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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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begonnen. Ein dünner, fasriger Regen, den Herbst ankündigend, kaum hörbar, dafür beharrlich. Er tropfte auf die verfärbten Blätter, durchweichte sie, bis sie sich schließlich von ihren Asten lösten und herabfielen.
    Â»Kein Wunder, dass du davongelaufen bist!« Philips Stimme war rau. Irgendetwas musste er endlich sagen.
    Â»Ich bin nicht davongelaufen. Er hat mich davongejagt.«
    Noch eine Eröffnung, die ihn verwirrte. Dies war wohl in Feltlins Augen die größte Strafe für seine ungehorsame Tochter!
    Â»Und warum bist du dann noch hier, in diesem Wald?« Er schaute sie verständnislos an. Er wäre an ihrer Stelle längst über alle Berge!
    Wieder ihr Lachen. Diesmal klang es sogar ein wenig humorvoll. »Dreimal darfst du raten …«
    Er runzelte die Stirn. »O nein! Jetzt soll ich schuld daran sein, dass du hier in diesem Loch festsitzt?« Was sich scherzhaft anhören sollte, hatte eine gereizte Note.
    Â»Das habe ich nicht gesagt! Aber ich hätt’ dich auch liegen lassen können, oder?«
    Philip erwiderte nichts. Trotz ihrer Beteuerung, er sei nicht schuld an ihrem Verweilen im Wald, kam er sich vor wie ein lästiger Klotz an ihrem Bein. Wie hätte er sich wohlan Xelias Stelle verhalten?, schoss es ihm unangenehm durch den Kopf, und die Antwort darauf gestand er sich nur sehr ungern ein: Er hätte sich vermutlich nicht lange um irgendwelche Hilfeschreie aus der Ferne gekümmert, hätte sicher bald eine Ausrede parat gehabt, um …
    Draußen plätscherte es leise weiter. Der Regen brachte feuchte und kalte Luft in die Höhle. Widerwillig zog Philip den vorhang wieder zu. Wie dunkel es hier auf einmal war! Dass Xelia diese ewige Finsternis nicht störte! Er blickte zu ihr hinüber und stellte fest, dass sie sich wie eine kleine Katze zusammengerollt hatte. Ihre Augen waren geschlossen, aber er wusste, dass sie nicht schlief. Plötzlich war er wütend auf sie und wusste nicht, warum. Er fühlte sich so … hilflos!
    Â»Du brauchst nichts zu sagen.«
    Was hätte er auch sagen sollen? »Ich …«, begann er und wusste nicht, wie er weitermachen sollte. Stattdessen fühlte er etwas Heißes, Überwältigendes in sich aufwallen und strich Xelia unbeholfen über die Schulter.
    Â»Lass gut sein«, wehrte Xelia ihn ab. »Ich bin müde. Lass mich einfach in Ruhe.« Sie zog ihre Beine noch tiefer unter ihren Rock und wickelte sie damit so gut es ging ein.
    Leise zog Philip seinen Umhang aus der Tasche und deckte Xelia damit zu. Er würde auf sie aufpassen, die ganze Nacht.

~ 24 ~
    So unglaublich es ihr am nächsten Morgen erschien – kaum hatte Xelia die Wärme von Philips Decke auf sich gespürt, war sie eingeschlafen. Sie war so erschöpft gewesen, dass sie keine andere Wahl hatte, als einzutauchen in die dunkle, gedankenlose Welt des Schlafs. Xelia war froh über ihre besondere Fähigkeit, gerade dann ihren Kopf ganz leer zu machen, wenn sie glaubte, etwas nicht mehr aushalten zu können.
    Als sie aufwachte, fühlte sie sich ausgeruht, und ihr erster Gedanke war der, dass von den gebratenen Hasenkeulen noch etwas übrig war. In ihrem Bauch rumpelte es, und die Spucke lief ihr angesichts der außergewöhnlichen Morgenmahlzeit im Munde zusammen. Sie wollte sich gerade genüsslich strecken, um danach die Hasenkeulen aus ihrem Versteck in der Erde zu holen, als ihr alles wieder einfiel: die Männer, die nach ihr gesucht hatten, und wie sie gerannt war, um nur ja nicht entdeckt zu werden. Wie sie danach in der Höhle geheult und dann mit Philip gesprochen hatte, was eigentlich ein Selbstgespräch gewesen war. Was hatte er schon zu sagen gehabt? Unverständnis hatte er darüber geäußert, dass sie sich dem Gerber nicht widersetzt hatte. Erst nachdem sie ihm alles erzählt hatte, war er still gewesen. Sie wusste nicht, ob ihr sein Schweigen recht war. Auf der anderen Seite: Hätte jegliche Reaktion nicht alles nur noch viel schlimmer gemacht?
    Xelia setzte sich auf und schob sich Philips Decke in den Rücken. Er schlief immer noch, unschuldig wie ein Wiegenkind! Sie seufzte und spürte, wie ein Lächeln über ihr Gesicht kroch. Plötzlich war sie froh, dass es ihn gab.
    Im nächsten Augenblick nagten jedoch Zweifel an ihr wie hungrige Ratten: War es richtig gewesen, Philip alleszu erzählen? Schon einmal hatte sie

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