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Die Liebe verzeiht alles

Die Liebe verzeiht alles

Titel: Die Liebe verzeiht alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: WENDY WARREN
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investieren. Ich habe Geld gespart und einige kluge Entscheidungen getroffen. Außerdem bin ich Menschen begegnet, die an mich glaubten. Und nun bin ich hier.“
    Peinlich berührt gestand Lilah sich ein, dass sie diesen Erfolg nicht erwartet hatte. Und gerade sie hätte zu den Menschen gehören sollen, die ihm am meisten zutrauten. Auch wusste sie nicht, was sie mehr erstaunte: Dass er es so weit gebracht hatte, oder es ihr so freundlich erzählte.
    Gus deutete auf den riesigen Shake. „Schaffst du ihn allein?“
    „Wohl nicht.“
    Sofort stand er auf und ging zum Tresen. „Jill, würden Sie mir bitte ein Glas geben?“
    Er kehrte an den Tisch zurück und schenkte sich etwas von der Schoko-Milch ein. Dann trank er einen Schluck und leckte sich den braunen Bart ab. „Dieser Drink wird weiter auf der Karte bleiben.“
    Ja, damals hatte er Milch-Shakes geliebt und tat es offenbar immer noch. Gelegentlich hatte er sich früher einen Shake gegönnt, wenn er von seinen diversen Jobs genug Geld gespart hatte. Sie waren zusammen nach Minot gefahren, und er hatte Lilah zum Essen eingeladen.
    Fasziniert hatte sie ihm beim Trinken beobachtet, und während er mit der Zunge die Spuren am Mund entfernte, hatte er sie angesehen. Dann war sie näher an ihn herangerückt, um ihm die Überreste von den Lippen zu küssen …
    „Ich weiß, was du jetzt denkst“, sagte Gus, als sie schnell den Blick senkte und in den Burger biss. Kauend sah sie wieder auf. „Dass es ein übersteigertes Gefühl von Genugtuung ist, ein Lokal zu besitzen, dessen Besuch ich mir früher kaum leisten konnte. Ja, darauf bin ich auch wirklich stolz.“
    „Genau das habe ich gedacht“, log sie lächelnd.
    „Hier in der Gegend leben viele Lakota. Sie sind größtenteils wirtschaftlich sehr schlecht gestellt. Ich möchte sie als Arbeitskräfte in Kalamoose integrieren.“
    „Indem du die meisten selbst beschäftigst?“
    Gus lächelte. „Ich werde eine Menge Arbeitsplätze schaffen.“
    „Und dann hilfst du den Leuten, das Geld anzulegen?“
    „Darin bin ich gut.“
    „Das glaube ich dir gern.“ Lilah wechselte zu einem Thema, das sie brennend interessierte. „Sag mal, was hat dich eigentlich bewogen, Pflegevater zu werden?“ Er hatte früher nie davon gesprochen, dass er sich Kinder wünschte.
    „Es gibt viele Indianerkinder in North und South Dakota, die Pflegeeltern brauchen. Vorzugsweise bringt man sie bei Leuten unter, die selbst zu einem Stamm gehören oder einem verbunden sind, damit die Kids ihr kulturelles Erbe halbwegs behalten.“ Er zuckte die Schultern. „Ich versuche, dabei zu helfen.“
    „Niemand zieht Kinder auf, nur weil irgendwer es machen muss. Diese Entscheidung trifft man nicht im Vorübergehen. Sie will gut überlegt sein.“ Oh, ja, sie wusste, wovon sie sprach. „Insbesondere in deinem Fall“, fügte sie hinzu und bemerkte, wie sich seine Gesichtszüge verhärteten. „Ich meine das nicht irgendwie …“
    Abwehrend hob er die Hand. „Du musst dich nicht entschuldigen. Was wahr ist, ist wahr. Mein Vater verschwand auf Nimmerwiedersehen, als ich zwei war, und meine Mutter und ihre Verwandten haben Alkohol getrunken, als wäre es Wasser. Wie sollte ich da etwas von der Vaterrolle verstehen?“
    „Aber du hast sie freiwillig übernommen?“
    Er dachte einen Moment nach, während er sich mit der Serviette den Mund abtupfte und sie wieder faltete. „Ich habe in meinem Leben mehrere Mentoren gehabt. Dein Onkel war der Erste.“ Er blickte Lilah an. „Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, wie man mit Menschen umgeht. Was ich am meisten bereue, ist, dass ich nicht rechtzeitig zur Vernunft gekommen bin, um Harm dafür zu danken, dass er mich mehrfach gerettet und auf den richtigen Weg gebracht hat. Allerdings kann ich zumindest anderen Menschen helfen, den richtigen Weg einzuschlagen.“
    Nur zu gern hätte Lilah ihm etwas Tröstendes gesagt. Aber ihr Onkel hatte die heimliche Beziehung mit ihr als Verrat empfunden. Auch war er bitter enttäuscht gewesen, dass Gus sich in solche Schwierigkeiten gebracht hatte. Auf ihre Bitte hin hatte er ihn im Gefängnis besucht. Doch Gus hatte sich geweigert, ihn zu sehen, und ein Vollzugsbeamter hatte Harm erzählt, er würde sich oft stur zeigen.
    Ihr Onkel hatte es für das Beste gehalten, dass sie und Gus getrennte Wege gingen. Und um diesen Bruch zu erleichtern, hatte er auch seinen Kontakt zu Gus einschlafen lassen.
    Ja, sie alle hatten Fehler gemacht. Keiner war dagegen gefeit, wie

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