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Die Liebe verzeiht alles

Die Liebe verzeiht alles

Titel: Die Liebe verzeiht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: WENDY WARREN
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ganzen Abend hatte sie sein stolzer und zufriedener Gesichtsausdruck verfolgt. So hatte er früher nur ausgesehen, wenn er mit ihr zusammen gewesen war.
    Lilah wurde heiß. Sie stand auf, um das Fenster zu öffnen und kühle Nachtluft in die Küche zu lassen. Doch sosehr sie sich bemühte, es wollte nicht aufgehen. Bei näherer Betrachtung entdeckte sie dann die nachträglich angebrachte zusätzliche Verriegelung.
    „Sara und ihre verdammten Sicherheitsmaßnahmen“, fluchte sie leise. „Wir sind hier in Kalamoose, nicht in Los Angeles.“
    Kaum hatte sie ausgeredet, meinte sie, draußen eine Bewegung wahrzunehmen. Angestrengt schaute sie hinaus in den Garten, der vom fahlen Mondschein etwas erhellt wurde. Ja, da stand jemand. Jetzt um Mitternacht!
    Beinahe hätte sie nach Sara gerufen, besann sich aber gerade noch rechtzeitig eines Besseren. Womöglich hätte sie dadurch Bree geweckt. Außerdem war sie mutig genug, um mit einem Kleinstadtvoyeur fertig zu werden.
    Lilah ergriff den ramponierten Baseballschläger, der seit einer Ewigkeit an der Wand neben der Hintertür lehnte. Sara hatte ihn dort hingestellt, um damit die Waschbären zu verscheuchen, die regelmäßig die Mülleimer durchsuchten.
    Nachdem sie das Licht in der Küche gelöscht hatte, schob sie die Gardine des Türfensters beiseite. Der Mann wirkte ziemlich groß. Er musste sie beobachtet haben und schien nun auf irgendetwas zu warten. Nur worauf? Sehen konnte er nichts mehr, und trotzdem rührte er sich nicht vom Fleck. Weder näherte er sich dem Haus weiter noch verschwand er, um einer etwaigen Festnahme zu entgehen.
    Ganz schön arrogant, dachte Lilah und hatte im nächsten Moment das Gefühl, eine ähnliche Situation schon einmal erlebt zu haben. Vor langer Zeit, jedoch am gleichen Ort.
    Sie schob Saras diverse Türriegel zurück, drehte den Knauf herum und trat in ihrem Shorty nach draußen. Ja, es war vor dreizehn Jahren gewesen und auch im Sommer. Allerdings hatte sie keinen Baseballschläger bei sich gehabt. Sie war sechzehn gewesen und im Mondschein in die Arme ihrer heimlichen Liebe geeilt.
    Anders als damals hatte Gus heute keine Steinchen gegen die Fensterscheibe geworfen. Auch lief er ihr nicht über den Rasen entgegen. Er beobachtete lediglich, wie sie langsam die Stufen der Veranda nach unten und dann auf ihn zuging.
    Lilah kam sich vor, als würde sie träumen, während sie einen nackten Fuß vor den anderen setzte. Schließlich konnte sie sein Gesicht deutlich erkennen und blieb etwa einen Meter vor ihm stehen.
    Gus ließ den Blick über sie schweifen, von oben nach unten und wieder aufwärts.
    Lilah betrachtete ihn ebenfalls in dem T-Shirt und den Jeans. Sie musterten einander unerschrocken wie nackte Liebende, die den anderen zum ersten Mal sahen.
    Deutlich spürte sie die alte berauschende Sorglosigkeit, die früher immer über sie gekommen war, wenn sie beide sich nachts getroffen hatten – entgegen aller Vorschriften und Verbote.
    Lilah bekämpfte das Gefühl, aber es schien sich dadurch bloß weiter zu verstärken. Einen Moment lang wollte sie alles vergessen, jeden triftigen Grund, warum sie sich von Gus fernhalten sollte, und ihn einfach nur küssen.
    Hör auf damit!, ermahnte sie sich. Immerhin ist er verlobt. Man konnte ihr vieles vorwerfen. Sie war egoistisch, unehrlich und manchmal auch oberflächlich gewesen. Aber sie hatte immer die Finger von einem Mann gelassen, der vergeben war. Wenigstens bisher.
    „Du hältst dich hier unbefugt auf“, sagte sie mit heiserer Stimme.
    „Wenn du willst, dass ich verschwinde, dann unternimm etwas. Du hast einen Baseballschläger und eine Schwester, die Sheriff ist.“
    „Was tust du hier?“
    Gus schwieg erst einmal, und sie war nicht sicher, ob er überhaupt antworten würde. Dann lächelte er plötzlich und wirkte wie früher – arrogant, respektlos und schlecht .
    „Dasselbe, was alle Exknastis machen“, erwiderte er mit samtweicher Stimme und kam zwei Schritte näher. „Ich kehre an den Schauplatz meiner Straftat zurück.“
    „Von welcher Straftat sprichst du?“ Ihr Herz klopfte wie verrückt, während sie versuchte, ruhiger zu erscheinen, als sie war. „Ich dachte, du wärst wegen der Raserei auf der Hauptstraße hinter Gitter gelandet.“
    „Du meinst, weil ich mit dem Auto in Mr. Hertzogs Lebensmittelladen gekracht bin?“ Lässig verschränkte er die Arme vor der Brust, als wäre es das Normalste der Welt, zu so später Stunde hier zu stehen und über alte Zeiten

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