Die Liebe verzeiht alles
ist jetzt mit ihr im Wohnzimmer.“
„Danke, Loida.“ Beklommen machte sich Lilah auf den Weg. Sie musste schnellstens zu ihrer Tochter.
9. KAPITEL
Zitternd saß Bree auf der Rückfahrt neben Lilah im Auto. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und presste die Lippen zusammen. Da sie sich weigerte, mit ihr zu sprechen, beschloss Lilah, zu ihr zu reden.
Sie versicherte ihr, dass sie ihre Tochter lieben würde und schon immer geliebt hätte. Dann erklärte sie ihr, dass sie sich über alles unterhalten und einen Weg finden müssten, um alles wiedergutzumachen. „Ich möchte ab jetzt jeden Tag für dich da sein und an deinem Leben teilhaben.“
Als sie sich schließlich erkundigte, ob sie Fragen zu Gus hätte, legte Bree die Arme so fest um sich, dass es Lilah das Herz zerriss. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit sie sich geliebt und gewollt fühlt, gelobte sie sich. Und Gus würde ebenfalls sein Bestes geben, daran zweifelte sie keine Sekunde.
Kaum hatte sie das Auto hinter Saras Dienstwagen geparkt, neben dem ein neuer Kombi stand, sprang Bree heraus und stürmte zum Haus. Lilah folgte ihr mit schleppenden Schritten. Auf Besuch hätte sie jetzt sehr gut verzichten können: „Hallo Mädchen“, hörte sie Sara sagen, als sie das Wohnzimmer betrat. „Schön, dich … euch zu sehen. Das Essen ist in einer halben Stunde fertig. Nettie hat es gekocht. Hey, Nettie, komm her! Lilah ist da!“
Momente später kam die Schwester aus der Küche und lief strahlend auf sie zu. „Lilah! Du hättest mich anrufen sollen! Ich freue mich riesig, dass du hier bist.“ Sie umarmte sie überschwänglich und streckte dann Bree die Hand entgegen. „Du musst Bree sein. Ich bin Nettie, die einzig Vernünftige von uns drei Schwestern und nebenbei auch die Einzige, die kochen kann. Wie ich gehört habe, hast du jede Menge Erdnussbutter-Sandwiches essen müssen. Was hältst du heute von Fajitas?“
Starr blickte die Elfjährige Nettie an und antwortete kaum verständlich: „Ich habe keinen Hunger.“ Dann rannte sie aus dem Zimmer und die Treppe hinauf.
Verblüfft sah Nettie Lilah an. „So hat noch niemand auf ein mexikanisches Gericht reagiert. Hattet ihr einen harten Tag?“
Lilah zwang sich zu einem Lächeln. Am besten zog sie das Ganze ins Lächerliche. Sie musste sich erst wieder etwas fangen, bevor sie mit ihren Schwestern über alles reden konnte. „Du weißt ja, wie Kinder sind. Ein paar Kekse, ein mieser Nachmittag, an dem sich die Bezugspersonen als Lügner erweisen, und schon ist der Appetit hin.“ Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. „Mensch, ich freue mich, dich zu sehen. Danke, dass du für uns gekocht hast. Es wird sicher super schmecken“, stieß sie plötzlich schluchzend hervor und warf sich in Netties Arme, wo sie herzzerreißend weinte.
Gedankenverloren beobachtete Gus vom Balkon seines Schlafzimmers aus, wie die Sonne mehr und mehr am Horizont versank. Er fühlte sich entsetzlich. Lilah hatte ein Kind von ihm. Sie war bei ihrer letzten Begegnung, bevor er straffällig geworden war, schwanger von ihm gewesen.
Es stimmte, was er ihr erzählt hatte. Er war erst fünf Jahre nach ihrer Trennung wieder eine andere Beziehung eingegangen. Und selbst dann hatte er ständig an Lilah denken müssen. Seine Erinnerungen an sie hatten ihn begleitet und damit jede neue Verbindung zum Scheitern verurteilt.
Er hörte, wie die Tür von Elans Zimmer geschlossen wurde. Im Gegensatz zu allen anderen fand der Junge die Situation nicht tragisch. Natürlich tat ihm Bree leid, denn er hatte gemerkt, wie durcheinander sie war. Trotzdem schien er weder Gus noch Lilah etwas zu verübeln. Er hatte nur ein paar grundsätzliche Fragen gestellt und schließlich erklärt, es sei besser, drei Elternteile zu haben, als ein Pflegekind zu sein – was er Bree bei nächster Gelegenheit sagen wollte.
Und wie sollte Gus sich jetzt verhalten? Wann ist der geeignete Zeitpunkt, um mit Bree Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, mit ihr zu sprechen?, überlegte er, als das Telefon klingelte. Er musste sich erst kurz besinnen, kehrte dann nach drinnen zurück, aber bevor er den Apparat erreichte, hatte sich der Anrufbeantworter bereits eingeschaltet.
„Hallo … hier ist Lilah. Entschuldige, dass ich so spät noch störe. Besonders nach dem, was … Aber Bree ist weg, und ich habe gedacht … ich hoffe … Ist sie bei euch?“ Gus bekam eine Gänsehaut, als er die tränenerstickte Stimme hörte. „V…vielleicht
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