Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
Zygmunt August und einigen Umstehenden ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Das bestärkte sie, fortzufahren. »Das Einzige, was ich nach dem Tod meines Gemahls aus dem Schloss an mich genommen habe, sind seine persönlichen Aufzeichnungen. Das wisst Ihr ebenso gut wie ich. Ihr habt mir schließlich seine Habseligkeiten aus der Rentkammer höchstpersönlich nach Hause gebracht. Darunter befanden sich natürlich auch besagte Chroniken.«
    »Wie könnt Ihr …«, setzte Göllner an und erblasste.
    Dora aber redete gleich weiter: »Gewiss wird niemand der hier Anwesenden in Abrede stellen wollen, dass ich als Witwe das Recht habe, die privaten Notizen meines verstorbenen Mannes an mich zu nehmen, noch dazu, wenn sie mir der herzogliche Hausvogt eigenhändig nach Hause liefert.«
    Das beifällige Gemurmel ging in ein erstes zaghaftes Gelächter über. Zygmunts Augen erwachten aus ihrer Ausdruckslosigkeit. Über sein müdes Gesicht huschte ein Schmunzeln. Selbst Zygmunt August zeigte sich belustigt und beugte sich vor, um seinem Vater etwas auf Polnisch ins Ohr zu flüstern, was dieser mit einem beifälligen Nicken kommentierte.
    Göllners Miene wurde starr. Ihm war anzusehen, wie angestrengt hinter seiner Stirn der Gedanke arbeitete, wann ihm dieser entscheidende Fehler unterlaufen sein konnte und er Dora die entscheidenden Papiere versehentlich überreicht haben mochte. Verwirrt schaute Wierzynek zwischen ihm und Dora hin und her. Offenbar überlegte er gerade, ob ihm diese Version der Geschichte womöglich besser gefiel als die seines bisherigen Freundes, zumal sie bei den Majestäten auf offene Ohren stieß. Göllner musste ihm entscheidende Einzelheiten verschwiegen haben, wie er wohl gerade feststellte.
    »Die Chronik befand sich in der letzten Kiste, die mir von Euch gebracht wurde«, erlöste Dora den Hausvogt aus seinem Grübeln. »Also musste ich doch annehmen, sie war nicht für Interesse von Euch. Majestät«, wandte sie sich mit einer neuerlichen Verbeugung Zygmunt August und seinem Vater zu, »gewährt mir freies Geleit nach Kazimierz, und ich werde die beiden Oktavbände holen. Gern könnt Ihr selbst darin lesen und Euch von der Richtigkeit meiner Behauptung überzeugen. Punkt für Punkt hat mein Gemahl in seinen privaten Notizen festgehalten, wie der jetzige Hausvogt Göllner seinerzeit in Nürnberg das Vertrauen Herzog Albrechts missbraucht hat, um seine schändlichen Interessen durchzusetzen. Wenn Ihr noch einige Tage Geduld habt, kann ich Euch mit Hilfe eines guten Freundes sogar noch weitere Belege dafür vorlegen.«
    Kaum zu Ende gesprochen, schloss sie die Augen und flehte bei Gott inständig um Beistand, die von Polyphemus erwähnten Papiere würden das Behauptete tatsächlich untermauern. Solange sie sie nicht selbst gesehen hatte, musste sie den Worten des Bibliothekars vertrauen. Ebenso hoffte sie, die von dem alten Singeknecht aus Nürnberg angeforderten Schriftstücke wären längst bei Gottlieb eingetroffen.
    Im Saal erhob sich Unruhe. Verdutzt schaute Dora umher, meinte, ihre Worte wären Auslöser dafür gewesen. Dann aber bemerkte sie, wie alle zur Tür sahen. Im Vorraum des Gesandtensaales wurden empörte Stimmen laut. Anscheinend begehrte jemand an der langen Schlange der Wartenden vorbei Einlass. Zygmunt August gab den beiden Wachleuten an der Tür ein ungeduldiges Zeichen, draußen für Ruhe zu sorgen. Gerade wollte er sich seinem Vater zuwenden, um über Doras Bitte zu beraten, da wurde die Tür aufgestoßen, und eine Handvoll Männer stürmte an den verblüfften Wachen vorbei nach drinnen.
    Doras Herz machte einen riesigen Satz, als sie erkannte, wer an der Spitze der Gruppe Richtung Thron eilte – Veit Singeknecht! Mit einigem Abstand folgten, ob des hohen Tempos heftig nach Atem ringend, der dicke Bibliothekar wie auch ein in Ehren ergrauter Jude und der rothaarige Feliks Baranami. Als die Wachen die Türflügel vor den sich heftig gegen das freche Vordrängeln Aufbegehrenden aus dem Vorraum wieder schließen wollten, schlüpften noch Mathilda, der Pfarrer Tönnies sowie die königliche Hofdame Chwałka hinein. In gebührendem Abstand bauten sie sich ebenfalls im Kreis um den Königsthron auf. Verwundert stellte Dora fest, wie Chwałka ihr ein Zeichen gab, das als beruhigendes Signal zu deuten war. Dora dachte daran, wie ungünstig nach Zygmunt Augusts Worten vorhin das Urteil der Königin angeblich über sie ausfiel. Durfte sie also doch hoffen, von dieser Seite

Weitere Kostenlose Bücher