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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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erpicht zu sein, mit dem Nächstbesten Streit anzufangen. »Das Fell würd’ ich den Räubern abziehen und sie aufhängen wie meine Lederfetzen!« Unbändige Gewalttätigkeit war durch seine Worte erkennbar, und Philip spürte, wie ein Schauer seinen Rücken hinablief.
    Â»Ach, halt doch’s Maul, Xaver Feltlin! Und pass auf, dass eines Nachts nicht einmal dir der Garaus gemacht wird«, entgegnete einer der Bauern.
    Â»Ja, von deiner Tochter zum Beispiel. Vielleicht treibt sich die Hex’ immer noch hier im Wald herum, hä?« Aus jedem Wort sprach pure Häme.
    Â»Ich habe keine Tochter mehr!«, schrie Feltlin und machte einen drohenden Schritt auf sein Gegenüber zu. Dieser wich zurück. »Ich hab’ dem Luder gegenüber meine Schuld getan. Denkt nur an das Sühnekreuz. Ist das etwa nichts?«
    Â»Dein Sühnekreuz in allen Ehren – ich hätt’ lieber Blausteins Belohnung im Sack!« Der grobschlächtige Mann drehte sich zur Seite, wohl, um die andern direkt anzusprechen. »Wenn wir schon keine Spur von dem Beamtentrottel finden, dann vielleicht die Hex’? Wir sind in der Überzahl, was könnte sie uns da anhaben? Auf, Leute! Lasst uns weitersuchen!«
    Es folgte Stimmengemurmel, doch Philip konnte nur einzelne Worte, keine ganzen Sätze ausmachen. Jedoch schien die Angst von den Leuten gewichen zu sein, schien sich neue Tatkraft ihrer zu bemächtigen. Philips Verstand ratterte wie ein wild gewordenes Wagenrad. Die Männer mussten sich über Xelia unterhalten haben! Anders konnte es nicht sein. Aber das würde bedeuten, dass…
    Als er endlich aus seiner Erstarrung erwachte, warendie Männer schon nicht mehr zu sehen oder zu hören. Die Chance, gerettet zu werden, hatte Philip vertan.
    Am ganzen Leib zitternd und völlig außer Atem, tauchte Xelia kurze Zeit, nachdem die Männer weg waren, wieder auf. Zuerst hatte sie nichts sagen können, so sehr hatten ihre Zähne aufeinander geklappert. Dabei hatte sie die ganze Zeit den Oberkörper hin- und hergewiegt. Als Philip schon begann, um ihren Verstand zu fürchten, brachte sie endlich den ersten Satz heraus. »Warum hast du mich nicht verraten?«, flüsterte sie.
    Â»Ich … ich konnte nicht.« Wie lahm sich das anhörte! Philip war wütend auf sich selbst. Wo war nur seine Wortgewandtheit geblieben?
    Xelia schaute ihn an. »Was soll das heißen?«
    Â»Ich …, meine Kehle war so trocken, ich habe keinen Satz herausgebracht!«
    Schweigen. Dann fragte er: »Und wo hast du dich versteckt?«
    Xelia atmete tief und lange durch. Das Reden schien ihr immer noch schwer zu fallen. »Ich wollt’ gerade zurück in den Wald, als ich die Männer sah. Da bin ich wieder an den Bach und hab’ mich dort im hohen Gras versteckt.«
    Urplötzlich und ohne Vorwarnung fing sie an zu heulen. Sackte in sich zusammen, als habe sie einen unsichtbaren Schlag erhalten. Unkontrolliert liefen Tränen über ihr Gesicht, während sie vor sich hin stammelte. »Wenn sie mich gefunden hätten … Tot wär’ ich gewesen … Am Galgen … der Gerber …«
    Hilflos und erschrockener als noch Minuten zuvor saß Philip da. Was sagte sie da? Was sollte er nur tun? So kannte er das Weib ja gar nicht! Von Xelia waren bisher immer eine Ruhe und Sicherheit ausgegangen, wie er sie noch bei keinem Weib erlebt hatte. Aber was hatte er denn auch schon mit Frauen erlebt, schoss es ihm selbstkritisch durch den Kopf.
    Er musste sie irgendwie beruhigen, sonst würden die Suchtruppen am Ende doch noch auf sie aufmerksam werden.
    Und das wollte er nicht.
    Die Erkenntnis kam schlagartig. Eine Wahrheit, die er zwar nicht verstand, im Augenblick jedoch akzeptieren musste.
    Mit einer Geste, die er für tröstlich hielt, strich er über ihre Schulter, was sie jedoch gar nicht zu bemerken schien. Sie schluchzte weiter. Laut. Zu laut.
    Philip hob sein krankes Bein an und rutschte dann mit seinem Körper nach, bis er direkt neben ihr saß. Er legte seinen Arm um sie und zog sie an sich heran. Kaum lag ihr Kopf an seiner Brust, spürte er, wie ihre heißen Tränen sein Hemd durchweichten. Er hatte das Gefühl, als würden sie kleine Krater in seine Brust brennen. Er hörte sich seltsame Geräusche machen. »Sch, sch, ist ja gut.«
    Ihre Oberarme fühlten sich so hart an wie der

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