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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Leinentuch. »Was ist?«
    »Es ist nur, also ich frage mich gerade«, stammelte Mathilda, bis sie sich einen Ruck gab, nah zu Dora herantrat, ihr die Hand auf den Arm legte und ihr eindringlich in die Augen blickte. »Muss ich mir Sorgen um Euch machen? Ihr wisst, nichts liegt mir ferner, als mich in Eure Angelegenheiten einzumischen, doch vergesst bitte auch nicht, Urban ist mein Vetter, mein einziger Verwandter. Sein Glück wie auch der Fortbestand unserer Familie liegen mir sehr am Herzen. Deshalb muss ich Euch geradeheraus fragen: Stimmt alles mit Euch? Zwei Jahre seid Ihr nun schon verheiratet, und noch immer tragt Ihr kein Kind von ihm unter dem Herzen. Seit ein paar Tagen schon nächtigt er oben in der Studierstube und Ihr allein hier unten.« Bedeutungsschwanger hielt sie inne. »Wenn Ihr wollt, wende ich mich an die Kräuterfrau auf dem Sackheim. Oder an die Hebamme vom Haberberg. Es muss nicht allein an Euch liegen. Euer Gatte könnte vom Alter her genauso gut Euer Vater wie Euer Mann sein. Unter diesen Umständen muss man zu besonderen Mitteln greifen.«
    »Hört auf!« Dora geriet außer sich. »Wie könnt Ihr ausgerechnet jetzt daran denken? Noch weiß ich nicht einmal, ob mein Gemahl gesund und wohlbehalten aus dem brennenden Kneiphof nach Hause zurückkehrt, vom Rest meiner Familie ganz zu schweigen.«
    Auf dem Weg zum Schrank stieß sie die Base kräftiger als nötig beiseite. Wortlos drehte Mathilda sich um und verließ das Schlafgemach.
    Dora war froh, endlich allein zu sein. Auf einmal fühlte sie sich außerstande, sich anzuziehen und nach draußen zu eilen, um Urban zu suchen. Müde ließ sie das nasse Leinentuch zu Boden gleiten und warf sich nackt aufs Bett. Die Erschöpfung war größer als alle Sorgen und Ängste. Von jetzt auf gleich übermannte sie der Schlaf. Als ihr jemand sacht über die Wange strich, erwachte sie verwundert aus tiefsten Träumen.
    »Mein Augenstern!« Beseelt vom betörenden Klang der Stimme, schlug sie die Augen auf. Zu ihrer Überraschung hatte sie Urbans Gesicht nah vor sich, spürte seinen Atem auf der Haut. Sie streckte sich, fröstelte. Voller Scham gewahrte sie, dass sie noch immer unbekleidet auf dem Laken lag. Als sie versuchte, ihre Blöße zu bedecken, fasste Urban nach ihrer Hand, hielt sie zurück. Erstaunt schaute sie ihn an. Die letzte Nacht hatte deutliche Spuren an ihm hinterlassen. Das schlohweiße Haar war zerzaust, die Augenbrauen teilweise versengt, das Gesicht von Rußschlieren verunziert. Der Faltrock starrte vor Schmutz und war an den Ärmeln zerrissen. Vorn fehlte ein Knopf. Trotzdem leuchteten Urbans Augen von innen heraus. Verheißungsvoll lächelte er sie an, strich ihr versonnen über das offene Haar und neigte sich zu ihr herunter, um sie ähnlich leidenschaftlich zu küssen wie nachts auf dem Markt.
    Ohne sich lange zu besinnen, schlang sie die Arme um seinen Hals, zog ihn ganz zu sich herunter. Eine gewaltige Begierde erfasste sie beide. In großer Hast entledigten sie ihn gemeinsam der störenden Gewänder und versanken in einer Umarmung. Bald waren sie beide davon beseelt, den Augenblick auszukosten und sich in ihrer zügellosen Leidenschaft gegenseitig anzuspornen. In harmonischen Bewegungen hievten sie sich auf eine heftig aufbrausende Woge der Lust, die sie weit fort von dem Elend auf Erden zu den höchsten Wonnen der Liebe trug. Dora meinte vor Glück bersten zu müssen. Ein spitzer Schrei entfuhr ihr. Selig vertraute sie sich ganz Urbans ungeahnten Künsten an.
    Wieder musste sie rasch eingeschlafen sein. Sie erwachte von einem unerklärlichen Geräusch vor dem Bett. Suchend tastete sie nach Urban, fand die zweite Betthälfte jedoch leer.
    »Gut geschlafen, mein Augenstern?« Es plätscherte laut, als er sich im Badezuber zu ihr umdrehte. Das musste das Geräusch gewesen sein, das sie aus ihren Träumen geholt hatte.
    »Warum sitzt Ihr im kalten Wasser?« Sie richtete sich auf. »Lasst Elßlin heißes Wasser nachfüllen, sonst holt Ihr Euch den Tod.«
    »Elßlin holt sich eher den Tod, wenn sie mich nackt im Badewasser entdeckt und Euch ebenso nackt zwischen den aufgewühlten Laken findet. Davon abgesehen kann es nichts Schöneres geben, als in Eurem erkalteten Badewasser zu sitzen. Allein der Gedanke, Euch wenige Stunden zuvor ebenso darin zu wissen, wärmt mir die Glieder.«
    Er streckte den Arm aus dem Zuber, angelte nach dem Leinentuch, das sie vorhin auf den Boden hatte fallen lassen, und erhob sich aus dem Wasser. Dabei

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