Die Liebe des Highlanders
sie?«
»Nein, ich bin kein Dieb. Aber das ist Zimt und Kakao. Es ist nicht leicht, solche Gewürze zu bekommen - wir haben kaum noch etwas davon. Und Silvan liebt sie.«
»Aber die Sachen gehören dir nicht«, erklärte sie und versuchte, Geduld zu bewahren.
»Ich bin der MacKeltar.« Auch er bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Mir gehört alles.«
»Stell die Dosen zurück.«
Er grinste herausfordernd. »Stell du sie selbst zurück.«
»Ich fasse ganz bestimmt nicht in deine Hosentasche.«
»Dann bleiben sie, wo sie sind.«
»Du bist stur wie ein Maulesel.«
»Bin ich das? Und das sagt ausgerechnet die Frau, die darauf besteht, dass alles immer nach ihrem Willen geht?« Er packte ihr Handgelenk und sprach mit hoher verstellter Stimme: »Du musst harte, weiße Schuhe tragen. Du musst deine Waffen ablegen. Du musst in einem Auto fahren. Du darfst mich nicht küssen, auch wenn ich meine Beine um deine Hüften schlinge.« Er zuckte ärgerlich mit den Schultern und fuhr in seiner normalen Stimmlage fort: »Du musst, du musst, du musst. Ich habe es satt.«
Die Hitze war ihr in die Wangen gestiegen, als er ihre Beine erwähnt hatte. Sie steckte ihre Hand in seine Hosentasche und nahm die beiden Döschen an sich.
»Silvan wird sehr unglücklich sein«, sagte er und rückte ihr mit einem wölfischen Lächeln ein wenig näher.
»Silvan ist vor Jahrhunderten gestorben, wenn man dir glauben kann.« Im selben Moment, in dem sie diese Worte ausgesprochen hatte, taten sie ihr bereits Leid. Der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben, und am liebsten hätte sie sich für ihre gefühllose Reaktion in den Hintern getreten. Wenn er krank war, glaubte er möglicherweise alles, was er ihr auftischte, und in diesem Fall musste ihn der Tod seines Vaters - ob real oder nicht - sehr schmerzen.
»Tut mir Leid«, sagte sie rasch und streute Zimt auf ihren schaumigen Cappuccino. Dann steckte sie, als wollte sie ihre rüden Worte wieder gutmachen, das Döschen wieder in sei- ne Tasche. Sie ging geflissentlich darüber hinweg, dass sie Beihilfe zu einer kriminellen Handlung leistete und dabei seinem »Strumpf« ziemlich nahe kam.
Drustan aber beförderte ungehalten die beiden Döschen zutage und stellte sie in den Gewürzständer zurück. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und marschierte hin- aus.
Gwen lief ihm nach. Als sie an einem Tisch vorbeikam, an dem ein distinguierter Herr mit Frau und Sohn saß, hörte sie den jungen sagen: »Die wollten doch tatsächlich Zimt und Kakao klauen. Dabei sehen sie gar nicht arm aus. Und habt ihr das Schwert gesehen? Wow! Es war noch toller als das vom Highlander.«
Verlegen klemmte sich Gwen die Tüte mit Gebäck unter den Arm, balancierte die beiden Kaffeebecher in den Händen und stieß die Tür auf.
»Drustan, warte. Drustan, es tut mir Leid«, rief sie dem breitschultrigen Sturkopf nach.
Er blieb stehen und wandte sich ihr mit einem Lächeln zu. War sein Ärger schon verflogen? Sie hielt den Atem an. Er war der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte, und wenn er lächelte ...
»Du magst mich.«
»Das stimmt nicht«, log sie. »Aber ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.«
Er ließ sich nicht beirren. »Doch, du magst mich, Mädchen. Das sehe ich. Du hast mich mit meinem ersten Namen gerufen, und du hast feuchte Augen und eine gerunzelte Stirn. Ich vergebe dir deine grausamen Worte und die Gedankenlosigkeit.«
Sie wechselte eilends das Thema und sprach etwas an, das ihr seit dem Besuch bei Barrett’s und der Begegnung mit der hochnäsigen Miriam nicht aus dem Kopf ging. »Drustan, was bedeutet nyaff!«
Er sah sie verblüfft an und lachte. »Wer hat es gewagt, dich eine nyaffzu nennen?«
»Diese schreckliche Frau im Barrett’s. Und hör auf, mich auszulachen.«
»Oh, Mädchen.« Er lachte noch lauter. »Möchtest du die ausführliche Bedeutung hören oder die Zusammenfassung in einem Wort? Es fällt mir allerdings im Moment keines ein«, fügte er hinzu. »Es ist ein schottischer Ausdruck.«
»Ich möchte die ganze Bedeutung hören«, versetzte sie.
Mit blitzenden Augen sagte er: »Wie du willst. Es bezeichnet jemanden, der lästig ist wie eine Mücke und die besondere Gabe hat, Geringschätzung hervorzurufen und andere zu verärgern. Und diese Gabe ist größer als die geringe Körpergröße, aber kleiner als die Dreistigkeit und Großspurigkeit, die damit einhergehen.«
Gwen kochte vor Wut. Sie drehte sich auf dem Absatz um und stapfte auf das Barrett’s
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