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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Er liebte sie nicht, er hatte sie nie geliebt. Es war nur Leidenschaft und Trieb gewesen, mehr nicht. Starke Gefühle zu einer charakterschwachen Frau.
    »Ich liebe dich!«, sagte sie zu ihm, aber er wollte nichts davon wissen. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich liebe dich, ob es dir passt oder nicht. Du gehörst mir!«
    Wieder schüttelte er den Kopf, aber diesmal griff ihm jemand in die Haare und hielt ihn fest. Er wurde wach und sah Isabella. Er kniff die Augen zusammen, aber das Bild blieb. Sie beugte sich wahrhaftig über ihn und sprach mit ihrer metallischen Stimme: »Da staunst du, was? Du hattest gedacht, du könntest mich einsperren, aber niemand kann mich einsperren, wenn ich es nicht will!«
    Er wollte sich aufrichten, aber es ging nicht. Er konnte sich weder rücken noch rühren. Sie hatte seine freie rechte Hand festgeschnallt. »Mach mich los!«
    Sie lachte.
    »Herrgott noch mal, mach mich los!«
    »Ich denke nicht daran. Du sollst sehen, wie schön es ist, wenn einem die Freiheit geraubt wird. Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet.« Wieder lachte sie. Es war ein hässliches, abgründiges Lachen, unverstellt und deshalb echt.
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Beende dieses törichte Spiel, mach mich los, und lass uns vernünftig miteinander reden.«
    »Gern, aber sag mir erst, dass du mich liebst.«
    »Ich liebe dich nicht.«
    »Sag es!«
    »Nein!«
    »Verfluchter, bockiger Hund! Du sollst es sagen!«
    »Nein.« Für einen Augenblick spürte er trotz seiner Hilflosigkeit die Macht, die er über sie hatte. »Ich werde es niemals sagen. Denn es gibt nur eine Frau, die ich liebe, und das ist Lady Nina, die wahre Lady Nina, die in Greenvale Castle auf mich wartet.«
    »Pah, steck sie dir in deinen
culo!
Sie wird tot sein, wenn wir zurückkommen. Tot, tot, tot!«
    »Was sagst du da?«
    »Was willst du mit der kleinen
puta
aus der
provincia.
Sie ist nichts für dich, vergiss sie. Liebst du mich?«
    »Was hast du eben gesagt? Nina wäre tot, wenn ich zurückkomme? Was soll das heißen?«
    »Nichts, nichts, mein Liebster. Sag, dass du mich liebst, sag es endlich!«
    »Niemals!«
    »Verfluchter Hund!«
    Im nächsten Augenblick spürte er einen brennenden Schmerz auf seiner linken Wange. Sie hatte ihn mit aller Kraft geschlagen. Aus seinem Ärger wurde helle Wut. »Das wirst du niemals wieder machen«, knurrte er heiser. »Niemals wieder, oder …«
    »Oder was?« Sie schlug ihn abermals. »Da siehst du, was ich mit denen mache, die mich nicht lieben.« Sie hielt inne, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. »Um Gottes willen, Liebster, was habe ich nur getan …?« Sie warf sich auf ihn und küsste ihn wild.
    Es ging so schnell, dass er den Kopf nicht zur Seite werfen konnte.
    »Liebster, Liebster! Versteh mich doch! Es tut mir so leid, ich wollte dich nicht schlagen. Es ist nur, weil ich so verzweifelt bin. Seit Tagen hältst du mich in der Kammer gefangen und behandelst mich wie eine Kranke. Nur der Zwerg, diese hässliche, bucklige Kreatur, besucht mich ab und zu und bringt mir dieses schreckliche Essen. Du und ich, wir sind doch ein Paar, du bist der Earl of Worthing, und ich bin Isabella del Pilar y Ribera, eine Nichte des siebten Herzogs von Medina Sidonia, Alonso Pérez de Guzmán El Bueno, und wir haben uns schon auf der
Falcon
geliebt, wir sind füreinander bestimmt!« Sie streichelte voller Zärtlichkeit die Stelle auf seiner Wange, die sie soeben geschlagen hatte. »Manchmal bist du ein ungezogener Junge, aber ich liebe dich trotzdem.«
    Er wollte sie nicht wieder reizen, denn er spürte, dass sich ihr Geist in einem Ausnahmezustand befand. Deshalb fragte er: »Wie bist du an dem Wachtposten vor der Kammer vorbeigekommen?«
    Sie lachte. »Ach, das war einfach. Er musste mal nach vorn in den Garten und entfernte sich.«
    »Bitte mach mich los.«
    »Darf ich dich küssen?«
    Er wollte nein sagen, besann sich aber. Vielleicht war es besser, zuzustimmen. Wenn er erst einmal seine Bewegungsfreiheit wiedererlangt hatte, könnte er dem Spuk schnell ein Ende setzen.
    Sie küsste ihn leidenschaftlich und stieß ihre Zunge in seinen Mund, wieder und wieder. »Sag, dass du mich liebst und dass ich deine Frau bin und dass du mit mir nach Greenvale Castle fährst, wo ich deine Schlossherrin sein werde.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Du hast mich richtig verstanden. Nun mach mich los, es bringt doch nichts. Du wirst diese Worte niemals von mir hören.«
    »Aber du gehörst mir.«
    »Ich

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