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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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richtete ihn auf die Laterne. Das Licht verlieh ihr Sicherheit.
    Drei Abbiegungen später – Luzinde zwängte sich gerade durch eine besonders enge Stelle -, hörte sie vor sich ein Geräusch. Sie erstarrte für einen Augenblick und lauschte. Eine Weile lang geschah gar nichts; dann erklang ein Knirschen.
    Luzindes Gedanken überschlugen sich. Sie drückte sich vollends aus der Enge, denn zurück konnte sie nicht, dort standen Bel und die anderen dicht an dicht. Sie gab schnell die Laterne nach hinten weiter, machte »Pscht« und löste den Strick an ihrem Gürtel. Dann griff sie den Knüppel fester und drückte sich an die Wand. Luzinde hielt die Luft an. War dort jemand?
    »Get’s weiter?«, hörte man von hinten eine durch den Felsen gedämpfte Stimme. Sie fluchte stumm. Ein drittes Schaben von Holz auf Stein bestätigte ihre Befürchtung. Hinter dem nächsten Vorsprung stand jemand. Hatte er sie gehört? Ihr Herz hämmerte heftig in ihrer Brust. Sie konnte nur hoffen, dass derjenige
die Entfernung der Gruppe falsch einschätzte. Sie hockte sich eng an die Wand gedrückt unter einen kleinen Felsensims, um sich zu verbergen.Wenzels Worte noch im Ohr machte sie sich bereit für einen Stoß von schräg unten. Sie durften nicht entdeckt werden.
    »Hallo?«, erklang eine Frauenstimme. Luzinde fluchte innerlich. Beinahe wünschte sie sich, dass dort ein Baum von einem Kerl wartete, den sie mit einem Stoß in den Unterleib ausschalten konnte.Warum musste es eine Frau sein, die vermutlich genau so viel Angst hatte wie Luzinde selbst? Sie zögerte.
    »Hallo!«, erklang es noch einmal. Luzinde hoffte, dass die Frau einfach gehen würde. Doch als sie ein weiteres Knirschen hörte und einen schwachen Lichtschein wahrnahm, gab sie diese Hoffnung auf. Sie kam näher. Luzinde schloss kurz die Augen und griff den Knüppel fester. Als sie die leisen Schritte ganz nahe hörte, stieß sie zu.
    Sie traf etwas Weiches und hörte ein Japsen. Sie sprang auf und sah eine junge Frau, die sich auf dem Boden wand und den Bauch hielt. Die Laterne war stehend auf den Boden gefallen und brannte noch. Als die Frau Luzinde erblickte, gab sie einen stöhnenden Schrei von sich und versuchte, sich wegzuziehen.
    Luzinde stand mit dem Knüppel über ihr und wusste nicht, was sie tun sollte. Die Frau durfte nicht entkommen. Und doch konnte Luzinde sich nicht dazu durchringen, ihr Schlimmeres anzutun.
    »Luzinde!«, hörte sie Bel neben sich. »De musst was tun!«
    »Ich – ich kann nicht. Vielleicht sagt sie ja niemandem was. Oder wir nehmen sie mit.«
    »Luzinde! Wer sind die lezte Grupe, wenn de nit was machst!«
    »Ja«, sagte Luzinde, den Knüppel in der Hand. Doch sie bewegte sich nicht von der Stelle.

    »Gib her!« Bel schnappte sich den Knüppel und stellte sich über die Frau, die bereits bei den Stufen einer schiefen Treppe angekommen war. Dann schlug Bel einmal kräftig zu. Schließlich kehrte das Mädchen zu Luzinde zurück und gab ihr den Knüppel. Ihre Hände zitterten. »Ich hoff, se is nit tot.«
    »Ja«, hauchte Luzinde. »Ich auch!« Doch als sie sich an die Leine anbinden und den Zug der Menschen wieder in Bewegung setzen wollte, da zwängte sich Rebekka rücksichtslos nach vorne.
    »Der Jakob«, keuchte sie, völlig außer sich. »Der Jakob! Der is nit bei uns!«
    »Rebekka!« Luzindes Herz setzte einen Schlag aus. »Wie konnte das passieren!«
    »Er war direkt hinter mir! Als ich mich dann eben umgedret hab, da war er weg!« Rebekka brach in unkontrolliertes Schluchzen aus. »Der is’ jezt irgendwo, hat sich verlaufen! Oder in der Schtot! Er sagte irgend was von einem Frosch!«
    Luzinde stöhnte vor Entsetzen. Wenn er den Frosch holen wollte, würde er sicher zum Haus zurücklaufen. Sie hoffte nur, dass er sich hier unten nicht verlaufen hatte.
    »Er will ganz sicher nach Hause, Rebekka.«
    »Nach Haus?« Die Mutter erbleichte. »Aber was is das blos für ein Frosch?«
    »Wir haben einen Frosch im Keller gefunden. Er hält ihn in einem Krug am Bett.«
    »Oh, du Schlimmesalnize«, stammelte Rebekka, doch sie verstummte in ihren Anschuldigungen sofort. »Aber zu Haus – da wird’s doch am Schlimsten sein!«
    Luzindes Entschluss stand schnell fest. »Ich gehe trotzdem.«
    »Aber ich kom mit«, nickte Rebekka und trocknete ihre Tränen.

    »Bel«, sprach Luzinde hastig. »Du gehst weiter, bis sich der Weg gabelt. Dort wendest du dich rechts. Nimm keinen Gang, der auf diesen stößt, und keine Treppe, die hoch oder runter führt,

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