Die Liebe des Highlanders
Zeremonie getroffen, und Anya wird nur vierzehn Tage vor der Hochzeit hier eintreffen. Ich fürchte, er wird seine wahre Natur bis nach der Vermählung verbergen können. Dann kann sie ihn nicht mehr verlassen. Aber« - sie machte eine Pause und seufzte -, »das wird sie nicht davon abhalten, ihn später nur umso mehr zu hassen.«
»Ist ihm nie in den Sinn gekommen, dass es nicht nett ist, eine Frau so hinters Licht zu führen?« Gwen fasste nach einem Strohhalm. Vielleicht konnte sie ihn wegen dieser Täuschung ausschelten und ihm ein so schlechtes Gewissen ein- reden, dass er das Eheversprechen auflöste. Aber sie könnte auch eine kleine Intrige schmieden und ihn, wenn Anya erst einmal hier war, dazu verführen, etwas von seiner »Magie« zu enthüllen. Dann würde auch die vierte Verlobte die Flucht ergreifen. Ein schmutziges Spiel, aber im Namen der Liebe; und zählte nicht einzig das?
»Ich nehme an, er redet sich ein, dass er sie nicht hinter- geht und dass sie ihn eines Tages lieb gewinnen wird. Vielleicht glaubt er auch, es bis in alle Ewigkeiten vor ihr verbergen zu können.«
Gwen knetete weiter den Teig. »Wie lange kennt er sie schon?«, wollte sie wissen. Liebt er sie sehr ?, war die Frage, die ihr eigentlich auf der Zunge lag.
»Er hat das Mädchen noch nie gesehen«, antwortete Nell gleichmütig. »Die Ehe wurde von Drustan und den Elliott durch Boten ausgehandelt.«
»Er ist ihr nie begegnet?«, rief Gwen. Ihr Herz machte einen Satz; ihre Schuldgefühle, weil sie diese Verbindung zerstören wollte, lösten sich in Rauch auf. Nicht weil er Anya liebte, hatte er sie nie erwähnt, sondern weil er sie gar nicht kannte. Zwischen den beiden bestand gar keine wirkliche Beziehung.
Nell lächelte schwach. »Du empfindest sehr viel für ihn. Das ist deutlich zu sehen.«
Die Euphorie machte Gwen kess. »Da wir gerade von Empfindungen sprechen, die deutlich zu sehen sind - was ist mit dir und Silvan?«
Nells Lächeln schwand augenblicklich, und ihre Züge er- starrten. »Zwischen mir und dem schlauen alten Dachs gibt es nichts.«
»Na ja, vielleicht hast du nichts für ihn übrig. Aber er hat ganz gewiss etwas für dich übrig.«
»Wie kommst du auf diesen Unsinn?«, fauchte Nell und wurde plötzlich hektisch. Sie klapperte mit Töpfen, räumte Schüsseln und Geschirr hin und her. »Lass mich den Brot- teig fertig kneten. Wenn du so weitermachst, müssen wir mit dem Backen bis morgen warten.«
Gwen blieb gelassen. Nells Reaktion verriet alles. »Er hat in dein Mieder geschielt, als du den Becher vom Tisch genommen hast.«
»Hat er nicht!«
»O doch. Und glaub mir, er hat sich zehnmal mehr für deinen als für meinen Busen interessiert. Nell, Silvan empfindet viel für dich.«
Nell, die den Teig wie eine Besessene bearbeitet hatte, hielt inne und biss sich auf die Lippe. Als sie Gwen ansah, stand Schmerz in ihren Augen. »Sag so was nicht«, bat sie leise.
»In zwölf Jahren habt ihr, du und Silvan, nie ...«
»Nein.«
»Aber du hast ihn gern, nicht?«
Nell blies langsam den Atem aus. »Ich habe einmal einen Laird geliebt. Durch diese Liebe habe ich meine Kinder und beinahe mein Leben verloren.«
»Was ist geschehen? Aber ich will nicht neugierig sein ...« Gwen brach ab.
»Was geschehen ist? Du willst wirklich wissen, was sich zugetragen hat?« Nell hatte die Stimme erhoben. Sie stieß mehrmals die Faust in den Teig, bevor sie heftig weiter knetete.
»Ja«, sagte Gwen vorsichtig.
»Ich war eine Närrin. Ich liebte einen Laird, der eine Frau hatte. Zwischen den beiden gab es keine Liebe. Es war eine Vernunftehe, geschlossen wegen Ländereien und Allianzen. Ich habe ihm jahrelang widerstanden, aber an dem Tag, an dem meine Mutter starb und ich tief trauerte, wurde ich schwach. Ich wusste, es war nicht anständig, aber, ach, ich liebte ihn so sehr.« Sie holte tief Luft und schloss die Augen. »Ich vermute, der Tod meiner Mutter hat mir gezeigt, dass wir nicht ewig Zeit haben.«
Wie wahr, dachte Gwen. Sie hatte selbst nicht ewig Zeit gehabt. Sie hatte immer geglaubt, dass sie sich eines Tages mit ihren Eltern aussöhnen würde und immer damit gerechnet, dass sie noch zehn, zwanzig, dreißig oder sogar vierzig Jahre da sein würden.
»Wir waren sehr verschwiegen und vorsichtig; trotzdem hat die Lady von unserem Geheimnis erfahren. Sie schrie und wütete, aber sie selbst konnte ihm keine Erben schenken, und ich hatte mittlerweile zwei Söhne.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Eines
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