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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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zaghafte Lächeln um seinen Mund wie am Nachmittag, als sie gemeinsam den ausgelassenen Tanz der Mädchen und Burschen um die lichterloh brennende Strohpuppe verfolgt hatten.
    »Ich muss in den Kneiphof. Die Quartiermeister brauchen meinen Rat, um den Neubau des Kollegiums vor den Flammen zu sichern. Wir sehen uns zu Hause, wenn das Schlimmste überstanden ist.«
    »Bleibt«, versuchte Dora ihn zurückzuhalten. »So nah beim brennenden Dom ist es viel zu gefährlich.«
    »Ich muss! Ich werde dort gebraucht. Jedes Zögern wäre eine unverzeihliche Sünde.« In seinen Augen blitzte Entschlossenheit auf. Unerwartet beugte er sich zu ihr herunter, küsste sie voller Leidenschaft auf den Mund. Gerade als sie in dem unverhofften Glück versinken wollte, ließ er wieder von ihr ab. »Macht Euch keine Sorgen. Mir wird nichts geschehen.« Liebevoll strich er ihr über die Wange, dann eilte er in weit ausholenden Schritten davon, direkt auf die Schmiedegasse zu, die zur Brücke in den Kneiphof führte.
    Auf einmal erfüllte sie Stolz. Wie hatte vorhin die Unbekannte gesagt? Niemand anderer als Urban sorgte dafür, dass in dieser Nacht das Schlimmste verhindert wurde. Die Tatkraft ihres Gemahls war beeindruckend. Sämtliche Traumgespinste zerrissen ob des entschlossenen Funkelns in Urbans hellen Augen.
    12
    D er Vormittag war weit fortgeschritten, als Dora wieder zu Hause eintraf. Nach dieser Feuernacht erschien ihr das unbekümmerte Zwitschern der Spatzen fehl am Platz. Kaum nahm sie die Blüten an den Hecken wahr oder beachtete die Sonne am strahlend blauen Märzhimmel. Selbst die Rückkehr des Storchenpaares in sein Nest auf dem Torwächterhaus munterte sie nicht auf. Bevor sie das Haus betrat, drehte sie sich noch einmal um, sah den Mühlenberg hinunter. Über dem ausgebrannten Dachstuhl des Doms schwebte noch immer eine Rauchfahne. Mahnend verwies die Leere am Himmel auf den fehlenden Nordturm, flankiert von den traurigen Überresten der benachbarten Häuser des Kneiphofs. Selbst in der Altstadt hatte sich der Brandgeruch hartnäckig eingenistet. Gebückt und zermürbend langsam schlichen die Menschen durch die Straßen, die einen in Antlitz und Kleidung deutlich von den Ereignissen der vorangegangenen Nacht gezeichnet, die anderen beschämt, weil sie sich der geforderten Mithilfe feige entzogen hatten. Kaum ein Händler ging zum Markt. Wie auf eine geheime Übereinkunft hin blieben die Buden geschlossen. Selbst vor dem Eingang zum herzoglichen Schloss fanden sich nur eine Handvoll fremder Kaufleute und Reisende, die Einlass erbaten. Schlaff hingen die Fahnen an den Masten, müde taten die Wachleute ihren Dienst.
    Dora fühlte sich leer und ratlos. Sie ließ Mathilda einfach gewähren, als sie Elßlin anwies, Wasser zu erhitzen, um ihr außer der Reihe ein Bad zu bereiten. Unter lautem Getöse rollte die junge Magd den hölzernen Badezuber ins Schlafgemach, kleidete ihn sorgfältig mit einem Leinentuch aus und gab unter Mathildas strengem Blick eine genau bemessene Menge getrockneter Rosen- und Veilchenblätter hinein. Zum Abschluss träufelte die Base höchstpersönlich einige Tropfen Rosenöl ins dampfende Wasser. Der aufsteigende Duft war eine Wohltat und weckte kurzzeitig Doras Lebensgeister. Eilig stieg sie aus den verschmutzten, nach beißendem Rauch stinkenden Kleidern.
    »Bring die in den Hof und lass sie einige Tage draußen hängen, bevor du sie wäschst. Nur so wird der Brandgeruch verschwinden.« Mathilda verzog angewidert das Gesicht und reichte Elßlin mit spitzen Fingern die Kleider. »Habt Ihr etwas von Eurem Vater gehört?«, platzte es aus ihr heraus, sobald das blasse Mädchen die Stube verlassen hatte und Dora sich in dem Bad räkelte. »Sind er und Eure Brüder rechtzeitig vor dem Feuer in die Altstadt geflohen? Was ist mit Eurem Haus? Gibt es Nachrichten von Eurer Schwägerin?«
    »Ich weiß es nicht.« Plötzlich sank Dora in sich zusammen, weinte. Während der letzten Stunden war es ihr gelungen, ihre Ängste unter der Sorge um die Verletzten zu vergraben. Auch die unverhoffte Begegnung mit Urban hatte ihr Zuversicht gespendet. Mathildas Frage aber riss die Wunde der Furcht wieder auf. »Ich muss nach Urban suchen.« Sie hielt es nicht länger im Bad. Hastig richtete sie sich auf, griff nach dem Leinentuch, das zum Abtrocknen bereitlag, und stieg aus dem Zuber. Die Base stierte sie an. Auf einmal begriff Dora, worauf sie so genau schaute – auf ihren flachen Unterleib. Sie wickelte sich in das

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