Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
entzog dem Ordensstaat jedoch die bislang gewährte Unterstützung in diesem Dauerkonflikt, und so schlitterten die Kreuzherren 1520 in einen für sie aussichtslosen Krieg gegen Polen. König Zygmunt I., zugleich als Bruder von Albrechts Mutter sein leiblicher Onkel, gewährte 1521 einen vierjährigen Waffenstillstand. Albrecht verbrachte diese Jahre im Kreis enger Vertrauter in Nürnberg, wo er ab 1522 mit dem Gedankengut der Reformation in Berührung kam. Der Theologe Andreas Osiander (1498–1552) stellte für ihn den direkten Kontakt zu Martin Luther her, von dem sich Albrecht Rat zur Reformierung des Deutschen Ordens erbat. Letztlich führte dieser Austausch dazu, dass Albrecht das Amt des Hochmeisters niederlegte und den kirchlichen Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umwandelte. Beistand erhielt er dabei von seinem Onkel, dem polnischen König Zygmunt I., der darin die Chance erkannte, dem deutschen Kaiser einen wichtigen Einflussbereich im Osten Europas abspenstig zu machen. Am 8. April 1525 legte Albrecht auf dem Krakauer Markt feierlich den Lehnseid ab. Damit begann die Geschichte des ersten protestantischen Herzogtums. Die Herzogwürde war fortan erblich, das polnische Königshaus behielt allerdings die Lehenshoheit über das Territorium. Dabei blieb es bis zur Zeit des Großen Kurfürsten im 17. Jahrhundert. Der deutsche Kaiser weigerte sich, das preußische Herzogtum anzuerkennen, und setzte Herzog Albrecht 1532 unter Bann. Allein schon die geographische Nähe zu Polen-Litauen und die räumliche Ferne zum Heiligen Römischen Reich sorgten allerdings dafür, dass dieser Zwist mit dem Kaiser kaum spürbare Folgen für das neugeschaffene Herzogtum hatte.
    Während der Amtszeit Albrechts erlebte Preußen nicht nur eine mehrere Jahrzehnte dauernde Friedenszeit, sondern auch einen wirtschaftlichen wie kulturellen Aufschwung. Zwar war die Reformation für die Untertanen gleichsam »von oben« verordnet worden, so dass alle Preußen protestantisch sein mussten, doch genossen Andersgläubige wie z.B. polnische und litauische Katholiken dennoch einen besonderen Schutz. Das Bestreben, im Zuge der lutherischen Lehre für die Verbreitung der Heiligen Schrift in den Volkssprachen zu sorgen, führte zur landesweiten Einrichtung von Druckereien. Damit wurde gleichzeitig auch der Druck und die Verbreitung polnischsprachigen Schrifttums gefördert.
    Großen Wert legte Albrecht auf den Ausbau des Schul- und Bildungswesens, was ebenfalls der polnischen und litauischen Minderheit zugutekam. In den Städten wurden Lateinschulen eingerichtet, in Königsberg selbst kam es 1540 zur Gründung des ersten Gymnasiums und 1544 zur Einrichtung der bis heute bestehenden und nach ihm benannten Universität Albertina. Zahlreiche Gelehrte wie z.B. Osiander zog es schon zu Albrechts Lebzeiten an den Pregel. Im 17. Jahrhundert setzte sich diese Tradition mit dem Wirken des barocken Dichterkreises um Simon Dach sowie im späten 18. Jahrhundert mit dem allseits geachteten Gelehrten Immanuel Kant fort. Auch Albrecht selbst fühlte sich der Kunst verpflichtet und verfasste protestantische Kirchenlieder, die sich auch heute noch in den Gesangbüchern finden. Zudem baute er erst in Tapiau, später auf dem Königsberger Schloss und schließlich in der Albertina eine umfangreiche Bibliothek auf. In Mode kam unter seiner Herrschaft die Niederschrift von Chroniken, die die Ereignisse in der Stadt und dem Herzogtum aus Sicht der Bürger festhielten. Daneben sammelte er Porträts von Herrschergeschlechtern seiner Zeit sowie flämische Tapisserien.

Enge Beziehungen zu Krakau und Nürnberg
    Die geographische Nähe sowie die engen familiären Bindungen zum polnischen Königshaus ermöglichten einen regen Austausch zwischen Preußen und Polen. Mehrfach hielt sich Albrecht selbst am Hof seines Onkels auf, darüber hinaus sind die Einflüsse Krakaus auf verschiedene Bereiche seiner Herrschaft in Preußen unverkennbar, so etwa, was die Förderung von Baukunst und Schulwesen anbelangt.
    Die Regentschaft Zygmunt I., der ab 1529 gemeinsam mit seinem Sohn, Zygmunt August (1520–1572), als König von Polen und Großfürst von Litauen auf dem Thron saß, zählt zum Goldenen Zeitalter des Großreichs Polen-Litauen. Zygmunts Gemahlin, die aus Mailand stammende Bona Sforza (1494–1557), galt nicht nur als kluge Wirtschaftspolitikerin, sondern zeichnete sich auch als große Förderin der Baukunst aus. Ebenso sorgte sie für den Ausbau des Hospital- und

Weitere Kostenlose Bücher