Die Liebe des Kartographen: Roman
zweien meiner Hauptfiguren in der Silberdistel scheint es ähnlich zu ergehen. Wann immer das Paar etwas Wichtiges miteinander zu bereden hat, zieht es sie hinauf auf die Schwäbische Alb:
Mit einer fast liebevollen Geste brach Jerg eine der vielen Silberdisteln ab, die wie milchig glänzende Sterne zwischen den spröden Gräsern wuchsen.
»Schau, ist sie nicht wunderschön?« Zärtlich hielt er die Silberdistel gegen das Sonnenlicht, in dem die stachelige Hülle wie zarteste Spitze wirkte. Marga erinnerte sich genau an den Kloà in ihrem Hals, den sie bei Jergs nächsten Worten verspürt hatte: âSo wehrhaft wie diese Pflanze, so widerstandsfähig, dass sie sich trotz aller Kargheit hier droben in ihrer ganzen Schönheit entfalten kann â so soll auch unserer Kampf sein!«
Die Silberdistel war nicht nur ein wichtiges Symbol im württembergischen Bauernkrieg. Sie gilt vor allem auch als das Wahrzeichen der Schwäbischen Alb und zähltgleichzeitig zu ihren geschützten Pflanzen â wer sich also die silbrigen Schönheiten nach Hause holen möchte, muss schon auf gezüchtete Blumen vom Gärtner zurückgreifen. Ãbrigens: Im Jahr 1996 erschien mein Erstlingswerk, im Jahr darauf wurde die Silberdistel zur Blume des Jahres 1997 gekürt â ich sah darin ein wahrlich gutes Omen! Und in der Tat: Die Silberdistel wurde mein erster Bestseller, der bis zum heutigen Tag mit Begeisterung gelesen wird.
Eine Gegend zu erwandern und zu erfühlen, bedeutet für mich nicht nur, eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abzuhandeln, vielmehr geht es mir darum, ein Gefühl für die »Ganzheit« einer Landschaft zu bekommen. Und dazu gehören auch die typische Fauna und Flora. Wer heute mit wachem Auge auf der Schwäbischen Alb unterwegs ist, findet die Silberdistel vor allem auf den Wachholderweiden, deren trockene, kalkhaltige Böden gute Bedingungen für diese ungewöhnliche Pflanze bieten. Genau so wichtig wie die Bodenbeschaffenheit ist für das Ãberleben der Silberdistel auch die Beweidung durch Schafe: Diese verschmähen nämlich die ungenieÃbaren, stacheligen Pflanzen, fressen dafür alle wohlschmeckenden drum herum, so dass die Silberdisteln sich frei entfalten können und nicht überwuchert werden.
Also sind auch Schafe typisch »älblerisch«!
Die Schwäbische Alb hat viele Gesichter, schlieÃlich zieht sie sich viele Kilometer quer durch ganz Württemberg! Sie reicht vom Härtsfeld im Nordosten des Landes bis auf den groÃen Heuberg im Südwesten. Besonders raue Ecken wechseln sich mit lieblicheren ab, karge Wiesen säumen dichte Wälder â mir persönlich hat es die Schopflocher Alb rund um das so genannte Randecker Maar ganz besonders angetan. Der ausgetrocknete Kratersee ist eine der faszinierendsten Natursehenswürdigkeiten der Schwäbischen Alb und liegt am Nordrand der Alb im Landkreis Esslingen, der Name wurde etwa 1870 geprägt. Er ist zurückzuführen auf die Ãhnlichkeit mit denEifelmaaren und steht auÃerdem in Bezug zur Domäne Randeck. Eine Vielzahl an sehr guten Wanderwegen bietet auch ungeübten Wanderern schöne und sichere Spazierwege. Halten Sie dabei unbedingt Ausschau nach den typischen Wacholderheiden .
Zypressengewächse auf der Alb? Diese hätte man vielleicht eher in der Toskana oder anderen südlichen Gefilden vermutet, aber der Wacholder ist tatsächlich ein typischer Pflanzvertreter dieser Gegend. Ich liebe den Duft, den die Bäume an warmen Herbsttagen ausstrahlen. Und ich kann nicht umhin, jedes Mal eine kleine Handvoll Wacholderbeeren für zuhause zu pflücken. Sie verleihen sowohl dem Sauerkraut als auch dem Sonntagsbraten einen herrlich würzigen Geschmack!
Sie wollen wissen, zu welcher Jahreszeit die Alb am schönsten ist?
Skilangläufer und Schlittenfahrer werden gewiss mit »Im Winter!« antworten. Tatsächlich hat die Alb als Schneelandschaft einen ganz eigenen Zauber inne. Wenn die Loipen gespurt sind. Wenn die kleinen Skilifte und Rodelbahnen in Betrieb sind. Wenn urplötzlich Imbisswägen in der Landschaft auftauchen, wo man heiÃen Glühwein und Grillwürstchen genieÃen kann.
Im Frühjahr und Sommer ist fast jede Landschaft schön, also brauchen wir darüber nicht weiter zu reden.
Für mich persönlich ist der Herbst die herrlichste Zeit auf der Alb! In Jahren,
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