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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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zurückbleiben. Will dich akkompanieren alleweil!«
    »Wirklich?« Offenbar hatte sich doch nicht alle Welt gegen ihn verschworen. »Und deine Tochter?«
    »’s Nella-Kind? ’s geht unter die Fittiche der Örlin, ’s hattse mir jedenfalls geparlt. Könnt dich ja sonst nich akkompanieren, nich?«
    Über Vitus’ Lippen huschte ein Lächeln. Wenn Nina dafür sorgte, dass der Zwerg ihn begleiten konnte, dann war sie ihm vielleicht doch nicht so böse, wie er befürchtete? Nun, er würde es gleich sehen. Er musste sich ohnehin noch von ihr verabschieden.
    Er ließ Keith und den Zwerg stehen und ging ins Schloss, wo er seine wenigen Habseligkeiten zusammensuchte. Er brauchte nicht lange fürs Packen, schulterte die Kiepe und nahm den wehrhaften Wanderstock in die Hand. Dann ging er in den Kleinen Salon, wo er auf Nina und Jean traf. »Liebste, ich habe mir etwas überlegt«, begann er, doch Nina schien ihn kaum zu hören. Sie beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Töchterchen, zog ihr ein Mützchen über den Kopf und drückte ihr eine Rassel in die winzigen Hände.
    »Liebste, ich habe mich entschieden, schon heute zu reisen. Je früher ich fort bin, desto schneller bin ich wieder daheim – bei dir und den Kindern.« Die Begründung stimmte zwar nicht ganz, doch sie klang versöhnlich. »Wo sind übrigens Odo und Carlos?«
    Nina blickte auf. Vitus sah, dass sie geweint hatte. »Catfield hat beide mit auf eine Kutschfahrt genommen. Er wollte zu den westlichen Dörfern, um dort den Stand der Aussaat zu kontrollieren.«
    »Schade, ich hätte sie gern noch einmal gesehen. Vielen Dank übrigens, dass du dich um Nella kümmern willst.«
    »Es wurde ohnehin Zeit. Sie soll nicht länger unten in der Küche essen. Ihr Verhältnis zu der unleidlichen Mrs.Melrose ist viel zu schlecht. Am liebsten würde ich die Köchin aufs Altenteil schicken, aber ich habe keinen Ersatz. Nella wird künftig mit Odo und Carlos zusammen sein, wie es sich von Anfang an gehört hätte. Nur die seltsame Verbindung zwischen der Köchin und dem Zwerg war der Grund für den bisherigen Missstand. Vielleicht kann Nella auch ab und zu auf Jean aufpassen.«
    »Das wird sie sicher gern tun. Und der Zwerg weiß sie in guten Händen, während er mich begleitet.«
    »Der Zwerg reist mit, weil ich sonst keine ruhige Minute hätte. Er ist ein Überlebenskünstler und mogelt sich überall durch.« Für einen Augenblick klang Ninas Stimme fast wieder normal. »Ich will, dass ihr zusammenbleibt und dass er auf dich aufpasst.«
    »Das hast du lieb gesagt. Und ich will, dass Catfield auf dich aufpasst. Ich habe ihm einen Brief hinterlassen, in dem ich ihm mein volles Vertrauen für die Zeit meiner Abwesenheit ausspreche und ihn bitte, ein wachsames Auge auf seine Herrin und ihre Kinder zu haben.«
    »Catfield ist ein hochanständiger Mann. Er würde seine Frau nie verlassen. Uns passiert schon nichts.«
    »Tja, dann …«
    »Nun reite schon. Lass uns allein. Du bist ja durch nichts aufzuhalten, willst dich nicht einmal von deinen Söhnen verabschieden.«
    »Es tut mir wirklich weh, es nicht mehr zu können.« Vitus trat an die Wiege heran und küsste und streichelte sein Töchterchen. »Bleib schön gesund, kleine Jean, der Papa ist bald wieder da.« Jean schien die Nachricht zu begrüßen, denn sie schlug mit der Rassel durch die Luft und quiekte vor Freude. »Bitte, Liebste, nimm dir ein Beispiel an unserer Kleinen, versuche doch auch, den Abschied nicht so tragisch zu nehmen.«
    »Falls du in Portsmouth auf den Magister treffen solltest, könntest du dich mit ihm wieder vertragen, das wäre wenigstens etwas.«
    »Der Magister ist für mich gestorben. Alles, was uns jahrelang verband, zählte für ihn plötzlich nicht mehr. Niemals wurde ich von einem Menschen so enttäuscht.«
    »Du bist zu hart.«
    »Das sagst du nur, weil du auch aus Spanien kommst.«
    »Das sage ich als Frau – als deine Frau.«
    »Komm, meine Frau, lächle doch nur ein einziges Mal, bevor ich dir Lebewohl sage.« Vitus trat auf Nina zu und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
    Doch da war kein Lächeln, nur zwei Tränen, die ihr aus den Augen rannen.
    »Weine nicht, es gibt bestimmt ein Wiedersehen, viel früher, als du denkst.« Er wollte sie auf den Mund küssen, aber er traf nur ihre Wange.
    Nina hatte den Kopf zur Seite gedreht.

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    Die Maate McQuarrie und Dorsey
    »Über die Befestigung der Galionsfigur müssten wir sprechen, Sir.« – »Er meint, über das Huhn am Bug,

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