Die Liebe verzeiht alles
Hauptarterie, oder wir zahlen das Geld zurück.“
„Wer kann so einem Angebot widerstehen? Also ein Zimthörnchen und einen Kaffee.“
„Mit oder ohne Koffein?“
„Mit. Ich werde ohnehin mit roten Augen in New York ankommen. Warum dann nicht gleich wach bleiben?“
„Deshalb bist du in Minot? Du bist unterwegs zum Flughafen?“
Gus betrachtete sie nachdenklich. „Das werde ich um fünf Uhr sein. Jetzt bin ich hier, um mit dir zu sprechen.“
Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen. Wie in alten Zeiten. Nein, das war nicht gut. „Worüber?“
„Hast du ein paar Minuten Zeit?“
„Ich muss erst noch Kaffeebecher nachfüllen.“
„Okay. Ich warte solange.“
„Bis gleich.“
Lilah bereitete das Zimthörnchen vor, nahm dann die Kanne mit dem frisch gebrühten Kaffee und begann, den Gästen nachzuschenken. Worüber wollte Gus wohl mit ihr reden?
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich der Form halber bei den Truckern und sah auf, als keiner antwortete. Hätte sie es doch nur nicht getan. Der Mann, der sie vor ein paar Minuten angemacht hatte, widmete sich weiter seinem Essen. Aber sein Kollege meinte, er müsste an das Gespräch von eben anknüpfen.
„Ich würde mir auch keinen Wecker stellen, um mit dem Typen zu frühstücken.“ Er nickte in Richtung seines Kumpels und umfasste ihr Handgelenk, als sie seinen Becher füllte. „Ich heiße Dodge, und du bist …“, er las ihr Namensschild, „… Lilah. Ein sexy Name für ein sexy Weib.“
Mir wird gleich übel, dachte sie, während sie sich wegen des zusätzlichen Drucks auf ihren Unterarm gezwungenermaßen etwas hinunter beugte. Vorsichtshalber stützte sie den Ellbogen auf den Tisch, damit sie die noch recht volle Kanne besser festhalten konnte.
„Der Kaffee ist sehr heiß. Ich möchte die Kanne ungern fallen lassen, Dodge.“
„Er ist nicht das einzig Heiße hier.“ Bedeutungsvoll starrte er auf ihre Brüste. „Warum stellst du sie nicht ab und setzt dich für dich einen Moment?“, fragte er, ohne die Hand wegzunehmen. „Möchtest du nicht meine Frühstückspläne hören?“
Obwohl Lilah in den letzten Jahren in Mittelklasselokalen bedient hatte, wusste sie noch aus früheren Zeiten, wie man mit Gästen wie ihm fertig wurde. „Ich brauche meine Hand zurück, Dodge. Ich muss nämlich arbeiten.“
„Deine hübschen Hände könnten etwas Besseres tun, als Kaffee zu servieren“, sagte er rau und ließ seine dicken Finger ihren Arm entlang gleiten.
Vielleicht hätte sie versucht, sich mit Worten aus der Affäre zu ziehen, wenn sie nicht so müde gewesen wäre und sich darüber geärgert hätte, wie wenig sie aus ihrem Leben gemacht hatte. Sie, die dreimalige Schönheitsprinzessin von Kalamoose, balancierte fettiges Essen zu Männern, die glaubten, sie wäre Freiwild und leicht zu haben.
Sie rang sich ihr schönstes – unechtes – Lächeln ab und richtete sich wieder auf. Dabei hantierte sie – leider – so ungeschickt mit der Kanne, dass diese gegen den Plastikbecher mit Eiswasser stieß, der auf dem Tisch stand und – unglücklicherweise – auf dem Schoß von Dodge landete.
Der Trucker brauchte erst einen Moment, um zu begreifen, was passiert war. Dann fluchte er so laut, dass es im ganzen Lokal zu hören war, und tobte: „Das hast du extra getan!“
Sein Kollege lachte schallend. Er freute sich offenbar diebisch, dass er verschont geblieben war und auch sein Kumpel keinen Erfolg bei ihr gehabt hatte. Und bevor sie sich in falschem Überschwang für das schreckliche Versehen entschuldigen konnte, schob sich jemand zwischen sie und Dodge.
Der Trucker erhob sich von seinem nassen Sitz, machte aber nicht den Eindruck, als wollte er ihr versöhnlich die Hand reichen. So bildete Gus mit seinem breiten Rücken eine Art Rammbock und sorgte auf beiden Seiten für den nötigen Abstand.
Nicht, dass Lilah sich weiter mit Dodge anlegen wollte. Er war größer, als sie angenommen hatte. Außerdem gelangte sie allmählich zu der Einsicht, sie hätte sich doch besser mit Worten wehren sollen.
„Was für ein Pech.“ Gus klang, als würde er nicht wissen, wie das Ganze geschehen war. „Ich habe Lulu schon tausendmal gesagt, dass sie sich nicht zur Kellnerin eignet.“
„Ich dachte, sie würde Lilah heißen.“
„Das ist ihr Künstlername. Sie will nach Hollywood und träumt davon, ein Star zu werden. Deshalb hat sie mich und unsere fünf Kinder verlassen. Aber ich bin jetzt hergekommen, um sie zur Heimkehr zu
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