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Die Liebe verzeiht alles

Die Liebe verzeiht alles

Titel: Die Liebe verzeiht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: WENDY WARREN
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Mittag zu essen, gehörte zu den Dingen, die man besser ließ. Himmel, sie würde zu einer Außenseiterin werden.
    Bei der Vorstellung, wieder allein und nicht mehr gefragt zu sein, kam ihr erneut die schreckliche Angst aus ihrer Anfangszeit in Kalamoose hoch. Ihr wurde übel, und sie bekam schreckliche Wut auf Gus. Er würde ihr Leben ruinieren und ihr noch nicht einmal für ihre Hilfe dankbar sein.

3. KAPITEL
    Von Anpassung hält er offenbar noch immer nicht viel, schoss es Lilah jetzt durch den Kopf, während sie Gus betrachtete. Einer alleinstehenden Frau um Mitternacht einen Besuch abzustatten, war in einer Kleinstadt kaum das richtige Benehmen. Trotzdem stand er nun in Edeljeans und T-Shirt mit V-Ausschnitt vor ihr. Immerhin hatte er inzwischen gelernt, sich modisch und vorteilhaft zu kleiden.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie starr auf die Kuhle an seinem Halsansatz sah. Lilah hatte sie mit fünfzehn zuerst bemerkt und mit sechzehn das erste Mal geküsst. Die Erinnerung ließ sie erröten, und sie blickte hastig auf. „Meine Schwester Sara schläft schon. Das hatte ich sagen wollen. Du solltest nicht hier sein. Das gehört sich nicht.“
    Gus wirkte amüsiert. „So? Das gehört sich nicht?“
    Er lachte sie aus.
    Lilah wurde wütend, denn Gus spielte auf ihre Mitternachtstreffen während der Highschool-Zeit an. „Ist deine Verlobte denn mit deinen nächtlichen Besuchen bei anderen Leuten einverstanden?“
    „Karen ist nicht da.“
    Lilah neigte den Kopf leicht zur Seite, sodass ihr die Haare ins Gesicht fielen, und lächelte. Diesen provokanten Auftritt beherrschte sie, seit sie fünfzehn war. Er verlieh ihr zumeist ein Gefühl der Stärke. „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß und verletzt sie nicht?“
    Durchdringend sah er sie an. „ Ich werde sie nicht verlet zen. Karen droht keine Gefahr von Freundschaften, die auf der Highschool endeten.“
    Eins zu null für dich, dachte Lilah und wurde langsam neugierig auf seine Verlobte. Gus und sie waren damals zwei verliebte Kinder gewesen, die sich einsam gefühlt und nach Nähe gesehnt hatten. Würde sie das, was ihn und sie verbunden hatte, heute noch als Liebe bezeichnen? Inzwischen waren sie erwachsen, und er hatte sich einer anderen Frau zugewandt. Wie sie wohl war?
    „Falls du länger in der Gegend bleiben solltest, wirst du sie bestimmt kennenlernen“, sagte er leichthin. „Sie zieht in ein paar Wochen von Illinois hierher und besucht zurzeit ihre Großeltern in Florida.“
    Karen hatte also Familie. Plötzlich merkte Lilah, wie sie eifersüchtig wurde, als sie sich vorstellte, dass Gus in fröhlicher Runde Thanksgiving oder Weihnachten feierte.
    Sie und Gus hatten diese Tage nie zusammen verbracht. Gus hatte immer behauptet, sich nichts aus diesen Festen zu machen. Und für sie selbst waren sie seit dem Tod der Eltern längst nicht mehr so bedeutungsvoll gewesen.
    Onkel Harm, der ewige Junggeselle, hatte keine Ahnung gehabt, wie man einen Truthahn zubereitete oder einen Baum schmückte. Deshalb waren sie in den ersten Jahren immer bei anderen Leuten zum Feiern gewesen. Später hatte die fürsorgliche Nettie dann versucht, zu Hause eine gewisse Feststimmung zu schaffen. Aber zu der Zeit waren Thanksgiving und vor allem Weihnachten für Lilah schon recht traurige Tage gewesen.
    In den letzten Jahren hatte sie Nettie immer angelogen und ihr erzählt, sie könne aufgrund eines Engagements am Theater nicht kommen. In Wahrheit war sie jedoch in Los Angeles geblieben, um an jenen Tagen die Abendschicht im Restaurant zu übernehmen. Und seit Netties Heirat fühlte sie sich ohnehin wie ein Eindringling.
    Gus hatte nun offenbar das gefunden, was ihm früher verwehrt worden war, und eigentlich sollte Lilah sich für ihn freuen. Aber stattdessen war sie neidisch. Nicht, dass sie ihm die Chance auf ein Familienleben missgönnte. Sie war eifersüchtig auf seine Verlobte, die ihm dazu verhalf, und diese unerklärliche Eifersucht beunruhigte sie.
    Um ihr Unbehagen zu verbergen, nickte sie und lächelte betont unbekümmert. „Das wäre schön. Aber jetzt solltest du gehen. Es ist nämlich schon reichlich spät.“
    „Vorher möchte ich dir noch etwas geben, denn deshalb bin ich hergekommen.“ Gus schob die Hand in die Hosentasche, holte eine goldene Uhr mit Kette heraus und ließ sie daran baumeln.
    „Harms Taschenuhr“, stieß Lilah hervor und strich fast ehrfürchtig mit bebendem Finger über die Initialen auf dem Deckel. Diese Uhr hatte ihren

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