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Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Titel: Die Liebe kommt auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Folk
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meinen Sie das?“
    „Dass Sie nicht angemessen mit ihren Kollegen umgehen. Dass es Ihnen zuweilen am gebotenen Respekt fehlt. Insbesondere ihren Vorgesetzten gegenüber.“
    „Das hat Ihnen Ihr Sohn erzählt? Tanja war fassungslos über so viel Unverfrorenheit. Besonders noch, weil dieser Drecksack daneben saß und nun ein ernstes und besorgtes Gesicht machte. „Hat er Ihnen auch erzählt, dass er der Grund dafür ist, dass ich mich hier nicht mehr wohl fühle?“, Tanja war jetzt egal, ob er ihr glaubte oder nicht. Das Maß war jetzt voll. „Dass er mich seit Wochen sexuell belästigt und mir das Leben hier zu Hölle macht?“
    Der Senior-Chef sah seinen Sohn erstaunt an. Der hob gleich die Hände und sagte entrüstet: „Was soll ich? Das stimmt doch gar nicht. Jetzt gehen Sie zu weit, Frau Klein.“
    „Ach ja? Jetzt plötzlich sind wir wieder beim Sie? Die ganze letzte Woche haben Sie sich aber ganz anders mit mir unterhalten, wenn Sie sich in meinem Büro an mich ran gemacht haben.“ Tanja bebte vor Wut. Wie gerne wäre sie ihm an die Gurgel.
    „Das sind schwerwiegende Vorwürfe, Frau Klein“, mischte sich nun der Senior-Chef ein, „haben Sie dafür irgendwelche Zeugen?“
    „Es kann gut sein, dass es ab und zu jemand mitbekommen hat. Aber hier in der Firma macht doch niemand den Mund auf. Die haben doch alle Angst vor Ihrem Sohn. Besonders, weil Sie ihm mehr glauben als uns. Oder warum glauben Sie, sind innerhalb des letzten Jahres so viele weibliche Mitarbeiter gegangen?“
    „Eigentlich wollte ich Ihnen ja nur helfen, Frau Klein“, meldete sich nun wieder der jüngere Krause zu Wort, „aber in diesem Fall muss ich zu meinem Schutz eben alles sagen. Es ist nämlich genau umgekehrt gewesen, Vater. Frau Klein hat sich an mich heran gemacht. Ich weiß nicht, welche Vorteile sie sich davon versprochen hat, aber sie hat jede Gelegenheit, in der wir alleine waren, dazu genutzt, mir näher zu kommen. Wahrscheinlich ist sie jetzt gekränkt, weil ich ihre Annäherungsversuche strikt abgewiesen habe. Und dass ich ihr morgen Nachmittag nicht gleich Urlaub gewährt habe, sondern es erst prüfen wollte, das hat sie dann gar nicht akzeptieren wollen. Den Rest hast Du ja selbst mitbekommen.“
    Tanja war wie erschlagen. Dass er alles leugnen würde, damit hatte sie gerechnet. Aber dass er auch noch die Frechheit besaß, den Spieß umzudrehen, das schlug dem Fass den Boden aus.
    „Nun, Frau Klein, auch wenn es sich nicht um meinen Sohn handeln würde. Es steht hier Aussage gegen Aussage. Und wenn Sie mir keine Zeugen nennen können, wie soll ich dann wissen, wer die Wahrheit sagt?“
    „Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, etwas mit ihrem Sohn anfangen zu wollen“, sagte sie angewidert.
    „Ach wirklich? Und wieso sollte mein Vater Ihnen das glauben?“, fragte Krause-Junior und funkelte sie dabei böse an.
    „Weil ich lesbisch bin und Männer mich nicht interessieren.“ So, jetzt war es raus. Gerne hätte sie in diesem Moment ein Foto gemacht, denn Vater und Sohn schauten genau gleich blöd aus der Wäsche.
    „Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Sie mir nicht trotzdem schöne Augen gemacht haben, um sich einen Vorteil zu verschaffen“, bestand der Sohn weiterhin auf seine Version der Geschichte.
    „Entschuldigen Sie meine Überraschung. Mit so etwas habe ich nun wirklich nicht gerechnet“, fuhr der Vater dagegen fort. „Ich werde mir in Ruhe überlegen, wie ich mit all dem nun umgehen werde.“
    „Es ist Ihnen niemand böse, wenn Sie die Sache jetzt und hier klar stellen. Im Gegenteil, das erspart meinem Vater das Befragen der anderen Mitarbeiter. Und auch Ihren Kollegen würden Sie es leichter machen.“
    Tanja wusste, dass sie in diesem Fall den kürzeren ziehen würde. Warum sollte es in ihrem Fall auch anders laufen wie bei den anderen. Keiner der Kollegen würde gegen ihren Chef aussagen und am Ende wäre sie wieder die Dumme. „Sie haben recht, ersparen wir uns das Ganze. Ich kündige.“ Und an den Junior-Chef gerichtet sagte sie: „Und Sie will ich bis zum Ende meiner noch verbleibenden Arbeitszeit nicht mehr in meinem Büro sehen, außer Sie kommen in Begleitung. Ansonsten werde ich die Polizei und die Presse einschalten.“ Mit diesen Worten ließ sie ihre beiden Chefs sitzen und ging aus dem Büro.
    Als sie wieder hinter ihrem Schreibtisch ankam, klopfte ihr Herz bis zum Hals hoch. Sie hatte tatsächlich gekündigt. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich danach erleichtert

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