Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
Dora von ihr halten? Was wusste sie über ihre Familiengeschichte?
    »Danke dir, liebe Gret«, befreite Dora sie unerwartet lächelnd von der Unruhe. »Veits Zeilen zu lesen ist eine wahre Wohltat. Es geht ihm gut in Krakau. Das freut mich zu hören. Du ahnst nicht, wie viele Nächte ich seit dem Unglück in der Junkergasse wachgelegen und mir Veits Flucht wegen bittere Vorwürfe gemacht habe.«
    »Was soll das heißen?« Nun war es an Jörg, aufgebracht dazwischenzugehen. »Lass mich den Brief sehen. Wie kommst du dazu, dich um Veit zu sorgen? Was hast du mit seiner Flucht zu tun? Du bist eine verheiratete, nein, entschuldige, eine verwitwete Frau. Muss ich als dein älterer Bruder etwas wissen?«
    Gret zuckte zusammen. Ihr Plan drohte zu scheitern. Dabei hatte sie nur Gutes tun und alten Gram beseitigen wollen. Noch während sie überlegte, wie sie ihren Gemahl besänftigen und die Schwägerin von der beschämenden Unterstellung befreien sollte, wandte Dora sich bereits Jörg zu. Auf ihren Wangen lag eine zarte Röte, dennoch sprach sie mit fester Stimme.
    »Ich habe keine Geheimnisse vor dir. Meine Sorge um Veit ist allein der Tatsache geschuldet, dass er für meine Versäumnisse als Baumeisterin verantwortlich gemacht wird. Erinnere dich, was dein Freund Miehlke sogleich behauptet hat – Veit sei an Urbans Tod schuld. Bis heute kann ich es mir nicht verzeihen, damals nichts dagegen unternommen zu haben. In diesem Brief erwähnt Veit zufällig etwas, was einen Verdacht bestätigt, der mir selbst vor einigen Tagen gekommen ist. Genau deshalb bin ich eigentlich zu euch gegangen. Du scheinst ein besonderes Gespür dafür zu besitzen, was mich umtreibt, Gret. Anders ist es nicht zu erklären, dass du mir ausgerechnet jetzt diesen Brief zeigst.«
    Sie umarmte sie herzlich. Ob der unverhofften Zärtlichkeit erstarrte Gret zunächst, wusste nicht, wie ihr geschah. Ebenso wenig begriff sie, wovon Dora überhaupt sprach. Jörg schien es ähnlich zu gehen, wie sein ratloses Gesicht verriet.
    »Eigentlich habe ich dir den Brief herausgesucht, weil Veit darin berichtet, wie üblich es in Krakau und andernorts ist, dass Baumeister für ihre Kumpane Entwürfe fertigen, die diese dann unter ihrem eigenen Namen verwenden. Den Lohn teilen sie hinterher zu gleichen Teilen. So kann jemand wie Veit, der ein besonderes Talent besitzt, letztlich viel mehr Bauten verwirklichen, und andere, die weniger begnadet sind, kommen trotzdem zu ihren Aufträgen und damit zu ihrem Verdienst, weil sie sie ausführen. Veit hätte gar nicht die Zeit, alle seine Entwürfe als Baumeister bis zur Fertigstellung zu begleiten.«
    »Was aber hast du in dem Brief herausgelesen?«, mischte sich Jörg ein. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann ist es etwas ganz anderes. Sag schon, Schwesterherz, welchen Verdacht hat Veit dir darin bestätigt?«
    »Das will ich erst erzählen, wenn ich wirklich alle Beweise beisammenhabe. Genau deshalb bin ich hier.«
    Dora lächelte. Von neuem blitzte es geheimnisvoll in ihren Augen auf. Gret konnte den Blick nicht von ihr wenden, bis ihr endlich klarwurde, was es bedeutete. Dora hatte wieder zu sich selbst gefunden. Nach all den Monaten der Trauer um Urban und den gewaltigen Vorwürfen an sich selbst, eine Mitschuld an dem Unglück zu tragen, hatte sie nun offenbar Frieden mit sich geschlossen und war wieder offen für das Leben um sie herum. Gret haderte mit sich, ob sie sie zu dem Wandel beglückwünschen sollte oder nicht. Zu groß war die Gefahr, damit an Dinge zu rühren, die womöglich mit ihrem Verdacht gegen Urban zusammenhingen. Derart in diese Gedanken versunken, bemerkte sie viel zu spät, wie Dora zum Regal eilte und anfing, es gründlich zu durchforsten.
    »Was tust du da?« Flugs folgte sie ihr. »Sag mir, was du suchst, und ich schaue, ob ich es finde. Aber bitte wühle nicht in den Rollen und Büchern herum. Am Ende bringst du etwas durcheinander. Du weißt, wie wütend Wenzel wird, wenn er sieht, dass jemand an seinen Unterlagen war.«
    »Keine Sorge. Ich kenne ihn länger als du. Deshalb weiß ich genau, was ich hier tue.« Dora ließ sich nicht davon abbringen, Fach um Fach sämtliche Entwürfe und Schriftstücke, selbst die ordentlich von Wenzel zusammengerollten Papiere aufzurollen und anzuschauen. Ebenso verfuhr sie mit den Auftragsbüchern und blätterte sie allesamt durch, überflog hastig die Einträge.
    »Jörg!« Hilflos sah Gret zu ihrem Gemahl. Wie so oft, wenn es um seine Schwester ging,

Weitere Kostenlose Bücher