Die Liebe des Highlanders
entschied, ein wenig um die Burg herumzugehen.
Sie schob sich die Haare hinter die Ohren, drehte sich um und erstarrte.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Unmöglich!, heulte es in ihrem Verstand auf.
Aber da stand er wirklich und wahrhaftig. Der sündhaft männliche, atemberaubende Drustan.
Er schlenderte die Stufen zu ihr herauf - in Lederhose und einem Leinenhemd, das nicht ganz geschlossen war und eine verführerisch muskulöse, bronzefarbene Brust enthüllte. Die grelle Morgensonne stand hinter ihm, und seine Züge waren deshalb nicht genau zu erkennen. Aber sein Lächeln war umwerfend.
Gleichzeitig hörte sie Drustan in der Burg schreien.
Nach allem, was sie gelernt hatte, konnten die beiden nicht zur selben Zeit existieren. Aber offensichtlich stimmte diese Theorie nicht. Sie waren beide da. Was würde passieren, wenn sie sich begegneten? Würde sich einer von ihnen einfach in Luft auflösen?
Wenn der Drustan hinter der Tür derjenige war, der sie nicht kannte, dann musste der Drustan, der auf der Treppe stand und sie anstrahlte, ihr Drustan sein.
Was sollte sie mit zwei Drustans anfangen?
Eine verrückte Stimme in ihr machte einen unerhörten und ziemlich faszinierenden Vorschlag: Nun, wenn sie beide ein und derselbe waren, würde sie eigentlich niemanden betrügen, oder?
Sie wurde rot und beäugte ihn von Kopf bis Fuß. Er zog eine Augenbraue hoch, grinste auf die ihr mittlerweile so vertraute Art und breitete die Arme aus.
Sie zögerte keinen Augenblick.
Mit einem Freudenschrei warf sie sich ihm an die Brust. Er fing sie auf und hob ihre Beine um seine Taille, genau wie in ihrem Jahrhundert.
Er lachte, als sie sein Gesicht mit tausend kleinen Küssen bedeckte. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit zwei Drustans machen sollte oder wie es möglich war, dass beide da waren; sie wusste nur, dass sie ihn in den letzten zwölf Stunden vermisst hatte wie nie jemanden zuvor. »Küss mich«, verlangte sie.
»O Engländerin, das musst du mir nicht zweimal sagen«, hauchte er gegen ihre Lippen und presste seinen Mund auf den ihren.
Gwen erwiderte den Kuss. Kein Zweifel - dieser Mann war ein geübter Küsser. Der Kuss war fordernd, aggressiv, seidig, heiß und hungrig ... und jeden Moment würde sie anfangen zu glühen.
Jeden Moment, dachte sie und legte ihr ganzes Herz in diesen Kuss.
Er schmeckte nach Zimt und Wein und liebkoste sie hingebungsvoll ... aber die Glut fehlte.
»Mmm«, machte sie und meinte damit: Moment mal, hier stimmt etwas nicht. Doch er achtete nicht darauf und küsste sie nur noch heftiger.
Gwen schwirrte der Kopf. Etwas war falsch. Dieser Drustan war anders, und sein Kuss übte nicht die Wirkung aus, die sie kannte. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass sich die Tür hinter ihr öffnete. Sie versuchte, sich aus der Umarmung zu lösen - vergeblich.
Ein Brüllen ertönte, und der eine Drustan zerrte sie von dem anderen weg. Ein stählerner Arm legte sich um ihre Taille, der andere um ihren Nacken.
Ihr Blick huschte von einem zum anderen. Sie blinzelte ein paar Mal und hoffte, so die Vision zu vertreiben. Die beiden blitzten sich böse an. Vielleicht kam es zu einem erbitterten Kampf. Würde Gwen einem zweiten Selbst begegnen, hätte sie bestimmt große Lust, ihm eins auf die Nase zu geben. Und ganz besonders heute - als Strafe für ihre Dummheit.
»Was ist los mit dir?« Leidenschaft und Zorn blitzte in den Augen des Drustan auf, de r die lederne Hose und das Lei nenhemd trug.
»Was mit mir los ist?«, zischte der Drustan im Kilt. »Dieses Weibsstück, das dich so innig geküsst hat, beschuldigt mich, ich hätte ihr die Unschuld geraubt.« Der Drustan im Kilt stellte sie unsanft auf den Boden. »Ich versuche, dich davor zu bewahren, dass sie auch dich in ihr trügerisches Netz verstrickt.«
»Ich mag ihr trügerisches Netz. Es war heiß und glatt - genau so, wie ein Mädchen sein sollte«, knurrte Drustan in der Lederhose.
Der im Kilt fing an zu brüllen, aber Gwen verstand von dem schottischen Kauderwelsch kaum ein Wort. Der andere Drustan schrie zurück. Schließlich reckte Silvan den Kopf durch die Tür, um nachzusehen, was dieser Radau zu bedeuten hatte.
Ich habe den Verstand verloren, dachte Gwen, während sie aus weit aufgerissenen Augen das Geschehen verfolgte. Die Männer standen sich so dicht gegenüber, dass sich ihre Nasen fast berührten, und schrien sich an. Gwen wich ein paar Schritte zurück, zupfte nervös an ihrem Kleid und hörte zu, weil sie hoffte, das eine
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