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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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zwar noch nicht ganz fertig, aber wenn du schon zum Bach gehst, dann soll es sich wenigstens lohnen.«
    Sie hatte kurz den Mund geöffnet, als wolle sie etwas erwidern, doch im nächsten Augenblick war sie mit beiden Gerätschaften verschwunden.
    Philip schaute ihr nach und stellte fest, dass er enttäuscht war. Er hatte angesichts seiner handwerklichen Leistung ein paar Worte des Lobes erwartet. Gleich darauf kam er sich töricht vor. So weit war es mit ihm schon ge kommen! Dass er nach der Anerkennung einer Räuberin lechzte!
    Während er auf Xelia wartete, wickelte er sein Bein aus und begutachtete es. Die Kräuterpaste war über Nacht trocken und bröselig geworden und abgefallen, als er den Lumpen entfernte. Was immer sie an Grünzeug zusammenmischte, es half, das musste er im Stillen zugeben. Nicht, dass er dies ihr gegenüber je laut gesagt hätte! Aber sein Bein war schon wieder kräftiger geworden, und Schmerzen hatte er auch keine mehr. Er konnte es zwar noch nicht ganz abwinkeln, und darauf stehen konnte er schon gar nicht, aber er hatte das Gefühl, dass sich das bald geben würde.
    Und jetzt ertönte plötzlich wie aus dem Nichts direkt über ihm eine Männerstimme.
    Â»Mir ist nicht wohl …, im Wald sind doch …, wen suchen wir …«
    Ohne zu atmen, saß Philip da und zog unwillkürlich seinen Kopf ein.
    Doch dann riss er sich zusammen und robbte zum Höhleneingang, um nach draußen zu spähen. Wer war da? Räuber? Und wo war Xelia? Würden sie ihr etwas antun? Das Feuer vom letzten Abend! Würde es ihn verraten? Er schnüffelte. Nein, es war nichts mehr zu riechen.
    Keine zehn Fuß von der Höhle entfernt, waren mehrere barfüßige Beinpaare zu sehen.
    Â»Nicht genug, dass der Markgraf uns das ganze Wochenende zur Fron geholt hat! Jetzt müssen wir unser Tagwerk auch noch für den Büttel liegen lassen!«
    Â»Was nutzt das ganze Jammern? Stell dir vor, er hätte uns während der Flachsernte gerufen – das wäre arg gewesen!«
    Â»Wenn der Gaul wirklich einem Beamten aus Stuttgart gehört, und der Mann wirklich von Räubern überfallen worden ist, dann finden wir ihn eh’ nicht mehr. Der istlängst mausetot.« Der Sprecher ließ einen geräuschvollen Furz, als wolle er damit seine Aussage noch verstärken.
    Bauern! Die Männer da draußen waren keine Räuber! Und sie suchten … ihn! Philip wurde es gleichzeitig heiß und kalt. Warum erst jetzt? Hier bin ich, ich lebe noch! , wollte er laut rufen, doch aus seiner Kehle kam kein einziger Ton. Er wollte die Hand ausstrecken, doch sie war wie gelähmt.
    Â»Wenn wir uns noch lang’ hier aufhalten, erwischen die Räuber uns auch noch, und dann gut’ Nacht!« Aufgebracht stocherte der Redner mit einem Ast in einem Laubhaufen herum. »Vielleicht hat ihn auch die Hex’ umgebracht«, kam es von einem anderen. »Darin hat sie ja Übung …«
    Gleich, gleich würde der Mann ihn entdecken! Er musste sich nur umdrehen und …
    Ein aufgeregtes Raunen, nein, mehr ein Wimmern, ging durch die Gruppe. Dann bekreuzigten sich die Männer. Sie schienen wirklich Angst zu haben.
    Philip hörte, dass ein klägliches Räuspern aus seiner Kehle kroch. Nun, immerhin ein Anfang, nachdem es ihm regelrecht die Sprache verschlagen hatte! Er versuchte, Spucke in seinem Mund zu sammeln, um sich nochmals zu räuspern. Danach würde er doch wohl auf sich aufmerksam machen können! Es war zum Verzweifeln, gerade jetzt, wo Hilfe so nahe war!
    Nun trat ein weiterer Mann zu der Gruppe hinzu. Er hatte lederne Beinkleider, und seine Füße steckten in schweren Lederstiefeln.
    Â»Was ist los? Hat euch Mistgabeln die Angst gepackt?« Er lachte rau. Dann spuckte er eine geballte Ladung gelben Schleim direkt vor Philips Nase, dem es daraufhin erneut die Sprache verschlug. »Wenn’s nach mir ging, ich würd’ jeden Stein umdrehen. Mit einer großen Harke würd’ ich den Wald durchforsten, bis ich den letzten Lumpen erwischt hätt’! So richtig den Garaus würd’ ich denen machen!« Wieder das raue Lachen.
    Obwohl Philip den Mann nicht sehen konnte, fand er ihn widerwärtig. Diese kratzige Stimme! Die grobschlächtige Aussprache! Der gelbe Schleim, pfui Teufel! So wie es sich anhörte, schien er nicht besonders hilfsbereit, sondern eher darauf

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