Die Liebe des Highlanders
Dorfes die Sterne verblassen ließen.
Sie wandte sich wieder der Burg zu, die vor kurzem noch nicht vorhanden gewesen war, und zog das Plaid fester um sich. Plötzlich bekamen die Worte, die Drustan ihr im letzten Moment zugeschrien hatte, Sinn.
Ich bin zu weit zurückgegangen. Ich dachte, ich könnte mit dir kommen, aber es ist unmöglich.
Rette meinen Clan.
O Gott, Drustan, dachte sie, du bist nicht in die richtige Zeit gekommen. Du hast mich zurückgeschickt, um dich und die Deinen zu retten!
»Wenn ich daran denke, dass die kleine Spanne meines Lebens in der Ewigkeit aufgeht, oder daran, dass der begrenzte Bereich, den ich berühren oder sehen kann, von der unendlichen Größe des Raums verschlungen wird, fürchte ich mich und bin erstaunt, mich selbst hier statt dort... jetzt statt dann zu sehen.«
Blaise Pascal
»Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion.«
Albert Einstein
11
18. Juli 1518
Der Albtraum übertraf alles, was Drustan MacKeltars schlummerndes Bewusstsein bisher heraufbeschworen hatte, und zu all den Grässlichkeiten gesellte sich noch dieser scheußliche Geschmack im Mund. Drustan wusste, dass es der Geschmack des Todes war.
Bilder tanzten schemenhaft am Rande seines Gesichtsfeldes und verhöhnten ihn. Er hatte das Gefühl, ein riesiger Blutegel würde an ihm saugen. Plötzlich befanden sich zwei eigenständige und doch ähnliche Wesen in seinem Körper.
Ich bin von einem Dämon besessen, dachte der schlafende Drustan und versuchte, das Abscheuliche auszuspeien. Ich werde das nicht zulassen. Wütend leistete er der neuen Präsenz Widerstand, nutzte all seine Macht, um sie, die Unbekannte, zu vernichten. Es war ein fremdes Wesen, so stark wie er selbst; mehr brauchte er nicht zu wissen.
Er konzentrierte seine Gedankenkraft, isolierte den Eindringling, umhüllte ihn mit seinem Willen und stieß ihn mit Wucht aus sich heraus.
Plötzlich gab es ihn doppelt in seinem Albtraum, aber das andere Selbst sah älter aus: gequält, müde und erschöpft.
Hinfort mit dir, du Teufel, brüllte Drustan.
Hör mir zu, du Narr.
Drustan presste beide Hände auf die Ohren. Ich höre mir deine Lügen nicht an, Dämon. Irgendwo in der Ferne - an diesem albtraumhaften Ort, den sein Verstand weder begreifen noch sich vorstellen konnte - nahm Drustan eine Frau wahr. Sie war nur vage zu erahnen, aber er spürte sie, ja konnte sogar die duftende Hitze ihrer Haut riechen. Sehnsucht erfüllte ihn und vernichtete um ein Haar seine Entschlossenheit, sich den Eindringling vom Leibe zu halten.
Sein Doppelgänger witterte die Schwäche und machte einen Satz, aber Drustan nahm sich zusammen und schubste ihn beiseite.
Sie funkelten sich böse an, und Drustan wunderte sich über die Gefühle, die sich auf dem Gesicht seines Doppelgängers abzeichneten: Furcht. Und Gram, der einem Mann das Herz zerriss. Unvermittelt flackerte Verständnis in den Augen des falschen Drustan auf, sogar noch, als sich seine Stofflichkeit auflöste.
Du würdest mich bis auf den Tod bekämpfen, hauchte er lautlos. Ich verstehe. Ich verstehe jetzt, warum nur einer lebt. Nicht die Natur, die uns beiden angeboren ist, sondern unsere Furcht ist die Ursache dafür, dass wir uns gegenseitig vernichten. Ich bitte dich, erkenne mich an. Lass uns beide sein.
Ich werde dich niemals dulden, donnerte Drustan.
Der Doppelgänger verging, gewann wieder an Substanz und zerfaserte erneut an den Rändern. Du bist in schrecklicher Gefahr ...
Kein Wort mehr! Ich glaube dir nicht! Drustan schlug wild auf sein Schatten-Selbst ein.
Das Schatten-Selbst schaute über die Schulter und rief jemandem, den Drustan nicht sehen konnte, zu: In dem Moment, in dem du ihn siehst, musst du ihm die Verse aufsagen, die ich dir beigebracht habe, erinnerst du dich? Der Spruch, den du in dem Eisenwagen gelernt hast ... und zeig ihm deinen Rucksack, dann wird alles gut.
Hinweg, Dämon!, brüllte Drustan und verdrängte ihn mit reiner Willenskraft.
Der andere durchbohrte ihn mit seinem Blick. Liebe sie, flüsterte er und verschwand.
Drustan schreckte auf und schnappte nach Luft.
Er fasste sich an die Kehle und trommelte mit Fäusten gegen seine Brust - endlich gelang es ihm, die schmerzende Lunge zu füllen. Er war in Schweiß gebadet und fiebrig. Gleichzeitig fror er erbärmlich. Er hatte die Laken im Schlaf zerrissen, und die weichen Tierhäute
Weitere Kostenlose Bücher