denn das Geld der Juden ausgeben? Es ist doch nicht das Eure.«
    Mose nickte müde. »Wenn Ihr Farnuftigkeit zeigt, uns geen ze lassen«, sprach er langsam, »dan werden wer sicher gerne eine Sume zalen, um unsere Birgerpflicht in Nirnberg ze beenden, wie der Rat des forschreibt.«
    Hosto schloss die Augen und bewegte die Finger einer Hand, als

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