Die Liebe des Highlanders
Augen sehen?
Die Jogginghose war annehmbar. Drustan atmete erleichtert auf. Die blaue war eindeutig ein Folterwerkzeug gewesen, das jedem Mann den Samen abklemmte. Vielleicht waren die Männer in diesem Jahrhundert anders ausgestattet. Auf der Straße waren ihm keine Ausbuchtungen aufgefallen; möglicherweise hatten sie alle winzige Karotten in der Hose, und es gab Hunderte von unbefriedigten Frauen. Aber im Augenblick interessierte ihn nur eine einzige Frau, die er befriedigen wollte. Er war von ihr regelrecht besessen.
Gwen Cassidy hatte etwas Unglaubliches in ihm bewirkt. Er hatte weiche Knie und fühlte sich gleichzeitig so stark wie nie zuvor. Er spürte, wie die Potenz und Virilität des Druidenbluts durch seine Adern strömte. Wenn er Gwen berührte, hatte alles auf der Welt einen Sinn. Er sollte sie eigentlich fürchten, weil er, sobald er sie in den Armen hielt, alles vergaß, worum er sich Sorgen machte.
Druiden behaupten Folgendes: Je größer ein Objekt ist, umso stärker ist sein Einfluss auf den Raum, den es ein- nimmt, und umso stärker ist die Anziehungskraft, die es auf andere Objekte ausübt. Drustan hatte sich selbst immer als lebendigen Beweis für diese These angesehen; aber Gwen, die winzige Gwen, hatte nur wenig Masse; dennoch übte sie einen enormen Einfluss auf ihn aus. Sie setzte die Naturgesetze außer Kraft.
Seufzend verdrängte er den Gedanken an ihren festen, kleinen Körper und betrachtete sich im Spiegel. Die schwarze Hose mit dem Namen Adidas war bauschig und an Taille und Knöcheln erstaunlich dehnbar. Sie passte am besten. Er bewunderte das schwarze, dichte Gewebe, das vermutlich wasserabstoßend war. Violett hätte er bevorzugt, aber Schwarz war annehmbar. Nicht königlich, aber auch keine Farbe für Dienstboten.
Die blaue Hose hatte ihm regelrecht Schmerzen bereitet, und die Arbeit des Färbers ließ zu wünschen übrig - die Farbe war ungleichmäßig ins Gewebe eingedrungen. Kein Weber in seinem Clan würde ein so misslungenes Stück feilbieten. Und diese Khaki-Dinger passten zwar, würden ihn jedoch als Kleinbauern brandmarken, was die Keltar nicht waren. Sein Plaid hatte die königliche Farbe Violett mit schwarzem Muster und wertvollen eingearbeiteten Silberfäden. Er rollte es ordentlich um drei Lederbänder und klemmte es sich unter den Arm. Gwens Leute hielten sich offensichtlich nicht an das brehon- Gesetz. Er hatte in diesem Laden Ständer und Regale gesehen, in denen purpurfarbene und violette Kleider lagen, die jedermann erwerben konnte. Vor Jahrhunderten hatte der gälische König den Keltar bei einer großen Zeremonie mit viel Pomp den Gebrauch von sieben Farben zugestanden. Die MacKeltar- Lairds hatten das Recht, Violett zu tragen, solange es die Keltar gab.
Und, bei Gott, es gab sie. Vielleicht gab es seinen Clan nicht mehr, aber er, Drustan, war am Leben, und sobald er bei den Steinen war, würde er herausfinden, was sich ereignet hatte. Gwens Zeit und diese Eisenwagen ängstigten ihn, aber um rechtzeitig in der Burg Keltar anzukommen, würde er sogar auf einem Feuer speienden Drachen reiten.
Er betete, dass Silvan durch irgendein Wunder am Leben geblieben war und weitere Kinder gezeugt hatte - auch in seinem fortgeschrittenen Alter war das schließlich nicht unmöglich - und dass es lebende Nachkommen gab. Falls das aber nicht der Fall war, so erflehte er von Gott die Gnade, dass seine Burg unversehrt sein und er die Steintafeln finden möge, damit er morgen um Mitternacht heil in sein eigenes Jahrhundert zurückkehren konnte. Dann gäbe es keine nervenzermürbenden Geräusche, keine grausigen Gerüche, keinen unnatürlichen Rhythmus der Gaea selbst mehr.
Er stieß die weißen Schuhe mit Schnürsenkeln beiseite, die Gwen unter der Tür durchgeschoben hatte, und zog seine weichen Stiefel wieder an. Er ballte die Fäuste und dehnte den Stoff des T-Shirts. Wieso es so hieß, war ihm schleierhaft - für ihn sah es eher aus wie ein A-Shirt. Am Hals und über der Brust kam es ihm zu eng vor.
Als er die Tür aufmachte, blieb er einen Moment stehen und ließ den Blick über die kleine, wohlgeformte Gestalt gleiten. Sie würden großartig zusammenpassen, aber das glaubte sie ihm wahrscheinlich erst, wenn er die Möglichkeit hatte, es ihr zu demonstrieren, und er hoffte, es ihr viele Male demonstrieren zu können.
Er mochte Gwen Cassidy - diese widerspenstige, eigensinnige, ein wenig herrschsüchtige Person -, und er würde ihr liebend gern die Kleider vom Leib
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