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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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fertig, Philip aus dem Bett zu bekommen. Er gähnte und streckte sich, küsste sie auf die Nase und drehte sich dann wieder weg. Xelia blieb nichts anderes übrig, als ihn weiterschlafen zu lassen. Aber es kostete sie ihre ganze Willenskraft, ihn nicht wieder zu wecken und mit ihren ganzen Neuigkeiten zu überschütten.
    Guiseppa, Adolf und Michael saßen schon am Tisch, als sie sich zu ihnen gesellte. Es gab Maisbrei, Schweinefleisch und dicke, weiße Bohnen in einer dunklen Tunke, Brot, geräucherte Wurst und sauer eingelegte Gurken. Zu allen Speisen nannte Guiseppa ihr den jeweiligen Namen, doch Xelia war zu aufgekratzt, als dass sie sich auch nur einen hätte merken können. Sie würde sicher einige Brocken Italienisch lernen, aber das musste doch nicht gleich an ihrem ersten Tag geschehen! Hilfesuchend wandte sie sich an Michael, der etwas zu der Magd sagte, woraufhin diese verstummte. »Sie ist eine gute Seele«, sagte er dann zu Xelia. Sie nickte. Das bezweifelte sie nicht! »Allerdings muss man ein wenig auf sie aufpassen, unser Mädle hat nämlich heißes Blut!« Er lachte und Guiseppa, die ahnte, dass über sie gesprochen wurde, lachte gutmütig mit.
    Â»Sie stammt aus einer Familie der fahrenden Völker. Ihre Eltern sind schon lange tot – aber das weiß hier niemand. Als ich vor einigen Jahren einmal in Bozen war, wollte ihr Onkel sie auf dem Markt an den Meistbietenden verkaufen. Er pries sie an wie ein Stück Vieh. Sie war fast noch ein Kind, und mir tat es im Herzen weh zu sehen, dass sie so verschachert werden sollte. Also ging ich zu dem Mann und machte mit ihm einen Handel.«
    Â»Und welchen?« Xelia bemühte sich, nicht allzu auffällig zu Guiseppa hinüberzustarren.
    Michael winkte ab. »Ist doch unwichtig. Hauptsache ist, dass sie nicht in die Hände eines Schurken gelangt ist. Sie ist eine vorzügliche Köchin geworden und eine große Hilfe für mich.« Er verdrehte die Augen. »Wenn sie nur nicht unentwegt reden würde! Und wenn nicht ihretwegen dauernd die Burschen um mein Haus schleichen würden! « Er schaute Xelia bedeutungsvoll an. »Das meinte ich vorhin mit heißblütig …«
    Während des Essens sprach Xelia dann mit Michael nochmals die interessanteren Krankengeschichten des vormittags durch. Er ließ sie reden, wie ihr der Schnabel gewachsen war, hakte aber nach, wo sie seiner Ansicht nach zu ungenau in ihren Aussagen blieb, und hielt auch mit Kritik nicht hinterm Berg. Xelia genoss jeden Augenblick.
    Als sie das Gefühl hatte, fast platzen zu müssen, stand Guiseppa auf und kam mit einer riesigen Schüssel voller süßer Speise aus Äpfeln, Eiern und Nüssen wieder. Grinsend hielt sie Xelia die duftende Masse unter die Nase und sagte etwas in ihrer Sprache. Um die Magd nicht noch einmal vor den Kopf zu stoßen, nahm Xelia sich schließlich noch eine Portion davon und würgte sie hinunter. Michael hatte sich nach einem hastigen Teller Maisbrei mit dem Hinweis verabschiedet, er müsse nun Hausbesuche machen und wolle nicht, dass Xelia ihn begleite. »Schau dich im Haus um, geh ein wenig nach draußen oder gönne dir einfach etwas Ruhe! Lauf nicht gleich am ersten Tag der Arbeit nach, denn bald schon wird sie dir nachlaufen!«, hatte er gemeint und keine Widerrede zugelassen.
    Nach dem reichlichen Mittagsmahl hätte Xelia sich am liebsten wieder zu Philip gelegt, so schwer waren ihre Glieder auf einmal, doch sie rappelte sich wieder auf. Sie konnte ihren ersten Tag in Meran doch nicht verschlafen oder sich gar mit Philip fleischlichen Gelüsten hingeben! Eine Weile blieb sie noch am Tisch sitzen und schaute Guiseppa zu, die mit flinken Händen das Geschirr zu einem steinernen Trog trug und dort abwusch. Dann drehte sie sich zu Xelia um und strahlte. »Dottore Michael e un uomo molto formidable.«
    Â»Ich … verstehe leider nicht, was du sagst«, meinte Xelia bedauernd. Sie lächelte die Magd an, die daraufhin einen nicht enden wollenden Schwall Italienisch losließ. Aus der Begeisterung in Guiseppas Stimme und der Tatsache, dass immer wieder Michaels Name fiel, schloss Xelia, dass es wohl eine Art Lobeshymne auf den Herrn des Hauses war, die da gehalten wurde. Das war ja alles schön und gut, doch bald wurde es Xelia zu langweilig. Sie winkte Guiseppa zu und verschwand aus der Küche. Lola, die Untreue, blieb neben dem Ofen

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