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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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tiefste Brunnen. ’s war nich ganz fiederich, den Pempel zu prasseln …«
    »Altlatz, du sollst doch richtig sprechen!«
    »Wui, wui, ’s fällt nur schwer. Also, ’s war nich ganz leicht, das Wasser raufzuholen, musste zehn Klafter tief runterkraxeln, un als ich unten war, drehte der gläserne Berg sich um un die Quelle auch, un ich musste wieder hoch, un so ging es eine ganze Weile, rauf un runter, bis die Fee mir geholfen hat un mir’n paar Schlappstöcke voll geschenkt hat.«
    »Wie hieß denn die Fee, Altlatz?«
    »Die Fee? Die hieß Katharina.«
    »Das ist komisch. Feen, die Katharina heißen, gibt es nicht.«
    »Wui, was truschst du da? Vielleicht gibt’s hier in Greenvale Castle keine Katharina-Feen, aber da, wo ich war, da gibt’s sie, so wahr unsere Königin Elizabeth heißt un noch ein Marienblümchen is.«
    »Ich glaub, du erzählst ein Märchen, Altlatz.«
    »Bei meiner Seel, das tu ich nich! Die Fee hieß Katharina, un sie kam aus dem Italienischen. ›Hier, fürs Nella-Kind‹, hat sie gesacht, un ich hab ›Gramersi‹ gesacht un bin weg. Den Plempel tust du auf die Haut, damit du hübsch riechst, aber spinn der Tante Nina nix davon, die denkt nämlich, ’s wär was anderes.«
    »Ich sage bestimmt nichts, ganz bestimmt nicht.«
    »Das is schön, mein Spätzchen.«
    »Auch wenn du mir ein Märchen erzählt hast.«
    »Märchen gibt’s nur im Märchen, mein Nella-Kind, alles andere is wahr. Wahr is auch, dass der Örl ’ne adlige Schickse mitgebracht hat, Isabella heißtse, is eine, die schrappt mit der Nase unter der Decke, hat mich Pudding genannt, die Schickse, un mich nich beachtet. Vor der musste dich in Acht nehmen, die is falsch. Dem Örl hab ich’s schon mal gesteckt, hat aber gar nich zugelauscht, der Örl, was ich ihm gesacht hab. Er is taub auf dem Ohr. Ich glaub, er lenzt sie. Aber die Örlin darf’s nich wissen. Geb’s der große Machöffel, dass sich alles wieder zurechtbiegt.«
    »Ja, mein Altlatz.« Nella strich dem Zwerg über die strubbeligen Haare, und er schnurrte dabei wie eine Katze.
    Eine Weile saßen beide so da, dann sagte Nella: »Wo ist eigentlich die grässliche Mrs.Melrose? Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit ich bei Tante Nina oben bin.«
    »Die Bratwachtel is mal eben raus, hat sie gesagt. Will nach den Mägden im Waschhaus sehn, ob sie nich endlich fertich sin un wieder hier im Rußling helfen können.«
    »Bist du mir böse, wenn ich wieder geh? Ich mag Mrs.Melrose nicht.«
    Der Zwerg kicherte. »Wer mag die Bratwachtel schon. Du nich, ich nich, keiner nich. Aber ihre Spachtelei is gut un reichlich, un da sach ich nich nein. Steck mir noch einen Murf, Nella-Kind, un lass mich weiter manschen.«
    »Ist gut, mein lieber, alter Altlatz!« Nella lachte und küsste den Zwerg, wie er es erbeten hatte, stellte ihn wieder auf die Beine und rannte davon.
    Er krabbelte auf den Stuhl zurück und aß weiter. »Sie is’n knäbbiger Streichling«, sagte er, mit vollen Backen kauend. »Wui, wui, das isse.«
     
     
     
    Am Nachmittag wollte Nina ein wenig ruhen, während Nella sich um die kleine Jean kümmerte und die beiden Jungen sich weiter als Petrijünger versuchten. Vitus begleitete sie ins Schlafzimmer und sah ihr zu, wie sie sich entkleidete. »Ich wusste gar nicht mehr, wie schön du bist.«
    Nina lächelte ihn über die Schulter an. »Heißt das, du hast mich während deiner Seereise vergessen?«
    »Oh, nein«, beeilte er sich zu versichern. »Ich habe dir die Fahrt doch beim Mittagstisch in allen Einzelheiten geschildert und dir gesagt, wie sehr du mir gefehlt hast.«
    »Das stimmt.« Nina schlüpfte unter die Bettdecke. »Es war bestimmt nicht leicht für dich, Liebster. All die Arbeit und die vielen Gefahren. Besonders schwer muss es sein, eine Amputation durchzuführen. Taggart ist doch ein Freund aus alten Zeiten, da war es sicher doppelt schlimm.«
    »Ach, es ging«, sagte er etwas lahm, denn er überlegte hin und her, wie er ihr am besten beibringen könnte, dass er Isabella mit nach Greenvale Castle gebracht hatte. »Da war etwas, das sich als viel schwieriger erwies.«
    »Was denn?« Nina schloss die Augen und räkelte sich schläfrig.
    »Es handelt sich um eine junge Frau, die während der ganzen Zeit mit an Bord war.«
    »Eine junge Frau?« Nina war wieder hellwach.
    Vitus erzählte von Isabellas Schicksal, berichtete, wie er sie in dem Bilgenverlies gefunden hatte, warum sie sich Taggart nicht zeigen wollte, und wie er sie in London von Bord

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