Die Liebe des Kartographen: Roman
selbst habe schon vor Stunden gegessen, meinte er und forderte sie auf, bei den gekochten Eiern und dem ofenwarmen Brot, das Guiseppa lächelnd auf den Tisch brachte, zuzugreifen. Das musste er nichtzweimal sagen. Xelia hatte das Gefühl, eine ganze Sau verschlingen zu können! Sie aà und aÃ. Lola saà derweil auf einem braunen Schaffell neben dem Ofen und kümmerte sich keinen Deut um Xelia. Sie kaute an einem Knochen, der fast so groà war wie sie selbst. Neben ihr stand eine Schüssel Milch. Xelia lächelte. Die Frage, ob der Hund im Haus störte, konnte sie sich sparen!
Adalbert gehe es den Umständen entsprechend gut, berichtete Michael. Er habe am frühen Morgen mit seinem Bruder gesprochen und ihm etwas heiÃe Suppe verabreicht. Er sei müde, aber guter Dinge gewesen. Und nach Philip wolle er auch noch schauen, bevor er zu seinen anderen Patienten ging, doch vermutlich wäre dieser ebenfalls nur vollkommen erschöpft und bräuchte Ruhe.
»Nun habe ich also Verstärkung bekommen.« Michael lächelte.
Xelia hielt mit dem Löffeln inne. Die Miene des Arztes war undurchschaubar, seine Lippen zitterten seltsam. War es ihm vielleicht gar nicht recht, dass sie und Adalbert â und Philip für die Dauer des Winters â sich bei ihm einnisten wollten? Erst jetzt kam es ihr in den Sinn, danach zu fragen, ob sie überhaupt erwünscht waren. Sie überlegte, wie sie eine diesbezügliche Frage formulieren konnte, ohne Michael in die eine oder andere Richtung zu drängen. Während sie im Geiste noch Worte hin und her schüttelte wie ein Spieler seine Würfel, hörte sie ein seltsames Geräusch.
Michael weinte.
»Nie in diesem verfluchten Leben hätte ich gedacht, dass ich Adalbert noch einmal wiedersehe! Ich freue mich ja so! Heiliger Strohsack, ich will verdammt sein, wenn wir nach seiner Gesundung nicht das gröÃte Fest feiern, das diese elende Hütte jemals gesehen hat!« Er wischte sich die Augen trocken und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Egal, was es kostet, wir werden feiern und singen und tanzen, auf dass sich die Balken biegen! Und wenn ich dafür ein paar Adelsbälger extra behandeln muss!«
Xelia grinste. Er und sein Bruder schienen mehr als eine Gemeinsamkeit zu haben.
»Adalbert sagte mir vorhin, du seist eine Heilerin.« Michael hatte sich wieder gefangen und nun doch ein Stück Brot genommen, das er in zwei Teile brach. Eines davon warf er Lola zu, die sich auffordernd neben ihm platziert hatte, vom anderen biss er herzhaft ab.
Xelia nickte. Michaels Themenwechsel kam überraschend für sie. Was hatte Adalbert ihm noch erzählt?
Fragend zog Michael die Augenbrauen hoch. »Und? Erzählst du mir, was du alles kannst â oder willst du mir deine Geheimrezepte nicht verraten?«
Wie meinte er das? Machte er sich über sie lustig? Sie schaute zur Tür, Hilfe suchend, doch niemand erlöste sie. »Ich â¦Â« Was sollte sie ihm sagen? Eigentlich konnte sie doch nur das, was sie Eulalia abgeschaut hatte. »Ich habe keine Geheimrezepte.« So, am besten erfuhr er gleich die Wahrheit!
»Aber mit Kräutern kennst du dich doch aus?« Ein Hauch von Skepsis schwang in Michaels Stimme mit. Er musterte sie mit zugekniffenen Augen, als frage er sich, ob Adalbert wohl einer Gaunerin auf den Leim gegangen sei.
Xelia musste lächeln. Sie konnte in Michaels Miene lesen wie in der seines Bruders, so ähnlich waren sich die beiden. Auf einmal kam ihr ihre Scheu lächerlich vor. »Ja, mit Kräutern kenne ich mich aus. Ein bisschen zumindest.« Sie erzählte ihm, mit welchen Sorgen die Leinfeldener zu ihr gekommen waren und wie sie ihnen geholfen hatte.
Michaels Züge entspannten sich wieder. »Und Philips Bein«, er wies mit dem Kinn nach oben, wo Philip immer noch schlief, »wie hast du das behandelt?«
Bereitwillig erzählte sie ihm von den Kräuterauflagen.
Der Arzt rieb sich die Nase. »Ich glaube nicht, dass es die Kräuter allein waren. Hättest du das Bein nicht richtig geschient, wäre es nicht so gut oder vollkommen falsch zusammengewachsen.« Xelia nickte. »Das glaube ich auch«,sagte sie. Sie wollte nicht eitel klingen, aber hatte sie nicht lange genug nach einem geeigneten Ast gesucht, mit dem sie Philips Bein schienen konnte? Irgendein Holzstück hatte sie nicht nehmen wollen, sie hatte eine ganz besondere
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