Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
Königin, für unser England, für unsere
Falcon!
«
    Die Männer johlten und brüllten: »Und für unseren Captain!«
    »McQuarrie! Dorsey! Jetzt gilt’s! Waffen ausgeben! Drei Musketenschützen in die Krähennester, der Rest verteilt sich aufs Vor- und Achterschiff! Wer nicht Schütze ist, empfängt Beile und Entermesser! Dorsey: Sorgt umgehend dafür, daß ein paar Männer an den Rahnocken die Kampfsicheln aufsetzen. Und gebt dem Zwerg Bescheid: Er soll seinen größten Topf nehmen und für uns die Kriegstrommel dröhnen lassen. Im Gleichtakt kämpft sich’s besser. Stückmeister! Stückmeister Batteriedeck!«
    Mahon und Reffles eilten aus den Tiefen des Schiffs herbei. »Sir?«
    »Pausenlos weiterschießen! Auch mit den kleinen Feldschlangen! Bis zur letzten Kugel! Munitionsknappheit spielt keine Rolle mehr! Pumpt den Dons den Bauch voll Eisen, damit ihnen die Lust am Entern vergeht! Unser Vorteil ist unsere schnelle Schussfolge, verstanden?«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Sehr schön. Und lasst Sand ausstreuen, damit die Männer nicht in ihrem eigenen Blut ausrutschen. Alles klar?«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Mit Gott!«
    Vitus meldete sich: »Was kann ich tun, Sir? Ich möchte nicht untätig dabeistehen.«
    Taggart nahm einem herbeieilenden Matrosen zwei Entermesser ab und gab Vitus eines. »Ihr könnt mit mir dafür sorgen, dass keiner der verdammten Dons meinen geheiligten Boden betritt. Wenn wir sie abwehren, haben wir gewonnen, wenn nicht, gnade uns Gott. Sie sind die tapfersten Soldaten der Welt.«
    Unterdessen war der Spanier, eine Achtundzwanzig-Kanonen-Nao mit Namen
San Juan,
bis auf dreißig Yards herangekommen. Anscheinend unbeeindruckt durch das stetige Feuer von Reffles’ Culverines, legte sie sich längsseits, während Dutzende ihrer Männer wie im Fieber darauf warteten, den Sprung von Schiff zu Schiff zu wagen.
    »Santiago!«
Ihr heiserer Kriegsschrei kam rhythmisch wie aus einem Mund.
»Santiago … Santiago!«
Stahl blitzte in der fahlen Sonne auf, Schüsse knatterten, Enterhaken mit Seilen flogen herüber und fraßen sich im Schanzkleid der
Falcon
fest. Es sah aus, als würde eine Spinne blitzschnell ihr Netz auswerfen, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht auf ihre Beute wartete, sondern selbst kam.
    Die
Falcons
antworteten mit Gebrüll und dem dröhnenden Gleichklang ihrer vom Zwerg bearbeiteten Trommel:
Fal – con! – Bummm – Bummm … Fal – con! – Bummm – Bummm …
    »Santiago!«
Die mutigsten Angreifer sprangen über das Schanzkleid und wurden mit Äxten und Entermessern zurückgetrieben, doch während das geschah, sprangen schon weitere Spanier auf die Decks der
Falcon,
wurden in Kämpfe verwickelt, griffen an, wurden zurückgedrängt, griffen wieder an und wurden wieder zurückgedrängt. Einige der
Falcons
stimmten ihr altes Kampflied an:
    »Brave bird, Falcon, brave bird,
    fights like an eagle, fights like a knight,
    fights by day and fights at night,
    spreads horror and spreads hurt,
    brave bird, brave bird,
    Falcon, brave bird …«
    Ihr Gesang verwehte und ging in den heiseren Schreien des Feindes unter, denn die Spanier waren an Zahl weit überlegen. Immer lauter wurde ihr
»Santiago!«
und immer leiser die Antwort der
Falcons.
Das Musketenfeuer des Gegners konzentrierte sich jetzt auf das Kommandantendeck, wo Taggart und Vitus bislang kaum hatten eingreifen können. Drei oder vier Spanier sprangen die Niedergänge an Backbord und an Steuerbord empor, schreiend, ihre Waffen schwingend. Taggart wandte sich mit einem Fluch nach links, froh darüber, noch rechtzeitig seine beiden Radschlosspistolen präpariert zu haben. Mit zwei gezielten Schüssen machte er die ersten zwei Backbord-Angreifer kampfunfähig, den dritten Mann schrie er an:
»Felipe mierda!«,
und als dieser, außer sich vor Wut über die Beleidigung seines Königs, für den Bruchteil eines Augenblicks unachtsam wurde, rannte Taggart ihm das Entermesser in den Wanst.
    Vitus hatte unterdessen auf der Steuerbordseite ebenfalls alle Hände voll damit zu tun, sich der Angreifer zu erwehren. Es lag zwar lange zurück, dass er die Fechtkunst erlernt hatte, aber er war seinerzeit bei Arturo, dem Wortführer der Gauklertruppe
Artistas unicos
, in eine harte Schule gegangen, und so gelang es ihm, die Angreifer zurück aufs Hauptdeck zu treiben. Dann wandte er sich Taggart zu und brüllte über das Kampfgetümmel hinweg: »Sir, man hat Euch im Visier, nehmt hinter dem Besanmast Deckung!«
    »Niemals! Soll ich etwa

Weitere Kostenlose Bücher