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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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wird mir eine große Ehre sein, ihn nach seiner Rückkehr kennenzulernen«, versicherte Veit und warf ihr einen eigentümlichen Blick zu.
    »Die Freude wird ganz seinerseits sein«, presste sie heiser heraus, raffte ihren Rock und eilte zur Sudpfanne.
    Dort hatte sich Gret bereits aufgebaut. Die Hände in die Hüften gestemmt, unternahm sie keinerlei Anstalten, zur Seite zu rücken. Matas hatte damit begonnen, die geläuterte Maische in die Pfanne zu geben, Szymon rückte schweigend den Hopfenkorb zurecht. Auf einmal fühlte Dora sich überflüssig. Die drei erweckten den Eindruck, miteinander im besten Einvernehmen zu arbeiten. Sie hörte ein betontes Räuspern. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Jörg sacht den Kopf schüttelte. Der Bruder hatte recht, ihr stand der Platz an der Sudpfanne zu. Noch hatte der Vater sie nicht vom Bierbrauen entbunden. Sie bückte sich nach dem Korb mit dem Hopfen, schob Matas ein Stück beiseite und griff sich den Löffel. Vorsichtig gab sie die Dolden in die Maische. Nach einiger Zeit des Rührens wurde ihr wohler.
    »Ich zeige Euch die Werkstatt«, schlug der Vater unterdessen Veit vor. »Dort gibt es einige Entwürfe, die Euch interessieren werden.«
    Ohne sich umzudrehen, spürte sie Veits Zögern. Es fiel ihr schwer, nicht wieder zu ihm hinzusehen.
    »Wo bleibst du, Jörg?«, fragte der Vater barsch. »Hier unten hast du nichts verloren. Du bist doch kein Löbenichter Mälzbrauer.«
    »Das wäre gar nicht das Schlechteste«, knurrte Jörg. »Die sind schließlich sehr angesehen in der Stadt.«
    »Was?« Die Stimme des Vaters klang wenig erfreut.
    »Bis später, Schwesterherz«, rief Jörg unterdessen Dora mit einem bedauernden Lächeln zu. Scheu streifte sein Blick Gret. Jede Spur von Fröhlichkeit war aus ihrer Miene verschwunden. Deutlich hingen ihre Mundwinkel herab. Dora meinte ein leises Grummeln zu vernehmen.
    »Los, geh schon.« Dora stieß ihn mahnend in die Seite. »Das Brauen überlässt du heute wirklich besser uns. Ich bleibe den ganzen Tag über im Haus. Nachher beim Essen haben wir ausreichend Zeit, miteinander zu reden. Du musst mir von Nürnberg, seinen wundervollen Bauwerken und all den berühmten Künstlern erzählen. Auch die weite Reise war sicher aufregend. Darüber will ich alles wissen.«
    »Es wird uns ein Vergnügen sein, Eure Neugier zu befriedigen«, erwiderte Veit anstelle Jörgs. Dora errötete. Gret entging das nicht, wie das Schmunzeln auf ihrem Gesicht verriet. Hastig griff Dora wieder nach dem Löffel und tat, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als das Kochen der Würze.
    5
    D er Weg zum Schloss erwies sich als weitaus beschwerlicher, als Gret erwartet hatte. Kurz hinter dem Schmiedetor in der Altstadt blieb sie stehen, spähte die steile, verwinkelte Gasse hinauf. Die Morgensonne sparte sich die Mühe, sich in diese Enge herunterzuquälen. Umso zärtlicher tupfte sie die hoch aufragenden, schmalen Hausgiebel mit ihren Strahlen an, zauberte der ein oder anderen goldkupfernen Wetterfahne auf den Spitzen ein glitzerndes Gewand. Das feucht schimmernde Pflaster auf dem Boden der Gasse wirkte dagegen umso ärmlicher. Es roch modrig. Gret zögerte einen Moment, ob sie wirklich weitergehen sollte. Gewiss fiel es Wenzel Selege auf, wenn sie zu lange fortblieb. Der Schwäher achtete sehr darauf, was in seinem Haus geschah. Ohne sein Wissen konnte die Katze kaum eine Maus fangen oder die Magd ein Bett aufschütteln, geschweige denn jemand aus der Familie einen Schritt vor die Tür tun. So würde ihr Vorwand, Schwägerin Dora aufsuchen zu wollen, früher oder später gewiss als Lüge entlarvt. Ein kräftiger Stoß von hinten enthob sie jedoch der Entscheidung.
    »Zur Seite!«, rief jemand brüsk. Im nächsten Moment wurde sie am Arm gerissen und fand sich gegen die Wand eines Hauses gedrückt wieder. Dicht vor ihren Füßen trottete ein gewaltiger Ochse vorbei, der einen noch gewaltigeren Wagen zog. Sie schätzte sich glücklich, keine allzu großen Füße zu haben, sonst wären sie Gefahr gelaufen, von den Rädern des schwerbeladenen Gefährts platt gewalzt zu werden. Rücksichtslos schwang der Fuhrmann auf dem Bock seine Peitsche, um den Ochsen mit einem entschlossenen Hieb auf den Nacken den steilen Berg hinaufzujagen.
    »Was fällt Euch ein!«, brauste sie empört auf. Weiter kam sie nicht. Schon erhielt sie abermals einen kräftigen Stoß in die Seite.
    »Verzeiht, meine Liebe, aber mit dem Burschen dort oben solltet Ihr Euch nicht anlegen«,

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