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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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schön zu hören, dass du dafür auch die vielfältigen Eindrücke deiner Reise durch Westpreußen und Polen hast nutzen können.«
    »Das hilft mir dabei, die beschwerlichen Stunden zu vergessen, die ich in Krakau erlebt habe. Schließlich geht es doch darum, nicht allein die Tradition der Ahnen weiterzuführen, sondern sie auch mit einem Funken eigener Leidenschaft zu füllen«, erwiderte sie. »Genau das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Mitunter waren es zwar sehr schmerzliche Lektionen, aber zum Glück hat sich am Ende alles zum Guten gewendet.«
    »Vor allem mit uns beiden«, fügte er hinzu und schloss sie in die Arme.
    Sie hob den Kopf, bot ihm die Lippen für einen langen, atemberaubenden Kuss. Den Geliebten endlich ganz bei sich zu haben, war die Erfüllung ihrer kühnsten Träume.
    »So früh am Morgen schon ganz in der Arbeit versunken«, riss sie die wohlbekannte Stimme des herzoglichen Bibliothekars in die Wirklichkeit zurück. Jäh gab Veit sie frei. Verlegen sortierte sie Haar und Haube, strich mit den Fingern den dunkelroten Samtrock glatt. Auch Veit wirkte beschämt. Polyphemus grinste und ergötzte sich an der Überraschung, die er ihnen bereitet hatte. »Ihr ahnt nicht, wie sehr es mich freut, Euch beide so glücklich zu sehen. Immerhin darf ich mich ganz unbescheiden rühmen, eine Kleinigkeit zu Eurem Glück beigetragen zu haben.«
    »Das werden wir Euch nie vergessen«, pflichtete Veit rasch bei und griff Dora an den Händen. »Deshalb werdet Ihr und Eure Frau zu den ersten Gästen zählen, die wir in unserem neuen Heim empfangen.«
    »Wie kommt es, Euch so früh im Kneiphof zu treffen?«, erkundigte sich Dora. »Seid Ihr wieder einem besonderen Buch auf der Spur?«
    »Ihr kennt mich fast schon besser als meine eigene Frau.« Der Bibliothekar kramte in den Weiten seines Umhangs, zog ein dünnes Buch hervor und reichte es ihr mit einer übertriebenen Verbeugung. »Das ist ein wahrer Schatz, den ich soeben bei Götz Steinhaus abholen durfte. Der Gute grämt sich nach wie vor seines feigen Verhaltens Euch gegenüber in Krakau. Deshalb bietet er mir immer wieder ganz besondere Kostbarkeiten an, die er bei eigenen Reisen durch Polen oder dank der Beziehungen zu ebenfalls weitgereisten Kaufleuten auftreibt. Dieses hier ist übrigens eine handgeschriebene Chronik aus Prag. Sie umfasst etwa die Jahre, in denen unser vormaliger Hausvogt Egbert Göllner sich anschickte, in die Dienste von Herzog Albrecht in Nürnberg …«
    »O bitte, verschont uns mit weiteren Aufzeichnungen über jene Zeit.« Abwehrend hob Dora die Hände. »Ich bin froh, dass sich alle Fragen geklärt haben, die die Belange meines verstorbenen ersten Gemahls und meines jetzigen Schwähers anbetreffen. Weiteres zu Göllner möchte ich gar nicht erst erfahren. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen.«
    »Schade.« Polyphemus betrachtete eine Weile ganz versunken das Buch, dann seufzte er und steckte es wieder ein. »Göllner wurde von Herzog Albrecht so schmählich des Landes verwiesen, dass er zeit seines Lebens einen weiten Bogen um Preußen und Polen schlagen wird. Von ihm habt Ihr also ganz bestimmt nichts mehr zu befürchten. Dieses Buch aber enthält außer den Schilderungen über jene Jahre auch ganz wunderbare Beschreibungen der Braukunst. Wie Ihr sicherlich wisst, versteht man sich in Böhmen ebenfalls bestens auf dieses Handwerk. Wahrscheinlich ist es jedoch sinnvoller, wenn ich das Buch zum Haus Eures Bruders in die Domgasse bringe. Eure Schwägerin und Euer Vater werden ihre helle Freude daran haben. Ach, es ist doch immer wieder eine Freude zu sehen, wie sehr sich Euer Vater verändert hat. Seit er sich zugesteht, im Brauen seine wahre Leidenschaft gefunden zu haben, strahlt er jeden Tag mit der Sonne um die Wette.«
    »Daran hat auch seine Frau Mathilda ihren Anteil«, warf Dora ein.
    »Die Liebe vollbringt in der Tat die größten Wunder«, ergänzte Veit mit einem vielsagenden Lächeln zu Dora.
    »Wie schön, dass alle in unserer Familie ihre wahren Leidenschaften entdeckt haben. Jetzt gilt es, das an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.« Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu.
    »Da seid Ihr auf dem besten Weg«, mischte sich Polyphemus abermals ein. »Wie ich gehört habe, darf Euer Bruder Lienhart nächstes Jahr nach Lübeck und später nach Einbeck gehen, um sich das dortige Bierbrauen anzuschauen. Auch der Erstgeborene Eures älteren Bruders wird eines Tages das Erbe würdig fortführen.«
    »Das

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